
Der Fahrplan für die Rückkehr von FCA-Topskorer Shkelzen Gashi
Es war, als hätten höhere Mächte etwas dagegen, dass die Rückkehr von Shkelzen Gashi nach Aarau zur Erfolgsgeschichte wird: Erst dauert es fast ein Jahr, ehe der Stürmer im Spätherbst 2020 seinem Ruf gerecht wird – auf dem Platz als serienmässiger Torschütze (sechs Treffer in acht Spielen) und als Leitwolf in der Kabine. Endlich kommt etwas zurück für den Aufwand und die Geduld, welche die Verantwortlichen aufgebracht haben. Und der 32-Jährige hat die beruhigende Gewissheit: Der Körper hält der Belastung Stand, die eine Schlüsselrolle erfordert.
Doch dann erreicht nach dem Heimspiel gegen Kriens, in dem Gashi beide Tore erzielt hat, das Coronavirus das Brügglifeld. Einer der Infizierten ist Gashi. Schlimm genug? Nein: Nach der Isolation steht Ende November die ärztliche Abschlusskontrolle an. Diese mündet statt in der Rückkehr ins Training in der nebulösen Klubmitteilung: «Der FC Aarau wird aus gesundheitlichen Gründen mindestens zwei bis drei Monate auf Shkelzen Gashi verzichten müssen. Die Befunde aus den medizinischen Untersuchungen lassen eine sportliche Belastung momentan nicht zu.»
Gashis Präsenz motiviert die Teamkollegen
Vollbremsung, von hundert auf null: Die Mannschaft verkraftet den Ausfall ihres Topskorers erstaunlich gut und beisst sich in der Verfolgergruppe von Leader GC fest. Doch Gashi muss sich vorkommen wie im falschen Film: Statt vor der Winterpause auf dem Platz von Sieg zu Sieg zu eilen, ist die maximal erlaubte «sportliche Betätigung» ein Spaziergang. Der Rückstand auf die Kollegen, den er zuvor mühsam aufgeholt hat, wächst Woche für Woche wieder an.
Die genaue Diagnose ist auf Wunsch von Gashi bis heute nicht bekannt. Das öffnet Tür und Tor für Spekulationen: Wie schlimm steht es wirklich um ihn? Sind die zwei bis drei Monate Ausfalldauer ein Fantasiewert? Ist die Saison gelaufen? Kehrt er überhaupt wieder auf den Platz zurück? Niemand kann und will Näheres dazu sagen.
Erst vergangene Woche kommt wieder Bewegung in den Fall: Man hört, die Genesung schreite voran, besser als gedacht, bald sei Sport wieder möglich. Und tatsächlich: Am Dienstag steht Gashis Auto wieder auf dem Spielerparkplatz im Brügglifeld. An Mannschaftstraining ist noch nicht zu denken. In einer ersten Phase wird Gashi die Belastung läuferisch und auf dem Hometrainer sukzessive steigern – unter genauer Beobachtung der Mediziner. Doch schon allein seine Anwesenheit in der Kabine wird den Teamkollegen einen Schub verleihen; die aufmunternden Worte von Daueroptimist Gashi sind sicher kein schlechtes Aufbaumittel nach der verkorksten Rückkehr in die Meisterschaft vor einer Woche gegen Wil (1:3).
Und wann dürfen die Fans mit Gashis Pflichtspiel-Comeback rechnen? Das vergangene Jahr hat gezeigt, dass Prognosen schwierig sind. Doch die Vorstellung, dass Gashi im Frühling wieder auf Torejagd geht, ist nicht mehr nur Gedankengut von Optimisten, sondern wird im Brügglifeld als realistisches Szenario skizziert. Wer weiss, vielleicht sind die höheren Mächte der Beziehung zwischen Gashi und dem FCA ab sofort gut gesinnt – und er wird sogar noch zum entscheidenden Ass im Rennen um die vordersten Tabellenplätze.
Verlockende Ausgangslage
Was für eine Spannung an der Tabellenspitze der Challenge League! Vorneweg GC und dahinter fünf Teams, die gerade Mal zwei Punkte trennen. Pikant: In der 17. Runde kommt es zu drei Direktduellen mit allen Mannschaften, die auf Rang eins bis sechs klassiert sind. Wenn sich Stade Lausanne-Ouchy und Thun unentschieden trennen und Winterthur in Schaffhausen nicht gewinnt, kann der FC Aarau mit einem Sieg gegen Leader GC den Sprung auf Platz zwei schaffen.
Eine verlockende Ausgangslage – nicht wahr, Stephan Keller? «Es ist eine verlockende Ausgangslage», bestätigt der Trainer des FC Aarau. «Aber das Spiel gegen GC wird ein Kampf, ein hartes Stück Arbeit. Wenn wir gegen den Leader bestehen wollen, muss von uns allen mehr kommen als bei der 1:3-Niederlage in Wil, wo wir einen ungenügenden Auftritt zeigten.»
Keller will nach der enttäuschenden Leistung in Wil eine Reaktion sehen. Bezüglich der Startformation gegen die favorisierten Grasshoppers lässt er sich nicht in die Karten schauen. Kevin Spadanuda dürfte im Letzigrund erste Wahl sein. Der 24-jährige Flügelstürmer ist gut drauf und war vor einer Woche in Wil einziger Aarauer Torschütze. Kommt hinzu, dass ihm die Geburt seiner Tochter Naraia einen zusätzlichen Motivationsschub verliehen hat.
Die Trainingsbedingungen waren für den FC Aarau in dieser Woche alles andere als ideal. Wegen des Schnees und Regens konnte die Mannschaft nicht auf Naturrasen trainieren. Ein Trainingsplatz im Brügglifeld wurde zwischenzeitlich zwar von der weissen Pracht befreit, aber die starken Schneefälle am Mittwoch und der starke Regen am Donnerstag verhinderten Übungseinheiten auf der Naturunterlage. So fanden die Trainings stattdessen auf dem Kunstrasen im Schachen und in der Schachenhalle statt. (ruku)