Der EHC Olten überschminkt seine Powerplay-Mängel – MIT VIDEO

«Weisse Haare? Ich trage mittlerweile schon ein Toupet», witzelt Fredrik Söderström. Der Trainer des EHC Olten hat nach einem äusserst nervenaufreibenden 5:3-Sieg im Spitzenkampf gegen Thurgau letztlich gut lachen. Gerade noch rechtzeitig finden seine Powermäuse am Freitagabend nach einem attraktiven Schlagabtausch auf die Siegerstrasse. Ein Pass von Lukas Haas in die zweite Reihe auf den heranstürmenden Diego Schwarzenbach und der Ur-Oltner schiebt 86 Sekunden vor Schluss flach zwischen den Torhüter-Beinen hindurch ein zum 4:3. Der Bann im Kleinholz ist endlich gebrochen – Eishockey könnte doch so einfach sein.

Mit dem siegbringenden Tor überschminkte der EHCO seine Torimpotenz im Powerplay. Denn nur wenige Sekunden vor der Erlösung liessen die Oltner die insgesamt dritte doppelte Überzahlsituation des Abends ungenutzt verstreichen. So resultierte aus zehn Powerplaymöglichkeiten lediglich ein Treffer. Zu durchschaubar und zu wenig Bewegung war im Spiel der Oltner bei einem Mann mehr auszumachen.

«Man konnte sehen, wie der Frust bei den Spielern allmählich stieg, weil im Powerplay nicht viel funktionieren wollte. Und die ganze Schweiz weiss mittlerweile, dass Garry Nunn von dort schiesst», sagt Söderström selbstkritisch und zeigt auf die halblinke Position, wovon Nunn nicht nur einmal im Abschluss scheiterte. «Ich denke, wir müssen etwas verändern», liess der Schwede offenkundig in seine Karten blicken.

Ineffizienz bringt Thurgau ins Spiel
Dabei hatte der EHC Olten noch mit hohem Tempo ins Spiel gefunden. Sinnbildlich für die ersten 20 Minuten stand der Führungstreffer von Esbjörn Fogstad Vold, der exzellent von Haas in den Lauf angespielt wurde, damit drei Gegenspieler stehen liess und die Scheibe einnetzte. Und zu Beginn des zweiten Drittels schnupperten die Powermäuse in doppelter Überzahl am 2:0. Doch weil die Oltner die hochkarätigen Chancen fast schon fahrlässig ausliessen, fanden die Ostschweizer erst so richtig ins Spiel. Innert 16 Sekunden drehte Thurgau das Spiel zu seinen Gunsten.

Erst nahmen sich die Oltner wegen eines Wechselfehlers selber aus dem Spiel und daraufhin patzte auch noch Captain Philipp Rytz als hinterster Mann, worauf auch Torhüter Silas Matthys nichts mehr auszurichten hatte. Dies, nachdem er zuvor gleich zweimal in 1-gegen-1-Situationen gegen HCT-Ausländer Connor Jones als Sieger hervorging.

Am Sonntag folgt der nächste Härtetest
Es dauerte seine Zeit, bis der EHCO diesen Doppelschlag verdaut hatte. Nach einer Strafenflut wurde die Spitzenpartie etwas ruppiger geführt, wovon eher die Oltner, mit den Fans im Rücken, profitierten. Anthony Rouiller traf zum zwischenzeitlichen Ausgleich, ehe auch Daniel Eigenmann auf einen abermaligen Rückschlag eine Antwort fand. Schliesslich setzte nach Diego Schwarzenbachs 4:3 der für einmal unglücklich anrennende EHCO-Topskorer Dion Knelsen den Schlusspunkt ins leere Tor.

Bereits am Sonntag kommt es zu einem weiteren Härtetest. Der EHC Olten gastiert zum Jahresabschluss bei Leader Kloten. «Das wird eine weitere harte Partie. Aber es tut gut. Ein kleiner Playoffmatch», sagt Anthony Rouiller und grinst. Ob es wohl auch Söderströms Haaren guttun wird?

 

 

SC LANGENTHAL: Überzeugender Start sorgt für den Unterschied
Ein Drittel hätte am Freitagabend genügt, um den Sieger im NLB-Duell zwischen dem SC Langenthal und dem HC Sierre zu küren: Nach etwas mehr als 14 Minuten führte der SCL bereits mit 4:0, während Sierre neben einem etwas überraschend entstandenen Pfostenschuss (6. Minute) bis dahin kaum offensiv in Erscheinung trat.

Auffällig war, dass sich bei den Oberaargauern die beiden Ausländer Andrew Clark und Joey Benik Lorbeeren verdienten. Clark sorgte für das 1:0 in der 5. Minute, Benik für das 2:0 in der 12. Minute. Beide fielen ausserdem mit kreativen und gefährlichen Zuspielen auf: Benik schickte so Vincenzo Küng (5.) auf einen Alleingang gegen Sierre-Schlussmann Remo Giovannini, wobei der Walliser aber siegreich blieb.

Ebenfalls jubeln konnte erstmals seit langem wieder Dario Kummer. Nach dem 3:0 von Simon Sterchi (14.) doppelte das SCL-Urgestein 50 Sekunden später nach. Für Kummer endete damit eine neun Spiele dauernde Serie ohne Torerfolg.

Langenthal übersteht lange Unterzahlphase
Dass Sierre mit Langenthals Tempo zum grossen Teil überfordert war, zeigte auch, dass alle Tore aus den besten Positionen im Slot heraus erzielt wurden. Immerhin: Im zweiten Drittel, als die Langenthaler ihre Angriffsbemühungen etwas drosselten, kam Sierre besser ins Spiel. Beinahe hätten die Walliser auch mit einem Treffer ein wichtiges Ausrufezeichen gesetzt. In doppelter Überzahl blieben die Gäste aber während 102 Sekunden erfolglos und als Guillaume Asselin kurz darauf alleine auf Connor Hughes zuging, parierte der SCL-Torhüter auch noch souverän.

Noch bitterer kam es für den NLB-Aufsteiger in der 34. Minute, als die Scheibe schon im SCL-Tor lag, mittels Videostudium aber festgestellt wurde, dass das Tor angehoben und der Puck unter dem Gehäuse hindurch geschoben wurde. Weil Küng (40.) nur den Pfosten traf und Sterchi (26.) nach einem Querpass auf Giovanninis Schoner schoss, blieb es vorerst beim 4:0.

Doppelschlag von Sierre bleibt ohne Folgen
Dies änderte sich im Schlussdrittel, welches aus Langenthaler Sicht phasenweise ein bisschen aus den Fugen geriet. Zuerst schoss Joey Benik noch das 5:0, nachdem er in der 42. Minute eine Scheibe abfing und sogleich im Tor unterbrachte. Danach traf die Sierre-Paradelinie aber gleich doppelt innert 41 Sekunden. Topskorer Guillaume Asselin bereitete die Tore von Arnaud Montandon und Remy Rimann zum 2:5 vor und mauserte sich zum besten Spieler des Gastes.

Zu mehr reichte es Sierre aber nicht, weil die Langenthaler schrittweise das Tempo wieder erhöhten und HCS-Chancen dadurch seltener wurden. «Der Start war entscheidend, so konnten wir das Spiel dominieren», meinte Joey Benik. Für das Auswärtsspiel am Sonntag in La Chaux-de-Fonds müssten sich die Oberaargauer wieder auf eine schnelle Partie einstellen. «Gegen Olten haben wir aber gezeigt, dass wir auf diese Art spielen können.»

Olten – Thurgau 5:3 (1:0, 1:3, 3:0)


Kleinholz. – 3645 Zuschauer. – SR Fluri/Massy, Kehrli/Steenstra (Ka). – Tore: 16. Fogstad Vold (Haas, Rouiller) 1:0. 28. (27:05) Rundqvist (Fechtig/Ausschluss Olten) 1:1. 28. (27:21) Janik Loosli 1:2. 38. Rouiller (Philipp Rytz, Knelsen) 2:2. 40. (39:13) Janik Loosli (Fechtig/Ausschluss Rouiller) 2:3. 46. Eigenmann (Sartori/Ausschlüsse Wildhaber, Seiler) 3:3. 59. Schwarzenbach 4:3. 60. (59:57) Knelsen 5:3 (ins leere Tor). – Strafen: 6-mal 2 Minuten gegen Olten, 10-mal 2 plus 10 Minuten (Seiler) gegen Thurgau.
Olten: Matthys (Simon Rytz); Philipp Rytz, Rouiller; Sartori, Lüthi; Eigenmann, Maurer; Heughebaert; Horansky, Knelsen, Nunn; Wyss, Schirjajew, Schwarzenbach; Weder, Rexha, Haas; Fogstad Vold, Rudolf, Lanz; Weibel.
Thurgau: Schwendener (Aeberhard); Seiler, Parati; Wildhaber, Scheidegger; Collenberg, Fechtig; Engeler, Moser; Altorfer, Connor Jones, Kellen Jones; Hobi, Rundqvist, Merola; Michael Loosli, Brändli, Janik Loosli; Niedermaier, Hollenstein, Frei.
Bemerkungen: Olten ohne Salzgeber (U20-WM), Elsener und Weisskopf (beide verletzt). Thurgau ab 59:34 bis 59:57 mit sechstem Feldspieler statt Torhüter.

Langenthal – Sierre 5:2 (4:0, 0:0, 1:2)
Schoren. – 2205 Zuschauer. – SR: Gäumann/Potocan, Huguet/Wermeille. – Tore: 4. Clark (Sterchi, Weber) 1:0. 12. Benik (Kummer) 2:0. 14. Sterchi (Tschannen, Clark) 3:0. 15. Kummer (Küng, Pienitz) 4:0. 42. Benik (Ausschluss Rüegsegger) 5:0. 46. (45:03) Arnaud Montandon (Asselin) 5:1. 46. (45:44) Rimann (Asselin, Arnaud Montandon) 5:2. – Strafen: 3-mal 2 Minuten gegen Langenthal, 4-mal 2 Minuten gegen Sierre.
Langenthal: Hughes (Wüthrich); Müller, Christen; Bircher, Maret; Weber, Pienitz; Suleski; Benik, Kummer, Küng; Tschannen, Clark, Sterchi; Melnalksnis, Kläy, Rüegsegger; Gyger, Nyffeler, Derungs.
Sierre: Giovannini (Zaugg); Meyrat, Smons; Wyniger, Dozin; Guebey, Maxime Montandon; Devesvre, Kyparissis; Impose, Castonguay, Heinimann; Rimann, Arnaud Montandon, Asselin; Massimino, Ducret, Vouillamoz; Primeau, Privet, Fellay.
Bemerkungen: Langenthal ohne Gerber (verletzt), Seydoux (krank), Walz, Wieszinski (beide überzählig) und Guggenheim (U20 WM). – Pfostenschüsse: 6. Asselin, 40. Küng. – Lattenschuss: 46. Asselin.

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