
Der FC Aarau hat einen neuen Trainer: Auf den Professor folgt der Bodenständige
Am 17. August 2017 wurde das Leben von Sandro Burki auf den Kopf gestellt. Aus dem Fussballer Burki wurde der Sportchef Burki. Aus dem Denker und Lenker auf dem Spielfeld wurde der Denker und Lenker neben dem Spielfeld. Ein 32-Jähriger als Sportchef des FC Aarau – kann das gut gehen? Auf diese Frage gibt es noch keine Antwort. Eine Beurteilung von Burki nach achtmonatiger Arbeitszeit in seiner neuen Rolle ist noch nicht möglich, sie wäre nach der kurzen Zeit sogar unfair. Für den jungen Mann ist die Schonfrist in seinem neuen Tätigkeitsfeld also noch nicht abgelaufen. Ein erstes Zeugnis wird man Burki erst gegen Ende Vorrunde der nächsten Saison ausstellen können. Dann ist klar, ob der momentan fragile und erfolglose FCA den Turnaround geschafft hat oder nicht.
Burki tätigte im vergangenen Herbst zwar die Transfers von Gilles Yapi, Gianluca Frontino und Ivan Audino, aber diese Zuzüge wurden quasi aus der Not geboren. Mit der Verpflichtung von Patrick Rahmen hat Burki jetzt den ersten Nagel eingeschlagen. Interessant: Der FC Aarau bekam nach der Entlassung von Marinko Jurendic über 100 Bewerbungen für das Traineramt. Warum fiel die Wahl ausgerechnet auf den Basler Patrick Rahmen? «Ich hatte nach den ersten Gesprächen ein gutes Gefühl», sagt Burki. «Wir hatten von Beginn an ein offenes Verhältnis. Er kennt den Schweizer Fussball und die Challenge League, ist kompetent, verfügt über eine gewisse Erfahrung und ist bodenständig und ehrlich. Ich bin sicher, dass Patrick gut zu uns passen wird. Ich freue mich auf die Zusammenarbeit mit ihm.» Nach Professor Marinko Jurendic nun also Patrick Rahmen.
Im Fussball ist die Vorfreude in vielen Fällen eh die schönste Freude. Bleibt trotzdem die Frage, ob Rahmen Burkis Wunschkandidat ist oder ob er von Ciriaco Sforzas Absage Mitte der vergangenen Woche auf dem falschen Fuss erwischt wurde. Sforza war nämlich schon zum dritten Mal ein aussichtsreicher Kandidat für den Posten des Aarau-Trainers. Geklappt hat es allerdings auch im dritten Anlauf nicht. Burki will sich zur Absage Sforzas nicht äussern. Dennoch wird man im persönlichen Gespräch mit dem Sportchef das Gefühl nicht los, dass Burki gerne Sforza zum Cheftrainer ernannt hätte.
Abklärungen mit FC Luzern
Zurück zu Rahmen, der den FC Aarau in der Saison 2018/19 auf die Erfolgsspur zurückführen soll. «Der FC Aarau ist ein Traditionsverein mit Ambitionen und hat mit dem Brügglifeld ein Stadion mit einer speziellen Atmosphäre», sagt er. «Keine gegnerische Mannschaft spielt gerne im Brügglifeld. Und mir gefällt der Wille der Verantwortlichen, alles dafür zu tun, um in der nächsten Saison vorne mitzuspielen.»
Rahmen ist am 3. April 1969 in Basel geboren und wohnt mit seiner Familie in Dornach. Der frühere Spieler des FC Basel, von YB, Delémont und Solothurn lancierte seine Trainerkarriere beim FC Dornach und dem Nachwuchs des FCB (U18 und U21). Als Cheftrainer machte er sich bis jetzt einzig in der Saison 2015/16 beim FC Biel einen Namen. Zuletzt war er während zweieinhalb Jahren Assistenz-Coach von Markus Babbel beim FC Luzern. Wann Rahmen seine Tätigkeit beim FC Aarau aufnehmen wird, ist offen. Der Grund: Rahmen und Babbel wurden in Luzern Anfang dieses Jahres entlassen, haben aber beide noch einen Vertrag bis Ende dieser Saison. Um die Fronten für die Zukunft abzustecken, werden sich Burki, Rahmen und Luzerns Sport-Koordinator Remo Meyer an einen Tisch setzen. Das Trio wird bestimmt eine für alle Seiten zufriedenstellende Lösung finden. (Von Ruedi Kuhn)
Holländer Verkerk Trainer bis Saisonende
Der FC Aarau hat seine Pflicht erfüllt und einen «Papierli-Trainer» bis Saisonende gefunden: Aus Holland fliegt für die verbleibenden acht Saisonspiele der 63-jährige Ton Verkerk ein. Dieser ist im Besitz des höchsten Diploms «Uefa-Pro-Lizenz» und erfüllt somit die Anforderungen im Trainerreglement des Schweizerischen Fussballverbandes. Die exotische Personalie ist kein Zufall: Verkerk ist ein Bekannter vom bisherigen offiziellen Interimscoach Stephan Keller und wird entsprechend dessen weiter bestehende finale Entscheidungsmacht, was Trainingsgestaltung und Mannschaftsaufstellung angeht, akzeptieren. Ton Verkerk war unter anderem während zehn Jahren als Assistenztrainer beim Traditionsklub RKC Waalwijk tätig, wo Stephan Keller während seiner aktiven Karriere gespielt hatte. Zuletzt war Verkerk als technischer Koordinator beim holländischen Zweitligisten angestellt. (az)