Der Frost schadete dem Obst – Zwetschgen aus der Region sind Mangelware

Herbstzeit ist Erntezeit. Wer allerdings heuer Früchte für feine Wähen in den Hofläden der Umgebung sucht, wird nicht immer fündig. «Zwetschgen gibt es in diesem Jahr im Wiggertal wenige», sagt Beat Felder, zuständig für Spezialkulturen beim kantonalen Berufsbildungszentrum Natur und Ernährung in Hohenrain. «Das ist in der ganzen Zentralschweiz so», sagt der Experte für Obst und Rebbau.

Der Grund dafür liegt in der Witterung dieses Frühlings. Ein warmer und trockener März sorgte für einen frühen Austrieb der Pflanzen. Dann folgte im April Frost mit Temperaturen von minus fünf Grad. Viele Blüten erfroren. «Deswegen blieben die Zwetschgenbäume mehrheitlich leer», so Beat Felder. Auch bei andern Obstbäumen, die früh blühen, fiel die Ernte schlecht aus. Brennkirschen gab es heuer zum Beispiel fast keine, sagt er.

Mostobst gibts heuer genug

Andere Spezialkulturen kamen besser durch den Frühling, haben aber wegen des regnerischen Sommers einen Vegetationsrückstand von rund drei Wochen. Zum Beispiel die Reben. «Die Traubenlese beginnt erst noch», sagt Felder. Den Winzern machte indes der falsche Mehltau zu schaffen, der fast nicht einzudämmen war. Im Wiggertal sei die Situation indes nicht ganz so schwierig gewesen, wie im Seetal, um den Sempacher- und Vierwaldstättersee. Ebenfalls weniger betroffen wurde die Region von den verschiedenen Hagelzügen des Frühsommers. Die Schäden im südlichen Teil des Kantons waren viel grösser, sagt der Landwirtschaftslehrer. Ebenso vom Vegetationsrückstand betroffen sind die Äpfel- und Birnbäume, wo die Ernte kürzlich begonnen hat. Hier falle die Ernte bei geschützten Kulturen in der Regel zufriedenstellend aus, sagt Felder. Bei ungeschützten Bäumen im Freiland, sei die Situation unterschiedlich. Punktuell habe es auch Hagelschäden gegeben. «Mostobst wird’s heuer aber sicher genug geben.»

Viele Früchte vom Schorf betroffen

Nebst Mostobst erntet man auf dem Sonnhaldenhof in St. Urban Tafelobst. Die Galaäpfel, die eben reif sind, wachsen zwar unter Netzen. Die Familie Grüter, die den Biobetrieb bewirtschaftet, hatte trotzdem Pech. Die Obstanlage auf einem Hügel war am Osterdienstag von Frost betroffen und auch der viele Regen im Sommer hat den Früchten zugesetzt. Daher seien viele Früchte von Schorf betroffen. «Der viele Regen hat den Biobetrieben mehr Mühe bereitet», erzählt Brigitte Grüter, «wir können nur natürliche Pflanzenschutzmittel verwenden.»

Geschmacklich seien die Birnen und Äpfel zwar einwandfrei. Aber sie würden von den Kunden weniger nachgefragt – das Auge isst mit. «Die Situation ist schwierig», sagt Marc Grüter, der auch auf gut tragende Bäume verweisen kann. Dennoch müssen die Grüters ihr für den Direktverkauf bestimmtes Obst zu Teilen in der Kundenmosterei von Andreas Flückiger in Vordemwald weiterverarbeiten lassen.

Immerhin kann man auf dem Sonnhaldenhof auf eine Zwetschgenernte hoffen. Die frühe Sorte wurde bereits gelesen und verkauft, die köstlichen Fellenberg-Zwetschgen sind demnächst reif.

Derzeit Zwetschgen im Angebot hat der Burghof in Pfaffnau. Im gut bestückten Hofladen an der Strasse nach Richen­thal werden je nach Saison auch Kirschen und Pfirsiche aus eigenem Anbau verkauft. Dieses Jahr sei eine grosse Herausforderung gewesen, sagt Martin Blum. Man habe in den Frostnächten Kerzen entzündet und müsse sich nun mit dem zufrieden geben, was die Bäume eben tragen würden.

Im Burghof sind die letzten Fellenberg-Zwetschgen im Verkauf. «Die Bäume stehen gleich neben den Kirschen und konnten vom wärmenden Feuer profitieren, das wir entfacht haben», sagt Blum. Nun steht die Birnen- und Apfelernte an. Sie hat eben erst angefangen.

Im Burghof in Pfaffnau gab es lokale Zwetschgen.
Im Burghof in Pfaffnau gab es lokale Zwetschgen.