
Der EHC Olten präsentiert sich wie ein baufälliges Haus
Stellt man sich den EHC Olten als Gebäude vor, dann würde man ein baufälliges Haus sehen. Drinnen müssen die Bewohner bei Regen hektisch Eimer von einer undichten Stelle zur anderen verschieben. Immer wieder tun sich neue Lecks auf, der Wind pfeift durch die kaputten Dichtungen, Fensterscheiben zerspringen. Man weiss kaum mehr, wo und wie man das Unglück noch abwenden kann.
Auf dem Eis geht es dem EHC Olten genauso. Mit sieben Niederlagen im Gepäck ging man in das Derby gegen die zuletzt ebenfalls alles andere als unwiderstehlichen Langenthaler. Nach 54 Sekunden schlug es bereits erstmals hinter Oltens Goalie Silas Matthys ein. Ein denkbar schlechter Start für eine komplett verunsicherte Mannschaft. Doch siehe da: Der EHCO fand in der Offensive, besonders dank des Powerplays, endlich mal wieder den Rank.
Die unfassbare offensive Ausbeute im Powerplay
Dreimal trafen die Powermäuse im ersten Drittel mit einem Mann mehr. Eine unfassbare Ausbeute, wenn man daran denkt, dass der Mannschaft letztmals am 16. Januar beim 5:1 gegen Kloten mehr als zwei Tore aus dem Spiel heraus gelungen waren und das Überzahlspiel zuletzt wieder unterirdisch schlecht funktioniert hatte. Noch besser: Sowohl Sorgenkind Nummer 1, Dion Knelsen (letztes Tor am 19. Januar, seither in acht Spielen ohne Skorerpunkt), als auch Sorgenkind Nummer 2, Garry Nunn, der seit seinem Hattrick gegen Kloten in neun Spielen noch einen Assist gesammelt hatte, trafen ins gegnerische Tor. Und zu Beginn des zweiten Drittels gelang auch noch Jüngling Mason McTavish sein erster Treffer im Dress des EHC Olten.
4:3 führten die Oltner zu jenem Zeitpunkt. Doch so überraschend gut es vor dem gegnerischen Tor lief, umso schlechter agierte man vor dem eigenen Kasten. Das Defensiv-Verhalten spottete jeder Beschreibung. Die Langenthaler mussten sich für ihre Tore nicht mal sonderlich anstrengen. Sie machten ohne grossen Aufwand aus einem 3:4 ein 6:4. Wobei auch Goalie Matthys keinen guten Eindruck hinterliess. Das 5:4 für die Langenthaler, welches den verunsicherten Oltnern den Wind komplett aus den Segeln nahm, ging klar auf seine Kappe. Womit wir wieder beim Bild mit den Wasserkübeln angelangt sind. Kaum hatte man die Baustelle in der Offensive notdürftig geflickt, taten sich in der Defensive, wie aus dem Nichts, riesige Löcher auf. Und zu schlechter Letzt auch noch beim Goalie.
In dieser Mannschaft passt kaum mehr etwas zusammen
Kurz: In dieser Oltner Mannschaft passt wirklich nicht mehr viel zusammen. Auch in Langenthal hatte man nie das Gefühl, dass sich der EHCO mit Vehemenz gegen die achte Niederlage in Serie aufzulehnen vermag. Trotz des lange Zeit eigentlich günstigen Spielverlaufs waren die riesige Verunsicherung und das komplett fehlende Selbstvertrauen immer wieder deutlich spürbar.
Bleibt die Frage, wer dieses marode Bauwerk vor dem kompletten Zusammenbruch retten kann. Es sieht nicht so aus, als ob Headcoach und Baumeister Fredrik Söderström sowie sein Assistent und Sportchef Marc Grieder einen Plan haben, um zu retten, was noch zu retten ist. Geht auch noch das Spiel am Mittwoch beim Schlusslicht Winterthur verloren, dann werden die gängigen Massnahmen im Sportbusiness wohl nicht mehr zu vermeiden sein.