Der Oftringer Michael Leuenberger ist Aargauer Schiedsrichter des Jahres

Sie wurden an der Gala des Aargauer Fussballverbandes zum Schiedsrichter des Jahres gewählt. Was bedeutet Ihnen diese Auszeichnung?
Michael Leuenberger: Sie ist eine grosse Ehre und eine schöne Wertschätzung. Der Samstag war für mich perfekt: Zügeltag, 5-Jahr-Jubiläum mit meiner Freundin und dann die Ehrung. Die Wahl ist das Tüpfelchen auf dem i, so etwas wie der Lohn für mein 25-jähriges Lebenswerk als Schiedsrichter.

Das tönt, als ob Sie kürzertreten?
Keineswegs. Wegen der Arthrose im Knie bin ich derzeit zwar nicht mehr auf dem Platz im Einsatz. Im Hintergrund setze ich mich weiter intensiv für das Schiedsrichterwesen ein.

Sie sind Schiedsrichter-Instruktor, bilden Aargauer Mini- und Neuschiedsrichter aus und agieren als Coach. Was wollen Sie Ihren Kollegen weitergeben?
Persönlichkeitswerte, Sozialkompetenz und alles, was in keinem Reglement steht. Regeln und Kondition kann jeder selber büffeln. Wichtig ist, dass angehende und aktive Referees wissen: Ein Schiedsrichter kann nicht perfekt sein, Fehler passieren. Ein guter Unparteiischer ist einer, der vom Zwischenmenschlichen her auf der Höhe ist. Schiedsrichter sollen spüren, dass sie von mir Unterstützung erhalten, um Rat fragen können.

Warum soll jemand Referee werden?
Es ist eine gute Lebensschule. 22 unterschiedliche Charaktere unter einen Hut zu bringen während eines Spiels prägt die eigene Persönlichkeit und hilft einem auch im Beruflichen. Meine Erfahrungen waren zu 99 Prozent positiv. Es ist aber schon so, dass die Hemmschwelle für blöde Kommentare in den letzten Jahren gesunken ist. Dem trägt man in der Ausbildung Rechnung. Mich freut es, dass wir rund ein Drittel der Mini-Schiedsrichter in die Aktiven weiterziehen können. Zu spüren, dass sie das Pfeifen als «coole Sache» empfinden, ist schön.

Rechneten Sie damit, dass Sie beim Voting gegen Davor Nevistic und Bekir Albayrak die meisten Stimmen erhalten?
Ich wusste, dass ich nach 25 Jahren auf den Fussballplätzen im Aargau einen grossen Rückhalt habe. Letztlich sind Wahlergebnisse aber schwer voraussehbar. Im Spiel hält sich ein guter Schiedsrichter im Hintergrund, fällt nicht auf. Umso mehr habe ich die Anerkennung an der Gala und den Moment auf der Bühne genossen.

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ZUR PERSON

1994 absolvierte Michael Leuenberger (41) den Schiedsrichter-Grundkurs. 2000 wurde der Oftringer zum Assistenten in der 2. Liga inter befördert und pfiff ab 2003 2.-Liga- und ab 2011 2.-Liga-inter- Partien. Seit 2012 ist der Qualitätsprüfer Schiedsrichter-Coach, seit 2017 Ausbildungsverantwortlicher der Mini-Schiedsrichter und der Neu-Referees im AFV und seit 2018 Schiedsrichter-Instruktor im Schweizer Fussballverband.