Der Konjunktur-Motor brummt weiter

Brexit, Spannungen im Nahen Osten, die Handelskriege der USA – wie ist es um unsere Konjunktur, mit Fokus auf den Aargau und die Region Zofingen, bestellt? Eine Einschätzung liefert der aktuelle Konjunkturbericht der Aargauischen Kantonalbank (AKB). Dieser wurde in Zusammenarbeit mit «Aargau Services», der Standortförderung des Kantons, erstellt. Dessen «Barometer» stieg auf Anfang Juli um 0,4 auf 92,8 Punkte. Fünf von acht Komponenten hätten höher notiert – nachdem der Indikator im Mai relativ stark gefallen war.

Finanz- und Arbeitsmarkt sind solide aufgestellt

«Auf Erholungskurs befinden sich die Finanzmärkte sowie das Konsumenten- und Investoren-Vertrauen. Auch der Arbeitsmarkt ist nach wie vor in einer soliden Verfassung, wobei die Nachfrage nach Arbeitskräften vor allem bei den nichtzyklischen Branchen zunimmt», heisst es im Bericht. Nichtzyklisch sind konjunkturunabhängige Brachen wie das Gesundheitswesen. Die Nachfrage nach Personal stieg hier im zweiten Quartal 2019 im Vergleich zum Vorjahr um 18 Prozent. Ebenfalls weiter gewachsen sei die Zahl der Stellenausschreibungen für Berufe der Technik und Naturwissenschaften (plus 11 Prozent) sowie bei den Informatikern, in den Bereichen Management und Organisation sowie Bau und Ausbau (jeweils plus 10 Prozent). Details zur Situation in der Region kennt Jessica Wullschleger. Sie arbeitet für die C-Matrix Communications AG, welche laufend Online-Stellenannoncen statistisch auswertet. Von Jahresbeginn bis Juni stieg die Zahl der regionalen Stellenangebote im Vergleich mit dem Vorjahr um 6,4 Prozent.

Damoklesschwert ist der Kurs des Euros

Ein Damoklesschwert gibt es allerdings. Es heisst Euro. Fast zeitgleich mit der Publikation des Konjunkturbarometers sank dessen Wert unter die psychologisch, aber auch wirtschaftlich wichtige Marke von 1.10 Franken. Im März hatte die Aargauische Industrie- und Handelskammer (AIHK) ihre Wirtschaftsumfrage publiziert. In ihr schätzten die beteiligten Unternehmen aus dem industriellen Sektor ihre kurzfristige Zukunft als «befriedigend» bis «gut» ein. Unsicher machte das Thema Frankenstärke und der Verlust an Schwung in der globalen Konjunktur.

Peter Gehler, Präsiden Wirtschaft Region Zofingen und Vizepräsident der AIHK, mahnte schon vor Monaten: «51 Prozent der im Bezirk Zofingen produzierten Güter und Dienstleistungen gehen in den Export. Deshalb ist dieser Teil der Wirtschaft stark von der Frankenstärke und den Entwicklungen in der EU, insbesondere in Deutschland, abhängig.» Durch die Brille der Konsumenten betrachtet ist ein starker Franken ein Geschenk. EU-Ferien werden billiger, ebenso der Wocheneinkauf in Lörrach. Was aber ist mit unserem Detailhandel? Die Umsatzverluste zwangen ihn in den letzten Jahren dazu, 20 000 Leute zu entlassen.

Beat Kirchhofer