Der FC Aarau bleibt in der «richtigen» Liga

Es sind rührende Szenen zum Schluss einer aufregenden Saison – und nein, das Verpassen der Barrage spielt in diesem Moment keine Rolle. Die Bühne gehört Elsad Zverotic, dem Mann, dessen glorreiche Karriere ihn von Wil über Luzern, Bern, England und Sion vor drei Jahren ins Aarauer Brügglifeld geführt hat und die an diesem 20. Mai 2021 endet. Just mit dem 100. Einsatz im Trikot des FC Aarau. Die Teamkollegen bilden ein Spalier, die Mauerfans würdigen den Kämpfer mit einem Plakat und von der Tribüne gibts herzlichen Applaus für «100 Mal 100 Prozent für den FCA». Ab sofort wird Zverotic dem Klub in anderer Rolle dienen: Als Spürnase für vielversprechende und bezahlbare Talente, die den FC Aarau ein weiteres Stück näher bringen an das mittelfristige Ziel «Super League».

Für den ganz grossen Sprung fehlt noch die Reife

Die Gegenwart heisst «Challenge League» – und diese ist nach dem Verlauf des letzten Spieltages weiterhin die richtige Liga für den FC Aarau: Für den ganz grossen Sprung hat der Mannschaft im ersten Jahr nach dem Totalumbruch die Reife gefehlt in Momenten, in denen sich die Chance geboten hat, Patzer der Konkurrenz auszunutzen. Und dann, mit der kleinen Chance, am letzten Spieltag zum ersten Mal in der Saison auf den zweiten Tabellenrang zu klettern, ist die Leistung dafür in allen Belangen nicht gut genug. Da ist es ein kleiner Trost, dass auch ein Sieg gegen Stade Lausanne-Ouchy nichts genützt hätte, weil gleichzeitig der FC Thun in Wil gewonnen hat.

Bereits in der vierten Minute geht viel von der anfänglichen Brisanz verloren: Ouchy geht nach einem Fehler in der Aarauer Abwehr durch Ajdini in Führung. So erstickt das erwartete Anfangsfeuerwerk des Heimteams im Keim – und als kurz darauf Thun in Wil in Führung geht, rücken Aufstiegsspiele mit Aarauer Beteiligung in noch weitere Ferne.

Doch der Fussball hat oft genug verrückte Geschichten geschrieben, den FCA in der Halbzeitpause abzuschreiben, wäre verfrüht. Und tatsächlich keimt Hoffnung auf: Zwei Minuten nach Wiederanpfiff donnert ein Weitschuss von Aarau-Verteidiger Bastien Conus an den Pfosten, kurz darauf kassiert Thun in Wil den Ausgleich. Geht da noch was? Nein: Kaum macht die Kunde vom 1:1 in Wil die Runde, trifft Ouchy in Aarau zum 2:0. Gegen eine entblösste Abwehr hat Gaillard leichtes Spiel. Zu allem Übel vergibt kurz darauf Donat Rrudhani zwei Meter vor dem leeren Tor kläglich und unterstreicht damit die zwei Hauptprobleme des FCA in dieser Saison: Hinten zu viele Gegentore kassiert, vorne – trotz bester Offensive der Liga – zu viele Chancen liegengelassen.

Am Ende tritt an diesem Abend sogar der «Worst Case» ein: Weil Schaffhausen in Winterthur gewinnt, werden die Aarauer neben Ouchy auch von den Munotstädtern in der Tabelle überholt und schliessen wegen der schlechtesten Tordifferenz des Trios auf Rang fünf ab.

«Nur» das Minimalziel und trotzdem erfreulich gut

Auf dem Papier entspricht dies dem Minimalziel, das die Klubleitung zu Beginn der Saison ausgerufen hat. Tatsächlich aber soll der Absturz in der Tabelle den Gesamteindruck nicht schmälern: Dass der FC Aarau bis zum letzten Spieltag ein Wörtchen um den Aufstieg mitredet und in den Cup-Halbfinal einzieht, das durfte und konnte im ersten Jahr nach der Generalüberholung von Klubstrategie und Personal nicht erwartet werden.

Die Entwicklung stimmt positiv – umso mehr, weil der Zenit noch lange nicht erreicht scheint. Bleibt zu hoffen, dass der FCA im Sommer von einem Ausverkauf seiner besten Kräfte verschont bleibt und dann in der neuen Saison dort weitermachen kann, wo er am 20. Mai 2021 aufgehört hat.

Aarau – Stade Lausanne-Ouchy 0:3 (0:1)

Brügglifeld. – 100 Zuschauer. – SR: Tschudi. – Tore: 4. Ajdini 0:1. 56. Gaillard 0:2. 84. Ndongo 0:3.

Aarau: Enzler; Zverotic (46. Giger), Thiesson, Bergsma, Conus (81. Avdyli); Spadanuda, Jäckle, Schwegler (46. Balaj), Rrudhani (88. Hammerich); Almeida (52. Aratore), Stojilkovic.

Stade Lausanne-Ouchy: Hammel (88. Steffen); Albizua, Hajrulahu, Routis; Asllani, Gaillard, Bamba, Qarri; Amdouni (78. Efendic), Ajdini (72. Ndongo); Mbenza (72. Schneuwly).

Bemerkungen: Aarau ohne Schindelholz (krank), Gashi, Peralta, Qollaku und Thaler (alle verletzt). Stade Lausanne-Ouchy ohne Da Silva, Dalvand, Gazzetta, Lahiouel, Laugeois, Perrier, Rüfli und Tavares (alle verletzt). 47. Pfostenschuss Conus. – Verwarnungen: 42. Almeida (Reklamieren), 72. Schneuwly (Foul).