Der Kopf ist frei für die Highlights der Saison – die EM und die WM können kommen

Wer sich für den Radsport und insbesondere fürs Mountainbiken interessiert, sass in den letzten Wochen wohl oft aufgeregt vor dem Fernseher. Und jubelte mit, als die Schweiz an den Olympischen Spielen Medaille um Medaille gewann. «Ich habe mir jegliches aus dem Radsport angeschaut und war oft ziemlich nervös», sagt Joel Roth. Der Kölliker war heuer selber nahe dran, an den Olympischen Spielen mitzumischen. Aber weil die Leistungsdichte an der Schweizer Spitze extrem hoch ist, klappte es für den U23-Europameister und WM-Bronze-Gewinner von 2020 nicht mit der Selektion. «Wenn man die Resultate anschaut, gibt es keinen Zweifel: da waren die richtigen Fahrerinnen und Fahrer in Tokio und ich gönne allen den Erfolg», sagt Joel Roth. Er weiss: Irgendwann kommt seine Chance, auch Olympia-Teilnehmer zu werden.

Der Glaube an sich selber ist zurück

Statt in der Gluthitze Japans um Medaillen zu fahren, nutzte der Athlet des Biketeams Solothurn und des RC Gränichen die Zeit, um sich für seine wichtigsten beiden Rennen der Saison fit zu machen. Am Samstag steigt der 22-Jährige im serbischen Novi Sad an der EM ins U23-Rennen, zwei Wochen später finden in Italien die Weltmeisterschaften statt. Das Ziel ist klar: den EM-Titel verteidigen und alles geben, um WM-Bronze zu toppen. «Das ist beides möglich und der Glaube daran, dass ich es schaffen kann, ist zurück», sagt Joel Roth.

Mit dem ersten Teil der Saison war er nur bedingt zufrieden. An der Schweizer Meisterschaft in Gstaad etwa musste er sich Alexandre Ballmer geschlagen geben, schrammte im Weltcup zweimal als Vierter am Podest vorbei und landete im letzten Rennen Anfang Juli in Les Gets (Fr) auf Rang 16. «Danach legte ich eine Pause ein. Nicht, weil ich körperlich eine nötig hatte. Aber ich musste den Kopf lüften.» Nachher war der Hunger nach Trainings wieder da.

Vier Wochen bereitete sich der zweifache Team-Relay-Europa- und Weltmeister fokussiert auf die EM und die WM vor und merzte Schwächen aus: «Ich arbeitete im mentalen Bereich an mir und an technischen Dingen.» Heute sagt der Aargauer: «Wenn ich am Samstag in den Sattel steige, tue ich das mit dem Gefühl, zuletzt alles richtig gemacht zu haben.» Um sich voll auf sein eigenes Rennen konzentrieren zu können, verzichtete Joel Roth darauf, sich um einen Platz im Team-Relay zu bewerben. Er will alle Kräfte beisammenhaben, um im letzen U23-EM-Rennen zu glänzen, ehe er kommende Saison in der Elite fahren wird. Sollte es trotz gutem Gefühl und seriöser Vorbereitung am Samstag oder an der WM nicht reichen, die hohen Ziele zu erreichen, seien wohl einfach die Gegner an jenem Tag stärker gewesen, nimmt Joel Roth selber den Druck von sich. Wobei: «Ein wenig Druck ist schon o.k., dann gibt man auch richtig Gas», so der Kölliker, «ich kenne die Strecke, ich fühle mich fit, aber in einem Rennen kann viel passieren.»

Seit Dienstag weilt Joel Roth in Serbien. Am Sonntag geht es zurück in die Heimat und dann bald weiter ins Val di Sole: «Es fühlt sich richtig gut an, zurück zu sein im Rennzirkus.»