
Der EHC Olten und seine verzweifelte Suche nach der letzten Prise Selbstvertrauen
Immer dann, wenn man glaubte, dass nun endgültig die Talsohle erreicht sein müsste, setzte der EHC Olten in den vergangenen zwei Wochen noch einen weiteren Tiefpunkt. Auch am Samstag nach der 2:4-Niederlage zuhause gegen den HC Thurgau sind bloss noch enttäuschte, ratlose Gesichter bei den Powermäusen zu sehen. «Ich weiss nicht mehr, was ich sagen soll. Ich habe das Gefühl, wir werden, wo immer wir gerade sind, von schlechten Geistern verfolgt», ringt Trainer Fredrik Söderström nach Worten.
Ja, die Negativspirale, sie dreht und dreht munter weiter. Ist man mal so richtig in ihr gefangen, scheint es ein Ding der Unmöglichkeit zu sein, wieder daraus zu finden. Das Selbstvertrauen der EHCO-Spieler scheint nach der fünften Niederlage in Serie – trotz 2:0-Führung – im Keller zu sein. «Es tut weh, die Verzweiflung und der Frust bei den Spielern zu sehen», sagt Söderström.
Und langsam aber sicher setzt die Situation beim EHC Olten nicht nur den Akteuren auf dem Eis zu: «Glauben Sie mir: Ich hinterfrage mich jeden Tag. Und nach solchen Spielen speziell fühle mich wie der schlechteste Coach. Ich würde den Spielern gerne den Schalter hinstellen, den es braucht, um alles drehen zu können», so Söderström, «aber ich denke nicht, dass es nun die Zeit ist, unsere ganze Welt auf den Kopf zu stellen. Es gibt kein Systemproblem, es ist nicht, dass wir nicht wüssten, was wir tun und was wir zu tun hätten. Wir haben ja von allen Spielern, die ihre Form suchen, schon längst gesehen, dass sie Eishockey spielen können. Es liegt bloss im mentalen Bereich.» Anders gesagt: Der EHC Olten befindet sich auf der verzweifelten Suche nach der letzten Prise Selbstvertrauen.
Nach starkem Beginn folgte der Oltner Totaleinbruch
Man fragt sich, wo sie der EHCO noch finden sollte. Denn die Powermäuse waren am Samstag auf dem besten Weg dazu, ihre Blockade zu lösen. Während der HC Thurgau träge wirkte, kam der Gastgeber physisch präsent, wach und einsatzbereit aus der Kabine. Der Lohn: Eine 2:0-Führung innert 32 Sekunden nach 7 Minuten. Statt weiterhin auf das Gaspedal zu drücken, baute Olten aber ab, während Thurgau stärker wurde. So folgte, was für alle unerklärlich war: Der Totaleinbruch nach starken Beginn.
Als die Thurgauer ihre Beine gefunden hatte, glichen sie im Handumdrehen aus. Das Schlussdrittel entwickelte sich zu einem offenen Rennen, was wiederum nach 19 Sekunden bereits gelaufen war: Im Slot hatte Oltens Verteidiger Kristian Suleski Torschütze Cyrill Bischofberger nicht am Abschluss gehindert, worauf die Scheibe auch noch unglücklich über Silas Matthys’ Beinschoner hinweg zum 3:2 ins Netz hüpfte. Und als der EHC Olten in Überzahl am Ausgleich schnupperte, kam Thurgaus Adrian Wetli von der Strafbank zurück und liess Matthys in der 52. Minute ein weiteres Mal nicht gut aussehen.
Bereits heute Montag kann der EHC Olten im zweiten Schlüsselspiel gegen Thurgau zurückschlagen. Ein Sieg wäre nicht nur Balsam für die Seele, sondern auch wohltuend mit Blick auf die Tabelle. Nach Verlustpunkten liegt Olten einen Punkt hinter den fixen Playoffplätzen. «Wir werden wieder alles in die Waagschale werfen», sagt Fredrik Söderström. «Jetzt aufgeben würde nicht meinem Charakter und auch nicht jenem der Mannschaft entsprechen.»
Olten – Thurgau 2:4 (2:1, 0:1, 0:2)
Kleinholz. – Keine Zuschauer. – SR: Massy/Ströbel, Micheli/Humair. – Tore: 7. (6:11) Wyss (Gurtner, Schirjajew) 1:0. 7. (6:43) Oehen (McTavish, Fogstad Vold) 2:0. 18. Brändli (Brennan, Scheidegger/Ausschluss Oehen) 2:1. 35. Hinterkircher (Rundqvist) 2:2. 41. Bischofberger (Hobi) 2:3. 52. Wetli (Janik Loosli) 2:4. – Strafen: je 2-mal 2 Minuten.
Olten: Matthys (Stauffacher); Suleski, Weisskopf; Maurer, Lüthi; Elsener, Nater; Heughebaert, Gurtner; Othmann, Knelsen, Nunn; Schwarzenbach, Schirjajew, Wyss; Weder, Fuhrer, Portmann; Fogstad Vold, McTavish, Oehen.
Thurgau: Aeberhard (Messerli); Brennan, Wildhaber; Fechtig, Scheidegger; Schmuckli, Soracreppa; Schnyder; Bischofberger, Hobi, Spannring; Hinterkircher, Rundqvist, Rehak; Michael Loosli, Brändli, Janik Loosli; Wetli, Ness, Lanz; Baumann.
Bemerkungen: Olten ohne Rexha, Simon Rytz, Daneel, Hüsler (alle verletzt) und Philipp Rytz (überzählig). Thurgau ohne Schmutz, Hulak, Mosimann, Moser, Rüegger, Parati, Hollenstein, Molina, Moor (alle verletzt), Ang, Wetter, Bader, Mark, Schweri (alle abwesend), Fritsche und Kellenberger (beide überzählig). Olten von 57:03 bis 60:00 mit sechstem Feldspieler statt Torhüter Matthys.
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