Der EHC Olten setzt in La Chaux-de-Fonds ein dickes Ausrufezeichen – MIT VIDEO

So unterschiedlich können die Gefühlslagen sein. Als die Spieler des EHC Olten vor zweieinhalb Monaten in der Patinoire des Mélèzes in La Chaux-de-Fonds vom Eis schlichen, da taten sie es mit hängenden Köpfen. 2:7 hatten die Oltner damals verloren und dabei im Schlussdrittel fünf Gegentore kassiert. Diesmal war alles anders: Die Powermäuse erzielten im dritten Abschnitt ihrerseits fünf Tore und die Spieler durften nach einem überzeugenden 7:1-Sieg mit stolzgeschwellter Brust den Weg in die Kabine antreten.

Natürlich war entsprechend auch die Laune bei EHCO-Headcoach Fredrik Söderström prächtig nach diesem überzeugenden Auftritt seiner Mannschaft. «Wir haben eine sehr gute Leistung abgeliefert. Besonders gefallen hat mir, wie tief wir unsere Fehlerquote gehalten haben. Wenn wir defensiv so solid spielen, dann können wir unsere Stärken in der Offensive voll ausspielen», zeigte sich der Schwede vollumfänglich zufrieden.

Rexhas Shorthander nach Kühnis Lapsus
Der EHC Olten hatte an diesem Mittwochabend eigentlich nur einen kurzen Durchhänger im Mitteldrittel, als die sichtlich verunsicherten Chaux-de-Fonniers beim Stand vom 0:1 mehrmals am einmal mehr tadellos agierenden EHCO-Goalie Silas Matthys scheiterten. In dieser Phase hätte das Spiel durchaus kippen können. Ausgerechnet ein Shorthander sorgte schliesslich für die Beruhigung der etwas angespannten Oltner Nerven. Alban Rexha profitierte in Unterzahl von einem groben Lapsus von Chaux-de-Fonds- Verteidiger Kevin Kühni und traf solo gegen den unglücklich agierenden Marco Mathis zum 2:0.

Rexha hatte im ersten Drittel schon für den Führungstreffer der Powermäuse gesorgt. «Seine beiden Tore waren extrem wichtig für uns», freute sich auch Fredrik Söderström über die Tatsache, dass einer seiner Spieler, die sonst nicht so im Rampenlicht stehen, einen entscheidenden Beitrag zum letztlich komfortablen Auswärtssieg leistete.

Spieler des Spiels war am Ende aber nicht der fleissige Rexha, sondern Stan Horansky, der seine überragende Form mit einem Hattrick im letzten Abschnitt eindrücklich unter Beweis stellte. Man muss nicht mal so lange zurückblättern bis zum letzten Drei-Tore-Spiels des Slowaken mit Schweizer Lizenz. «In der letzten Saison gelang mir dasselbe Kunststück gegen die GCK Lions», verriet der begnadete Läufer und herausragende Techniker lächelnd.

Es ist kein Zufall, dass die Formkurve des EHC Olten just in der Phase steil nach oben anstieg, als Horansky nach seiner Verletzung im Hüftbereich, die ihn schon vor dem Meisterschaftsauftakt mehrere Wochen ausser Gefecht setzte, wieder in die Mannschaft zurückkehrte. Das 2:7-Debakel seiner Teamkollegen im September hatte er nur aus der Ferne am Smartphone mitverfolgt. «Ich kann mich nur noch daran erinnern, wie wir plötzlich ein Tor nach dem anderen kassiert haben.» Der Unterschied zwischen damals und jetzt? «Ich denke, das Selbstvertrauen spielt eine grosse Rolle. Und wir wissen, dass wir mit Silas einen Goalie im Tor stehen haben, der auch mal einen Fehler ausbügeln kann. Da riskiert man automatisch etwas mehr.»

Eine Gala, die man nicht oft erlebt
Das Risiko, dieses Spiel noch zu verlieren, minimierten die Oltner mit einem grandiosen Auftritt zu Beginn des letzten Drittels. Erst wurde eine Strafe souverän überstanden, dann machte man vorne den Sack mit zwei schnellen Toren von Horansky und Joel Salzgeber zu. Der Rest war eine Gala, die man im Neuenburger Jura als Gastteam nur in Ausnahmefällen erleben darf. Während die Anhänger des Heimteams ihre Mannschaft immer lauter ausbuhten, feierte das 15 Mann starke Fangrüppchen der Oltner seine Lieblinge ausgelassen.

Der EHC Olten setzte mit diesem 7:1-Sieg auf jeden Fall ein dickes, fettes Ausrufzeichen. «Mit so einem Resultat hätte ich nicht gerechnet, als ich am Morgen aufgestanden bin. Umso mehr freut mich die Art und Weise, wie wir aufgetreten sind», sagte Fredrik Söderström, der im September nach der 2:7-Schlappe noch sichtlich nach Worten hatte ringen müssen. So schnell ändern sich die Zeiten.

Ebenso erfreulich: In der Tabelle hat der EHC Olten nun quasi freie Sicht auf die Spitze. Dort steht, mit lediglich drei Punkten Vorsprung, der EHC Kloten. Dahinter folgt nun schon der EHCO, der mit dem Triumph in La Chaux-de-Fonds einen ganzen Pulk von Konkurrenten überholt hat. Langsam aber sicher kann man sich plastisch vorstellen, dass diese Mannschaft, wenn sie von grösserem Verletzungspech und anderen Unwägbarkeiten verschont bleibt, in der Nationalliga B eine prägende Rolle zu spielen vermag. Das ist die ganz erfreuliche Erkenntnis aus diesem Mittwochs-Ausflug in den Neuenburger Jura. Die Reifeprüfung wurde mit Bravour bestanden.

La Chaux-de-Fonds – Olten 1:7 (0:1, 0:1, 1:5)


Patinoire des Mélèzes. – 1728 Zuschauer. – SR: Borga/Staudenmann, Burgy/Wermeille. – Tore: 13. Rexha (Haas) 0:1. 34. Rexha (Ausschluss Rouiller!) 0:2. 45. Horansky 0:3. 47. (46:33) Salzgeber (Fogstad Vold) 0:4. 47. (46:56) Carbis (Coffman, Holdener) 1:4. 49. Horansky (Philipp Rytz/Ausschluss Mathis) 1:5. 52. Schirjajew (Matthys) 1:6. 55. Horansky (Lüthi/Ausschluss Fontana) 1:7. – Strafen: 5-mal 2 Minuten gegen La Chaux-de-Fonds, 4-mal 2 Minuten gegen Olten.
La Chaux-de-Fonds: Mathis (49. Ritz); Jaquet, Zubler; Iglesias, Kühni; Fontana, Wollgast; Ahlström, Barbero; Carbis, Tanner, Augsburger; Karaffa, Coffman, Holdener; Hasani, Mieville, Bogdanoff; Schmidt, Wetzel, Grezet.
Olten: Matthys (Simon Rytz); Philipp Rytz, Rouiller; Eigenmann, Maurer; Sartori, Lüthi; Weisskopf; Horansky, Knelsen, Nunn; Wyss, Schirjajew, Schwarzenbach; Rudolf, Rexha, Haas; Fogstad Vold, Salzgeber, Lanz; Weibel.
Bemerkungen: Olten ohne Weder, Elsener (beide verletzt) und Heughebaert (überzählig). 38. Pfostenschuss Hasani.

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