Der EHC Olten will die Identität zurückgewinnen

«Ich glaube, es hat jeder gemerkt, dass wir so nicht mehr auftreten dürfen», sagte Silvan Wyss unmittelbar nach Spielende enttäuscht. Die Worte des besten Oltner Akteurs waren vielsagend: Diese Vorstellung des EHC Olten im Auftaktspiel der Derbyserie war playoffunwürdig. Zu viel Raum, Turnovers – also Puckverluste – im ungünstigsten Moment, basierend auf schlechten Entscheidungen: der spielerisch unterlegene SC Langenthal nutzte die Oltner Geschenke  eiskalt aus.

Das beschäftigte am Morgen danach vor allem auch Verteidiger Daniel Eigenmann. Ihm machte insbesondere das entscheidende Tor in der Verlängerung zu schaffen, in dem er Torschütze Kummer gewähren liess. «Die Szene ging mir noch etwas länger durch den Kopf», gesteht er – und nervt sich, wie das gesamte Kollektiv, über den allgemein ungenügenden Auftritt. «Wir haben eine so gute Qualifikation gespielt, können mit so viel Selbstvertrauen in die Serie gehen – und dann wollen wir fast schon krampfhaft den Sieg holen und machen uns das Leben dabei selber schwer», sagt Eigenmann kopfschüttelnd.

Nunn: Schmerzhafter Schlag auf den Unterkörper

Die ersten Schritte im Morgentraining am Tag nach der 4:5-Overtime-Niederlage fühlten sich bei den Spielern sichtlich schwerfällig an – das Spiel vom Vorabend war noch in allen Köpfen präsent. Nicht im Training anwesend war nicht zuletzt Penaltyschütze Garry Nunn. Der Söldner bekam einen schmerzhaften Schlag auf den Unterkörper und soll die wenigen Stunden zwischen den Partien zur Erholung nutzen. Über einen Einsatz soll im Laufe des heutigen Tages entschieden werden.

Das einstündige Eistraining wurde zur aktiven Regeneration genutzt, um wieder ein gutes Gefühl am Stock und auf den Schlittschuhen zu holen. Und nicht zuletzt wurde die Zeit gebraucht, um über einige taktische Elemente zu sprechen. Sie müssten nun wieder das Eishockey spielen, das sie vorhin gespielt hätten, sagt Eigenmann. «Und nicht den Anspruch haben, das Spiel ‘kaputt machen’ zu müssen. Wir müssen unsere Identität zurückgewinnen, indem wir unser Spiel über 60 Minuten zeigen.»

«Niemand hat erwartet, dass es einfach wird»

Der Kopf, er war das entscheidende Puzzleteil im ersten Playoffspiel, das beim EHC Olten nicht funktionieren wollte. Simpel und gradlinig soll das Spiel wieder sein – und vor allem eben eines: möglichst fehlerlos. Insbesondere in der Startphase war das Oltner Spiel geprägt von grosser Nervosität. «Ja, wenn wir ehrlich sind, starteten wir sehr nervös. Wir haben nie wirklich die Balance gefunden», sagt Dan Weisskopf. «Die Anspannung war in den ersten 20 Minuten gross», bestätigt auch Eigenmann, obwohl er nicht glaubt, dass die Nervosität ein gewichtiger Faktor gewesen war. «Ich denke, wir wollten es einfach zu perfekt machen, wollten etwas erzwingen und agierten deshalb übermotiviert. Es war nicht unser Spiel.»

«Gestresste Spieler», das sah auch Trainer Fredrik Söderström. «Ich möchte es nicht als eine Entschuldigung ansehen, denn wir haben oft darüber gesprochen – ja, vielleicht redeten wir zu viel darüber.» Aber Söderström möchte auch niemandem einen Vorwurf machen. «Es passiert den besten Athleten der Welt. Man wird nervös, wenn man etwas Grosses zu verlieren hat.» Söderström will den Fehlstart abhaken. «Niemand hat erwartet, dass es einfach wird. Ich denke, das Team hat bereits dieses Gefühl entwickelt, zurückschlagen zu wollen.» Eigenmann: «Die Serie geht noch lange, aber wir müssen an uns glauben.» 

Und vor allem, so will sich niemand ausdrücken, aber: Wer sich mit einer solchen Leistung dennoch in die Verlängerung kämpft, der muss die Gunst  doch eigentlich schon bald auf seiner Seite haben.