
Der FC Rothrist hat sich in die Favoritenrolle bugsiert
Der eine oder andere Trainer der Aargauer Zweitligisten dürfte die Transferaktivitäten des FC Rothrist diesen Sommer mit einem neidischen Blick mitverfolgt haben. Mit Robert Majic, Michal Rakovan, Emir Sinanovic, Bledar Binaku, Markus Mijatovic – der ehemalige Assistenztrainer des SC Zofingen setzt seine Karriere als Spieler fort – und Torhüter Alessandro Vodola haben gleich sechs Spieler mit Erstliga-Niveau auf den Sportplatz Stampfi gewechselt. Die Zuzüge verleihen dem für Zweitliga-Verhältnisse ohnehin schon stark bestückten Kader noch mehr Klasse. «Wir haben an fussballerischer Qualität zugelegt, keine Diskussion», freut sich Oscar Muino.
Das Mannschaftsgefüge als Grundpfeiler für den Erfolg
Für den 35-jährigen Trainer des FC Rothrist stellt sich aber die Frage, wie sich die neuen Spieler in sein Team einfügen. Denn mit den Abgängen von Dejan Skopl-jak, Denis Emmenegger und Torhüter Kay Trost ging viel Führungsqualität verloren. «Sie waren Stammspieler und Leaderfiguren, auch in der Garderobe», erklärt Muino. Dieses Gefüge sei am Ursprung des erfolgreichen Herbsts 2019 gestanden, als der FC Rothrist die Vorrunde auf dem zweiten Platz beendete. «Wir legten mit sechs Siegen einen tollen Lauf hin. Das haben wir als Mannschaft vollbracht», sagt Muino.
Der Zofinger ist sich bewusst, dass die namhaften Verpflichtungen die Latte hochlegen und dem FC Rothrist die Favoritenrolle im Meisterrennen bescheren. «Der Verein hat das Ziel vorgegeben, vorne mitzuspielen», sagt Muino und erklärt, dass man einen Platz in den Top vier anstrebe. «Etwas anderes wäre angesichts der Transfers nicht glaubhaft», weiss er. Das Wort «Aufstieg» sei bislang nicht gefallen. «Das ist noch weit weg», sagt Muino und gibt zu bedenken, dass auch die Konkurrenz nicht untätig geblieben sei.
Auf die lange Pause folgt ein intensiver Herbst
Wie stark der FC Rothrist tatsächlich ist, zeigt sich morgen Samstag (18 Uhr) im Heimspiel gegen Fislisbach. «Wir hatten seit neun Monaten keinen Ernstkampf mehr. Die Vorfreude ist spürbar», sagt Oscar Muino. Sein Wunsch nach einer höheren Trainingspräsenz ging indes nur teilweise in Erfüllung. «Im Juni waren wegen der Coronapandemie fast alle Spieler da, erst in den letzten zwei Wochen haben die Ferienabsenzen zugenommen», sagt Muino.
Der FC Rothrist scheint trotzdem bestens gerüstet zu sein für einen intensiven Herbst. Neben maximal drei Cuprunden stehen bis am 7. November 14 Meisterschaftsrunden an – nach Wettingens freiwilligem Abstieg aus der 2. Liga inter eine mehr als üblich. «Dieses zusätzliche Spiel tut keinem weh», sagt Muino. Ausserdem lässt der Aargauische Fussballverband neu fünf Auswechslungen zu, was die hohe Belastung abfedern soll. «Dadurch kann ich gut rotieren», sagt Muino.
Eine Saison aus lauter Endspielen
Die letzten zwei Spielzeiten wecken beim FC Oftringen ungute Erinnerungen. In der Saison 2018/19 wendeten die Aargauer den Abstieg erst in der letzten Runde ab, letzte Saison profitierten sie als abgeschlagenes Schlusslicht vom coronabedingten Meisterschaftsabbruch. Dieses Szenario soll sich nicht wiederholen: «Wir wollen nichts mehr mit dem Abstieg zu tun haben», sagt Trainer Zelimir Skopljak vor dem morgigen Startspiel zuhause gegen Mutschellen (18 Uhr). Er ist überzeugt, dass die individuelle Klasse seiner Mannschaft für einen Platz im gesicherten Mittelfeld reicht. «Dazu müssen wir von Anfang an Gas geben und im Kopf zu hundert Prozent bereit sein. Jedes Spiel ist wie ein Cupfinal», sagt Sklopljak. Beim FC Oftringen vertraut man mehr oder weniger auf die bewährten Kräfte. Mit Dejan Skopljak, Rade Joksimovic, Tim Röthlisberger, Torhüter Daniel Kasanga und mehreren talentierten Junioren ist es dem Klub gelungen, sich punktuell zu verstärken. «Wir wollten keinen grossen Umbruch. Die Mannschaft hat genug Qualität», sagt Zelimir Skopljak. Auch das Gefüge stimme, was ebenso zum Erfolg beitragen soll. «Meine Spieler stammen aus der Region, kennen sich gut und identifizieren sich mit dem Klub», sagt Skopljak, der bis nächste Woche seine Ausbildung zum C-Trainerdiplom absolviert. Aus diesen Gründen blickt er zuversichtlich auf die neue Saison: «Wegen Corona haben wir beinahe bei null begonnen. Danach sind wir Schritt für Schritt besser geworden», sagt Skopljak und meint: «Ich vertraue meiner Mannschaft und habe ein gutes Gefühl.»
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