
Der EHC Olten auf der Suche nach Geduld und Stabilität
Wenn man als Eishockey-Klub bereits am 4. März zur Saisonbilanz-Medienkonferenz einladen muss, dann hat das in der Regel nichts Gutes zu bedeuten. Im Fall vom EHC Olten hiess das bekanntlich: Out im Viertelfinal gegen den SC Langenthal. «Wenn man ein ganzes Jahr auf das Ziel Playoff hinarbeitet und dann bei der erstmöglichen Gelegenheit gleich scheitert, dann ist das frustrierend. Und man darf auch sagen, dass schon eine gewisse Ratlosigkeit herrscht, wie die Niederlagen gegen Langenthal zustande gekommen sind», umschrieb Oltens Verwaltungsratspräsident Marc Thommen seine Gefühlslage bei seiner persönlichen Saisonbilanz.
Hat man den Blick für die Realität verloren?
Bei der sportlichen und geschäftlichen Führungscrew suchte nach dem enttäuschenden Abschneiden niemand nach Ausreden. Das gesetzte Ziel, die Finalqualifikation, wurde meilenweit verpasst. Wobei man sich nach dem kläglichen Scheitern natürlich auch der öffentlichen Kritik ausgesetzt sah. Die grosse Frage lautete dabei: Hat man den Blick für die Realität verloren? Setzte man die Mannschaft mit den hoch gesteckten Ambitionen unnötig unter Druck? EHCO-Geschäftsführer Patrick Reber winkt bei solchen Fragen ab: «Die Mannschaft hatte zweifellos das Potenzial, dieses Ziel zu erreichen. Wir setzen solche hohen Ziele nicht, weil wir Träumer sind. Wir haben hier in Olten alle Voraussetzungen, dass Spitzen-Eishockey geboten werden kann. Sei es punkto Spielermaterial, sei es punkto Umfeld. Das ist die Realität.»
Die Realität ist aber auch, dass das vorzeitige Ausscheiden ein Loch in die Kasse reissen wird – auch wenn «nur» mit der Halbfinal-Teilnahme kalkuliert worden ist. Thommen: «Wir werden sicher kein erfreuliches finanzielles Ergebnis haben. Das wird uns noch einmal wehtun.» Und es wird den schwierigen Prozess, die Sanierung der Aktiengesellschaft mit einer ambitionierten, sportlichen Zielsetzung unter einen Hut zu bringen, noch einmal verkomplizieren. «Aufgrund der verschärften Situation sind wir alle gefordert und entsprechende Massnahmen werden an der Generalversammlung im August den Aktionären vorgestellt», sagt Marc Thommen.
Sowohl Thommen als auch Reber sind aber überzeugt, dass der EHC Olten auch unter erschwerten Bedingungen immer noch in der Lage ist, eine kompetitive Mannschaft zu stellen. «An den strategischen Zielen ändert sich nichts: Wir wollen der führende Eishockey-Klub im Mittelland sein. Da gehört der sportliche Ehrgeiz dazu», unterstreicht Reber. Und Thommen fügt an: «Mittelfristig ist und bleibt es unser Ziel, den Kübel nach Olten zu holen. Wir sind dabei, etwas aufzubauen. Aber das braucht Geduld.»
Fredrik Söderström bleibt EHCO-Trainer
Die grosse Frage, die sich dabei nicht nur die Sportverantwortlichen stellen, lautet: Wie geduldig ist das Umfeld? «Glaubt der Oltner Fan nach all den Enttäuschungen der letzten Jahre an unseren Weg? Können wir das Vertrauen zurückholen? Wie können wir vermeiden, dass man uns nicht nur für Schönredner hält? Logisch, hätte uns der sportliche Erfolg in dieser Saison auf diesem Weg extrem geholfen», sagt Reber.
Wie sehr man bei den EHCO-Verantwortlichen aller Enttäuschung zum Trotz an den eingeschlagenen Weg glaubt und auf Kontinuität setzt, zeigt auch die Tatsache, dass an der Qualität der Arbeit der sportlichen Führung mit Sportchef Marc Grieder und Headcoach Fredrik Söderström nicht gezweifelt wird. Beiden wurde vom Verwaltungsrat vollumfänglich das Vertrauen ausgesprochen. Marc Thommen gibt sich kämpferisch, wenn er sagt: «Jetzt haben wir richtig eins auf den Deckel bekommen. Das tut uns sehr weh. Aber jetzt gibt es nichts anderes, als wieder aufzustehen und den Weg weiterzugehen.»