
Das Paraplegiker-Zentrum in Nottwil feiert seinen 30. Geburtstag





Am 6. September 1990 startete ein Volksfest in Nottwil. Rund 100 000 Menschen besuchten über mehrere Tage verteilt das Eröffnungsfest des Schweizer Paraplegiker-Zentrums (SPZ).
Dieses Wochenende hätte das 30-Jahre-Jubiläumsfest stattgefunden. Aufgrund der Corona-Situation müsse man die Feier jedoch auf den 12./13. Juni 2021 verschieben, teilt das SPZ mit. «Trotzdem wollen wir der Bevölkerung schon heute für die fantastische Unterstützung in den letzten 30 Jahren danken», sagt Marcel Unterasinger, Leiter HR. Mitarbeitende der ganzen Gruppe, darunter viele Pflegefachkräfte, studierten eine eigene Choreografie zur weltweit viral gehenden #Jerusalema-Dance-Challenge ein. Zu sehen, wie so viele Mitarbeitende – Fussgänger und Rollstuhlfahrer – vor dem SPZ tanzen, war laut Unterasinger berührend. «Mit diesem Tanz danken wir der Bevölkerung für die jahrelange Unterstützung von Menschen mit Querschnittlähmung. Gleichzeitig wollen wir für Anliegen von Querschnittgelähmten sensibilisieren und mit unserer Arbeit dazu beizutragen, dass es nicht mehr Menschen mit oder ohne Behinderung gibt, sondern einfach nur Menschen.»
Grosse medizinische und technische Fortschritte
Seit der Gründung hat sich im Paraplegiker-Zentrum in Nottwil einiges verändert: Die Bettenanzahl hat sich verdoppelt, das Gebäude ist um einen Drittel vergrössert worden. Und während man 1990 noch 240 Mitarbeitende beschäftigte, sind es heute 1300. Auch aus medizinischer und technischer Sicht ist das SPZ bedeutend weiter als vor 30 Jahren. «Wir können heute zum Beispiel Muskeln, Sehnen und Nerven operativ so verlagern, dass Querschnittgelähmte ihre Hände und Finger viel besser und genauer bewegen können als früher», sagt Direktor Hans Peter Gmünder. Weiter gebe es neuartige Elektro-Stimulationsprogramme zur Verbesserung der Blasen-und Muskelfunktion sowie der Schmerzempfindung. Um Patienten bei Eingriffen an der Wirbelsäule die höchste Sicherheit gewährleisten zu können, kommen im Operationssaal laut Gmünder computertomographisch unterstützte Navigationssysteme zum Einsatz.
Umfassendes Leistungsnetz an einem Ort
Die Behandlung von Querschnittgelähmten in Nottwil ist seit Beginn einzigartig, weil sowohl Intensivmedizin, Akutmedizin, Chirurgie als auch Rehabilitation und Wiedereingliederung an einem Ort stattfinden. «Patientinnen und Patienten werden nach der Aufnahme im SPZ nicht nur von Wirbelsäulenspezialisten operiert und während der Reha über mehrere Monate von Pflegenden und Therapeuten betreut», sagt Gmünder. Die Betroffenen würden auch intensiv auf die Rückkehr in den Alltag vorbereitet. «Sie erhalten Beratungen zum Wohnungsumbau, können verschiedene Sportarten im Rollstuhl testen, gehen zur Schule oder werden von Job-Coaches beraten und auch nach der Zeit im SPZ begleitet.»
Getragen wird das SPZ von 1,8 Millionen Gönnerinnen und Gönnern der Schweizer Paraplegiker-Stiftung. Gründer des Paraplegiker-Zentrums in Nottwil ist der Pionier und Visionär Guido A. Zäch. (pd/rzu)
Das Video zur Challenge ist auf der Facebook-Seite der Schweizer Paraplegiker-Stiftung aufgeschaltet.