Der FC Aarau setzt beim 4:0-Erfolg in Wil Massstäbe

Ein Drittel der Partie zwischen dem FC Wil und dem FC Aarau ist absolviert, da reiben sich die Zuschauer, die Spieler, der Schiedsrichter, ja alle Menschen in der Wiler IGP Arena ausser Ciriaco Sforza verwundert die Augen. Passiert das gerade wirklich? Der Aargauer Trainer in Diensten der Wiler nimmt in der 32. Minute drei Spielerwechsel vor. Sforza wird nach dem Schlusspfiff sagen, er habe dem Auftritt seiner Mannschaft nicht länger zuschauen können und wollen.

Man kann die radikale Massnahme aber auch als Lob für den FC Aarau interpretieren. Auf den Gästen lastete vor dem Anpfiff ein grosser Druck. Am Ostersamstag erhöhte das zweitplatzierte Lausanne mit dem 5:0 in Chiasso den Abstand in der Challenge-League-Tabelle auf acht Punkte. Und um sich weiterhin berechtigte Hoffnungen auf die Barrage zu machen, brauchte Aarau dringend die drei Punkte. Und dann steht es nach vier Minuten bereits 2:0. All die Bedenken, Aarau erwarte in Wil eine besonders knifflige Aufgabe mit einem unberechenbaren Gegner – kurz nach Anpfiff sind sie über den Haufen geworfen.

Sieg im Schongang
Kurz nach Anpfiff ist die Sache also gelaufen. Warum? Ganz einfach: Der FC Aarau ist zu stark, zu solide, zu stilsicher, um die Zwei-Tore-Führung noch aus den Händen zu geben. Der FC Wil ist zu schwach, um den Zwei-Tore-Rückstand noch aufzuholen. Und so kommt der FCA zum ersten Mal in dieser Meisterschaft zu einem Sieg im Schongang. Mehr noch. Ein Blick auf die Statistik zeigt, dass die Aarauer mit dem 4:0 in Wil sogar Massstäbe setzen: Einerseits ist es der höchste Sieg in dieser Saison, anderseits ist es der höchste Sieg in der Fremde seit einem 6:1-Erfolg in Bellinzona im Jahr 2001.

Fünf Tage vor dem Gipfeltreffen in Genf gegen Servette hat sich der FC Aarau also so richtig eingeschossen. Der klare Erfolg ist eine Moralspritze, die zum richtigen Zeitpunkt kommt. Für Patrick Rahmen ist der 4:0-Sieg in Wil ein starkes Zeichen seiner Mannschaft, die den Gegner in der Startphase richtiggehend überrollt hat. «Wir standen nach dem Sieg von Lausanne in Chiasso unter grossem Druck», sagt der Trainer des FC Aarau. «Um im Kampf um den Barrage-Platz im Rennen zu bleiben, war ein Sieg in Wil Pflicht. Diese Pflicht haben wir dank einer starken Mannschaftsleistung und viel Effizienz im Abschluss erfüllt.»

Gibt es jetzt die Kür in Genf?
Folgt nun nach der Pflicht in Wil die Kür in Genf beim souveränen Leader und wahrscheinlichen Aufsteiger Servette? Sechs Runden vor Schluss geht das Direktduell um den Barrage-Platz gegen Lausanne in die entscheidende Phase. Die Waadtländer haben momentan fünf Punkte Vorsprung auf die Aarauer und empfangen am nächsten Freitag Winterthur. Der FC Aarau spielt am Tag danach in Genf gegen Servette. Wer leistet sich einen Ausrutscher?

Klar ist: Soll der Flirt des FC Aarau mit Rang zwei weitergehen, muss in Genf mindestens ein Punkt her. «Für ein Erfolgserlebnis brauchen wir gegen Servette mit Sicherheit eine Topleistung», sagt Patrick Rahmen. «Um diese Topleistung zu bringen, werden wir in dieser Woche hart und zielgerichtet trainieren.»

Interessant: Dass mit Nicolas Bürgy in Genf ausgerechnet der unumstrittene Aarauer Abwehrchef wegen einer Sperre fehlen wird, ist nach Ansicht des Trainers kein Nachteil. Rahmen hat nach eigener Aussage das vollste Vertrauen in die drei anderen Innenverteidiger Giuseppe Leo, Nicolas Schindelholz und Marco Thaler. Kommt es gegen Servette zu einer Premiere mit Leo und Schindelholz?

Wil – Aarau 0:4 (0:3)


IGP Arena. – 1860 Zuschauer. – SR: Schärli. – Tore: 3. Schneuwly 0:1. 4. Tasar 0:2. 39. Jäckle (Penalty) 0:3. 73. Karanovic 0:4.
Wil: Kostadinovic; Schäppi (31. Schmid), Rahimi, Havenaar, Gonçalves; von Niederhäusern; Schällibaum (31. Beka), Lombardi (70. Sejdija), Breitenmoser, Audino (31. Savic); Cortelezzi.
Aarau: Nikolic; Obexer, Bürgy, Schindelholz, Giger (76. Thaler); Zverotic (85. Pepsi), Jäckle; Schneuwly, Neumayr, Tasar (70. Misic); Karanovic (85. Almeida).
Bemerkungen: Aarau ohne Leo (gesperrt) und Peralta (verletzt). – Verwarnungen: 15. Bürgy, 38. Gonçalves, 90. Misic (alle Foul).

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