Der EHC Olten bezahlt den Horrorstart ins Derby teuer

Es hatten sich noch nicht einmal alle 1000 zugelassenen Zuschauer auf ihren Plätzen eingefunden, da hatte der Stadionspeaker im Schoren genüsslich die Zahl ins Mikrofon gebrüllt: «Acht-komma-drei-Sekunden!» 8,3 Sekunden dauerte es, da jubelten die Langenthaler ein erstes Mal. Verteidiger Nico Gurtner schien noch nicht bemerkt zu haben, dass das Derby begonnen hatte: Völlig nonchalant versuchte er nach gewonnenem Knelsen-Bully die Scheibe via Bande herauszuchipen, womit er aber bei seinem Gegenspieler hängen blieb, was Langenthals Kämpf eiskalt ausnutzte. Auch in den Minuten danach fand der EHC Olten nicht in die Spur: Nur zwei Minuten später liess Torhüter Simon Rytz einen haltbaren Flachschuss aus spitzem Winkel zwischen den Beinschonern passieren. Und schliesslich war das Horror-Startdrittel nach einem Stellungsfehler perfekt, auf den Langenthals Kummer ebenso unbeirrt ein Tor folgen liess.

Ein Torhüterwechsel und eine Schwarzenbach-Strafe

Der EHC Olten fand sich mit einem 0:3-Rückstand nach 20 Minuten in der Garderobe wieder vor. Es brauchte deutliche Worte von Trainer Fredrik Söderström – und ein Zeichen an seine Mannschaft: Er ersetzte Rytz durch Matthys. «Ein solcher Start ist ein absoluter Albtraum. Und ein solches Drittel ist umso frustrierender, weil wir das Spiel hätten gewinnen können, wenn wir diese individuellen Fehler nicht gemacht hätten», bilanzierte ein bedachter Söderström nach Spielende und ergänzte: «Aber ich möchte niemanden steinigen, so ist unser Sport: Wir gewinnen und wir verlieren zusammen.»

Tatsächlich hatte sich der EHC Olten im Mitteldrittel endlich im Derby angemeldet. Kurioserweise brauchte es dafür eine 2-plus-10-Minuten-Strafe gegen Schwarzenbach wegen Bandenchecks. Denn rund um diese zwei Minuten Unterzahl gelang es dem EHCO, zwei der drei Tore wettzumachen. Erst entwischte Nunn nach Puckgewinn von Knelsen seinem Gegenspieler und traf. Und als Fogstad Vold, der die 2-Minutenstrafe gegen  Schwarzenbach abgesessen hatte, von der Strafbank zurückkam und sich die Scheibe erlief, assistierte er Wyss, der endlich einen dieser viel gesuchten Oltner Qualitätsabschlüsse gelang und die Scheibe im Toreck unterbrachte.

Der EHC Olten war ab dem Zeitpunkt des Anschlusstreffers die spielbestimmende Mannschaft, fand aber den Ausgleich selbst in einer dreiminütigen Überzahlsituation nicht. Und so nutzte Tschannen eine weitere Oltner Unachtsamkeit aus und entschied das Spiel mit dem 4:2 vorzeitig. Zwar gelang Leonardo Fuhrer mittels Ablenker im Slot nochmals der Anschlusstreffer mit einem sehenswerten herausgespielten Powerplaytor, doch die vier Tore wogen schlussendlich doch zu schwer. Der EHC Olten hat teuer bezahlt für einen unerklärlichen Horrorstart.

Nur noch 1000 Zuschauer – oder doch nicht?

Die Nachrichten überschlugen sich gestern Nachmittag im Stundentakt – der eine nach dem anderen Kanton verkündete striktere Massnahmen. Der Kanton Solothurn etwa gab bekannt, dass ab sofort doch nur noch 1000 Zuschauer an die EHCO-Spiele im Kleinholz zugelassen sind. Ob diese 1000er-Regel aber überhaupt noch zur Anwendung kommt, ist aufgrund der rapide steigenden Coronazahlen höchst fragwürdig: So informierte der Kanton Bern am Freitagnachmittag, dass ab heute Samstag bis auf weiteres keine Grossveranstaltungen mit Zuschauern durchgeführt werden dürfen.

Beim EHC Olten zeigt man Verständnis für den Entscheid des Kantons Solothurn. Der Klub muss nun angesichts von 1200 Saisonkartenbesitzern kreative Lösungen suchen. Diese haben ein Reservationsvorrecht. Sie müssen sich aber zwingend vor jedem Spiel für den Besuch online registrieren.