Der EHC-Olten-Sportchef steht vor dem fünften Halbfinalspiel auf dem Eis

Wer am Dienstagmorgen das offizielle Training des EHC Olten besuchte, wurde in vielerlei Hinsichten überrascht. Da waren bis auf Stürmer Stan Horansky wieder sämtliche rekonvaleszenten Spieler auf dem Eis. Verteidiger Daniel Eigenmann und die Stürmer Marco Truttmann, Joachim Vodoz wie auch Jewgeni Schirjajew absolvierten alle das komplette Mannschaftstraining. Wobei insbesondere Schirjajew vor einem möglichen Comeback steht.

Noch ist aber offen, ob der EHCO-Teamleader, der in der Qualifikation 30 Tore erzielt hat, am Mittwoch (19.45 Uhr) in diesem kapitalen fünften Playoff-Halbfinalspiel gegen den SC Langenthal einsatzbereit ist. Kehrt Schirjajew nach seiner langwierigen Verletzung tatsächlich zurück, dürfte er wohl neben den beiden Ausländern Cason Hohmann und Bryce Gervais auflaufen.

Doch das wirklich Überraschende an diesem Tag vor dem bislang wichtigsten Spiel dieser Saison war rund um den Coaching-Staff vorzufinden: Denn nicht nur Headcoach Chris Bartolone und Assistent Michael Tobler standen im Trainingsanzug auf dem Eis, sondern auch Sportchef Marc Grieder. Bartolone leitete die Trainingseinheit wie gewohnt. Grieder hielt sich im Hintergrund auf, suchte, auf Schlittschuhen mit Stock und Handschuhen, hin und wieder den Austausch mit den Spielern, gab Tipps und Verbesserungsvorschläge unter vier Augen. Man merkte: Es herrschte ein anderer Wind, die Intensität in den lauffreudigen Übungen war spürbar höher.

Kräfte bündeln… 
Beim EHC Olten hält man auf Nachfrage fest, dass es sich bei diesem Schritt nicht um eine Entmachtung von Headcoach Chris Bartolone handelt. Es ist vielmehr ein Bündeln der Kräfte. Marc Grieder soll mithelfen, die nötigen Impulse zu setzen. «Es geht vor allem um eines: Wir möchten als Team alles dafür tun, dass wir die nächsten Spiele gewinnen», erklärt Marc Grieder und ergänzt: «Ich bin nicht hier, um irgendjemandem reinzureden. Ich will helfen. Wir reden immer von einem Team, dass alle an einem Strick ziehen, und darum geht es mir. Es ist als Zeichen des Miteinanders zu verstehen.»

Sportchef Grieder wird im Team geschätzt, gilt in der ersten Saison nach seinem Rücktritt als Aktivspieler in der Garderobe überhaupt nicht als Fremdkörper. Vielmehr kann er die Gefühlslage der Spieler bestens nachvollziehen, versteht dessen Situation. «Ich hatte immer einen guten Draht zum Team. Ich bin und bleibe Sportchef, bringe mich in der aktuellen Situation aber gerne auch auf dieser Ebene ein. Wir haben uns in Absprache für diesen Schritt entschieden», so Grieder.

Es ist auch die Schlussfolgerung auf eine interne Analyse nach der erschreckenden 1:4-Niederlage in Langenthal und dem damit verbundenen 2:2-Ausgleich in der Serie. Man war sich nach der Schlappe im Schoren einig: In diesem vierten Halbfinalspiel hatte der EHCO in allen Belangen nicht sein Potenzial abrufen können, eingekesselt von den Langenthalern. Die Powermäuse begingen tollpatschige Fehler, die in dieser heissen Playoffzeit unverzeihlich sind.

…und Emotionen wecken
Und was besonders nachdenklich stimmen mag: Die EHCO-Spieler wirkten nach dem 0:2-Fehlstart völlig verunsichert, ja fast schon verängstigt. Dadurch gingen auch die Emotionen verloren. Wo blieb nur das Feuer der letzten Spiele? Ausgerechnet die Emotionen. Von denen der EHC Olten in den Spielen zuvor so stark lebte und jeweils nicht zuletzt deshalb zweimal die Oberhand behielt. Die Oltner hatten mit ihrem Kampfgeist die Langenthaler nicht nur aus dem Konzept gebracht, sondern sie mit aufgewecktem Kampfspiel auch verwundbar gemacht.

Sportchef Marc Grieder soll auch dort ansetzen: Mit seiner offenen, emotionalen Art bei den Spielern zusätzliche Emotionen wecken. Er will seinen Schritt zum Team nicht als letzte Verzweiflungstat ansehen. «Wir haben sechs von acht Playoffpartien gewonnen. Wir befinden uns auf Kurs.» Und dennoch wissen alle Protagonisten: Dieses fünfte Playoff-Halbfinalspiel gegen Erzrivale Langenthal vor eigener Kulisse ist wegweisend. Es heisst: Verlieren verboten.

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