
Der Besitzerin von Schloss Böttstein droht der Konkurs – dem Hotel-Restaurant ebenso
Terrasse und Innenhof offen» steht auf einer Tafel vor der Abzweigung zu Schloss Böttstein. Im Schlosshof selbst ist vom Hotel- und Restaurantbetrieb nichts spürbar am Morgen des Pfingstmontags. «Restaurant bis 14.00 Uhr geschlossen. Breakfast for Hotelguests ok», ist auf einem weissen A4-Papier an der Schlosstür zu lesen. Im Schlosshof herrscht eine idyllische Ruhe. Die vielen Blumen versprühen mit ihrer Farbenpracht einen einnehmenden Charme, im Brunnen plätschert Wasser, Vöglein zwitschern. Zu sehen ist keine Menschenseele.
Doch der Schein trügt. Nichts weniger als der Konkurs droht dem Schlossbetrieb – und der Eigentümerin. Recherchen zeigen: Am 28. Mai hat das Einzelgericht in Konkurssachen am Bezirksgericht Horgen den Konkurs über Pearl Anthony Lauper, 53, eröffnet. Weil sie Eigentümerin der Einzelunternehmung «Schloss Böttstein, Anthony Lauper» ist, ist auch die Firma vom drohenden Konkurs betroffen.
Konkursverwalter war vor Ort
Ausgelöst wurde die Konkurseröffnung durch die Betreibung eines «nicht namhaften Betrages», wie Christoph Rengel vom Konkursamt Thalwil als zuständiger Notar und Konkursverwalter sagt. Lauper, deren Wohnsitz in Kilchberg ZH liegt, habe die Frist verpasst. «Wir waren tags darauf vor Ort im Schloss Böttstein, haben uns ein Bild gemacht und die notwendigen Sicherungsmassnahmen getroffen», sagt Rengel. «Wir haben die Bücher eingesehen und festgestellt, dass keine Überschuldung, sondern ein Liquiditätsengpass vorliegt. Wir gehen davon aus, dass Frau Lauper dank ihren verschiedenen Vermögenswerten alle Verbindlichkeiten decken kann.» Auf einem Betreibungsregisterauszug der Frau finden sich laut mehreren Quellen zahlreiche Positionen.
Der Grossteil von Laupers Vermögen ist in Immobilien angelegt. Einen Teil müsste sie verkaufen, um die nötige Liquidität herzustellen, führt Rengel aus. Ausserdem habe sie offene Guthaben vom Hotel-Betrieb. «Laut ihren Aussagen und Unterlagen läuft der Betrieb gut.» Zu den eingesehenen Unterlagen gehören Bilanz und Erfolgsrechnung, die jetzt à jour seien, ein Belegungsplan von Hotel und Restaurant sowie eine Liste von Events mit Reservationen. «Das sah gut aus», sagt der Konkursverwalter. Im Schloss finden regelmässig Hochzeitsapéros und -feiern statt. Dazu gehören auch Trauungen in der barocken Kapelle von 1617, die dem Römisch-katholischen Kapellenverein gehört.
Beschwerdefrist ist abgelaufen
Der Konkurs ist nicht rechtskräftig, aber wirksam. Aufgrund der vorhandenen Vermögenswerte kann Lauper Hotel und Restaurant weiterführen. «Unter Aufsicht des Konkursamtes», hält Rengel fest. Das bedeutet, dass ihre Konten gesperrt sind. Die Festangestellten hätten eine Erklärung abgegeben, unter diesen Umständen weiterzuarbeiten. Auch auf die Gefahr hin, dass der Konkurs doch rechtskräftig wird. Die Teilzeit-Mitarbeitenden auf Abruf müssen noch informiert werden.
Laut Rengel wollte Lauper Beschwerde beim Zürcher Obergericht einreichen. Die Frist lief gestern Dienstag ab, wobei das Datum des Poststempels massgebend ist. «Bei uns ist bis heute nichts eingegangen», sagte Andrea Schmidheiny, Mediensprecherin des Obergerichts, auf Anfrage. Klarheit werden somit die nächsten Tage bringen. Trifft die Beschwerde noch ein und tritt das Obergericht auf sie ein, könnte der Konkurs abgewendet oder zumindest aufgeschoben werden. Das Gericht würde dann festlegen, welche Verbindlichkeiten Lauper in welcher Frist tilgen muss.
Schloss gehörte der Axpo
Gemäss Grundbuch gehört Lauper zum einen die 9532 m² grosse Schlossparzelle mit Festsaal, Innenhof, zwei Gasthäusern und dem grossen Parkplatz. Zum anderen sind auch die zwei angrenzenden Wiesengrundstücke mit einer Fläche von 9539 und 4337 m² sowie ein kleineres Teichgrundstück von 361 m² in ihrem Besitz. Dem Konkursbeschlag unterliegt auch das Grundstück an ihrer Wohnadresse in Kilchberg, das zur Hälfte in ihrem Besitz ist.
Zudem gehört ihr auch die «Wilkinson Immobilien GmbH» mit Sitz in Zürich. Die Immobilienfirma existiert erst seit Ende November 2018. Gemäss Aussage von Christoph Rengel würden bei einem Privatkonkurs auch Laupers Stammanteile in der Höhe von 20’000 Franken in die Konkursmasse fliessen. Da diese Gesellschaft über Grundbesitz verfügt, ist der Wert dieser Anteile deutlich höher. Wie hoch, darüber macht Rengel keine Angaben.
Lauper kaufte das unter Denkmalschutz stehende Schloss Böttstein per 1. Juli 2017 dem Energiekonzern Axpo ab. Über den Kaufpreis wurde Stillschweigen vereinbart. Axpo nannte Laupers Namen nicht. Sie achtete stets darauf, in der Öffentlichkeit nicht fotografiert zu werden. Am liebsten wäre sie auch in den Medien nie mit Namen genannt worden. Für die AZ war Lauper bisher nicht erreichbar. Eine Anfrage per Mail blieb unbeantwortet.