Der FC Aarau ist der Langsamstarter der Liga

Ein Tipp für alle FCA-Fans, die heute das Spiel zwischen Schaffhausen und Aarau im Stadion oder vor dem Fernseher verfolgen: Wenn Sie nicht besonders leidensfähig sind, lenken Sie sich während der ersten 15 Minuten der Partie mit etwas Angenehmem ab. Die Chance, dass der FCA in Rückstand gerät, ist gross. In Zahlen ausgedrückt: Neun der insgesamt 32 Gegentore fielen in der Startviertelstunde. Einsamer und unrühmlicher Challenge-League-Spitzenwert.

Gemäss Statistik sieht es auch für die FCA-Offensive schlecht aus: Nach 16 Spieltagen erst ein Tor in der Startviertelstunde, keine andere Mannschaft kommt harmloser aus der Kabine. Heute Abend wäre ein frühes Aarau-Tor gar eine kleine Sensation: Der FC Schaffhausen hat als einziges Team der Liga bislang keinen Gegentreffer in den ersten 15 Spielminuten erhalten.

Auch gleich nach der Pause sieht es nicht besser aus

Nach der Pause, in der die Spieler die Gedanken sammeln und vom Trainer neue Anweisungen erhalten, sieht es nicht besser aus: Sieben Gegentore zwischen der 46. und 60. Minute – auch in dieser Statistik hält man gemeinsam mit Schaffhausen den Negativrekord. Auf der Habenseite sind drei FCA-Tore in der ersten Viertelstunde von Hälfte zwei der zweitschwächste Wert der Liga.

Genug der Zahlen-Jonglage, die Message ist klar: Regelmässig verpennt der FCA die Startphasen. Krasseste Beispiele sind das Auswärtsspiel am vierten Spieltag in Chiasso und das Heimspiel am elften Spieltag gegen Lausanne: Im Tessin führte Aarau zur Halbzeit 2:1, innert zwölf Minuten nach dem Wiederanpfiff drehte Chiasso das Skore zum 3:2 (Endstand 4:2). Gegen Lausanne lautete das Vorhaben der Aarauer, den Tabellenführer von Beginn an einzuschnüren und schnell in Führung zu gehen. Doch schon nach elf Minuten stand es 3:0 für die Gäste (Endstand 3:1).

Die Startprobleme sind einer der Hauptgründe, dass die Equipe von Patrick Rahmen mit 20 Punkten und Rang 7 nach 16 Spielen weit hinter den Erwartungen liegt. Sieht auch der Trainer so: «Wir gehen klar zu oft in Rückstand. Beim 0:0 gegen GC sind wir gut ins Spiel gekommen, zuletzt beim 2:2 gegen Winterthur wieder nicht.» Und woran liegts? «Vielleicht daran, dass die Spieler eher mit dem Gefühl auf den Platz kommen, es könnte etwas schiefgehen, statt sich auf ihre Stärken zu besinnen.»

Leiden die Spieler an Nachwehen der Barrage?

Eine Aussage, die Raum für Interpretationen lässt. Und einen schnell auf den 2. Juni 2019 zurückkommen lässt, als die Aarauer gegen Xamax nach dem 4:0-Hinspielsieg den Aufstieg noch aus der Hand gaben. Rahmen sagt: «Möglich, dass beim einen oder anderen Spieler der 2. Juni noch im Hinterkopf ist. Aber das darf keine Ausrede sein. Dass wir nach den bisherigen Resultaten in der laufenden Saison nicht vor Selbstvertrauen strotzen, ist klar. Andererseits ist es heutzutage und vor allem in einem ausgeglichenen Wettbewerb wie der Challenge League normal, dass nicht von der ersten bis zur letzten Minute ein Team dominiert.» Der Umgang mit den verschiedenen Phasen einer Partie werde im Fussball immer wichtiger. «Es ist ein Lernprozess: Zu akzeptieren, dass im Moment gerade der Gegner dominiert und dass man sich in diesem Fall als Mannschaft auf saubere Abwehrarbeit konzentriert, statt mit Biegen und Brechen den Angriff zu forcieren.»

Dazu passt, dass der FCA viele Tore kurz nach Ballverlusten kassiert: Dann also, wenn bei unkontrolliertem Anrennen auf das gegnerische Tor die eigene Defensive besonders verwundbar ist. Gut zu beobachten war dies vor einer Woche im Heimspiel gegen Winterthur: Aarau lief den Gästen in der Startphase ins offene Messer und hatte Glück, dass es nach 15 Minuten nur 0:1 stand.

In Schaffhausen muss der Start besser gelingen als zuletzt, mit fünf Toren in der Startviertelstunde gehört das Yakin-Team zu den besten Frühstartern der Liga. Die wichtigste Statistik aber spricht für die Gäste: Seit Rahmens Amtsantritt im Sommer 2018 hat der FCA alle fünf Spiele gegen Schaffhausen gewonnen.