Der EHC Olten hält am Drehbuch fest

Am Ende versammelten sich die EHCO-Spieler zu einer grossen Traube vor dem eigenen Tor rund um ihren formstarken Torhüter Simon Rytz und feierten den 3:2-Auswärtssieg im Spitzenkampf beim EHC Kloten sichtlich erleichtert. Das Team – es stand beim EHC Olten wieder einmal in einer zentralen Rolle. Sinnbildlich dafür stand etwa EHCO-Ausländer Bryce Gervais, der sich 26 Sekunden vor Schluss in einen Schuss warf und humpelnd mit schmerzverzerrtem Gesicht das Eis verliess. Der EHC Olten zeigte gegen NL-Absteiger Kloten eine beeindruckende Partie und war verdient als Sieger hervorgegangen. Defensiv stand man kompakt und offensiv setzte man die Nadelstiche in den richtigen Momenten.

Der EHCO musste aber bis zur allerletzten Sekunde um drei wertvolle Punkte zittern. Dabei hatte Lukas Haas vier Minuten vor Schluss den vermeintlichen Todesstoss verpasst – und wie: Der EHCO-Captain konnte eine Holperscheibe schneller als sein Gegenspieler unter Kontrolle bringen und düpierte daraufhin im Eins-gegen-Eins den vom HCD ausgeliehenen Kloten-Torhüter Joren van Pottelberghe sehenswert zwischen den Beinen. Doch auf den 3:1-Treffer folgte umgehend Klotens Anschlusstreffer durch Füglister, weshalb die Dreitannenstädter noch einmal unnötig Spannung aufkommen liessen.

Rückstand – im Mitteldrittel

Ohnehin hielt der EHC Olten am Drehbuch der vergangenen Spiele fest. Einmal mehr musste man nämlich einem Rückstand hinterherrennen. EHCO-Verteidiger Tim Grossniklaus wollte in der neutralen Zone einen Check fertigmachen, worauf er in der Defensive schmerzlich vermisst wurde: Klotens Wetli nutzte den Stellungsfehler zur Führung aus. Zu diesem Zeitpunkt waren allerdings bereits 22 Minuten gespielt.

Im Startdrittel umging der EHC Olten noch einem Fehlstart und war die bestimmende Mannschaft, doch fehlten die Tore. Spätestens nach einer 54 Sekunden langen doppelten Überzahlsituation hätten die Oltner führen müssen. EHCO-Trainer Chris Bartolone nahm es seiner Mannschaft im Nachhinein überhaupt nicht übel und winkte gar ab: «Ach, so ist Eishockey. Wichtig finde ich, wie wir darauf reagiert haben. Es hat mich gefreut, einen Teamspirit über 60 Minuten zu sehen.» Sie seien nun in jener Phase, in der sie sich auf die Playoffs vorbereiteten. «Wir müssen nun in jedem Spiel beweisen, dass wir einen guten Playoffplatz verdient haben. Und das gilt auch für jeden individuellen Spieler. Man muss zu diesem Team zählen wollen», sagte Bartolone und schloss ab: «Und ich spüre, dass die Spieler Freude daran haben.»

Einen Punkt auf Spitzenplatz

Freude, und noch viel mehr Selbstvertrauen, war den Oltnern auch trotz Rückstand in der Fortdauer der Partie anzusehen. Man blieb ruhig und hielt am Gameplan fest. Zwar liessen Mäder, Haas, Hohmann und Gervais erst noch hochkarätige Chancen aus. Doch dann steckte Haas all seine riesige Erfahrung in eine Szene, verzögerte in einer 2:1-Situation das Abspiel so lange, bis schliesslich Mäder nur noch einzuschieben brauchte (33.).

Es liefen schliesslich die letzten Sekunden einer Zanatta-Strafe hinunter, als Bryce Gervais sich die Scheibe eroberte und sich im Alleingang gegen zwei Klotener durchsetzte und van Pottelberghe bezwang (39.). Die Szene zeigte, wie enorm viel Selbstvertrauen sich Gervais in den letzten Wochen getankt hat. Noch im September oder Oktober hätte er die Scheibe kampflos tief gespielt.

Mit dem 3:2-Sieg verschafft sich der EHC Olten in der Tabelle etwas Luft nach hinten. Fünf Punkte zählt der EHCO auf das Drittplatzierte Ajoie. Und gegen oben schliessen die Powermäuse wieder auf einen Punkt zu Leader La Chaux-de-Fonds auf. Doch aufgepasst: Platz eins und sechs liegen nur neun Punkte auseinander. Zurücklehnen wäre fatal.