Der Organisator räumt am denkwürdigen Wettfahren auf der Aare ab – mit Video und Galerie

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Improvisationstalent und Hartnäckigkeit brauchten die Organisatoren der Schweizer Meisterschaften der Pontoniere in Murgenthal. Zweimal verschoben und dann fast vom Hochwasser ausgebremst wurde die Veranstaltung. «Es war eine Gratwanderung. Wir wussten, dass es risikobehaftet ist, die Durchführung durchzustieren», sagt OK-Präsident Christian Brönnimann. «Dass am Ende alles aufging, ist phänomenal und dass wir sportlich reüssierten der Lohn, den wir uns erhofft haben.» Der gastgebenden PFV Murgenthal holte sich den Sieg in der Sektionswertung. In der Hauptkategorie C sorgten der Wettkampfchef der SM Heinz Bieri und Adrian Brönnimann und Martin Brönnimann und Dominik Wyss für einen Doppelsieg. Einen Podestplatz schafften auch Remo Dietschi  und Dominik Wyss als Zweite in der Kategorie III, hinzu kamen vier weitere Kränze. 

Beim ersten Wettfahren seit 651 Tagen war am Wochenende spürbar, wie sehr sich auch die anderen 36 Vereine auf den Anlass gefreut hatten. Jene Sektionen, die unmittelbar nacheinander starten, feuerten sich gegenseitig an, lobten die gelungenen Manöver der Kontrahenten und gaben sich Tipps, wie der Parcours zu meistern ist.

Minus ein Bauwerk und zittern bis zuletzt

Und der hatte es in sich. Durch die heftigen Gewitter und Regenfälle in den Tagen vor der SM stieg der Pegel der Aare soweit an, dass der Anlass auf der Kippe stand. «Am Freitagmorgen zitterten wird nochmal, weil die Niveauschwankungen der Aare in der Nacht extrem waren», sagt Christian Brönnimann. Schleusen, die beim Bielersee und bei der Emme geöffnet und geschlossen wurden, waren der Grund. Am Freitagabend entschied das OK gemeinsam mit der Technischen Kommission des Schweizerischen Pontonierverbandes nach Testfahrten, dass der Parcours regulär, fair und fahrbar ist – aber abgeändert werden muss.

Zum einen fehlte ein Pfeiler, der seit eineinhalb Jahren inmitten der Aare gethront hatte. Die Verankerungen knickten aufgrund der Niveauschwankungen donnerstagnachts ein, die massive Konstruktion war nicht mehr zu retten. Dort, wo das Wasser zu tief war, um sich mit dem Stachel entgegen der Fliessrichtung fortzubewegen, befestigten die Murgenthaler am Freitag Seile. An den Tauen konnten sich die Pontoniere die Aare hinauf ziehen.


Die Spreu vom Weizen trennte die Schlussaufgabe des Parcours. Nach der Stachelfahrt auf Zeit ging es ans andere Ufer hinüber, um beim festgelegten Ziel zu landen. Ein Fluchen da, wenn die gewählte Route falsch oder die Kraft zum Rudern aufgebraucht war, ein Jubeln dort, wenn die Bootspitze beim Schweizer Kreuz einpendelte und eine Zehn notiert wurde. Eines hatten alle gemeinsam, ob Frau, Mann, Routinier oder Anfänger, Lokalmatador oder Gast: sie waren ausser Atem.

Mit Respekt und Mut in die Strömung

Streng hatten es auch die Jungpontoniere, die am Sonntag um Meisterehren fuhren. Der Parcours war mit dem Unterfahren eines markierten Felsens, zwei Durchfahrten und der Landung auf ein bestimmtes Ziel nicht allzu schwierig. Die Strömung forderte aber volle Aufmerksamkeit – und Mut. «Macht es wie im Training, ohne Angst, aber mit Respekt, ihr könnt das», meinte ein Jungfahrer-Leiter. Jene Nachwuchskräfte, die etwas mehr Sicherheit wünschten als sonst, durften eine dritte Person mitfahren lassen, was einige der 29 Duos in Anspruch nahmen. Wie bei den Aktiven war der Abschluss des Parcours der Knackpunkt, wo die Jungs und Mädchen das Boot wenden und präzise am Ufer stoppen mussten. 28 Gespannen gelang dies dank der richtigen Streckenwahl und Technik mit Anstrengung, aber problemlos, wofür es ein «Bravo» vom Kampfrichter und Applaus von den Betreuern gab.

Ein Schreckensmoment und eine Premiere

Ein Oltner Boot aber «verfuhr» sich, verstand die Anweisungen vom Uferrand nicht und donnerte unterhalb des Schlusspunkts in den Pfeiler der Holzbrücke, der eigentlich von einem Motorboot abgesichert wurde. Die Buben kamen mit dem Schrecken davon. Souveräner bewältigten die Schönenwerder Janis Eng und Tobias Rüegg die Aufgaben und sicherten sich den Schweizer-Meister-Titel. Das Murgenthaler Duo Elias Bieri und Luca Stornaiuolo hatte die Jungpontonier-SM eröffnet und gewann mit Rang 6 einen Kranz – den ersten in der noch jungen  Karriere.

Jener Erfolg war nicht die einzige Premiere. Erstmals in der Verbandsgeschichte wurde ein Rangverlesen via Livestream übertragen und setzte den Schlusspunkt hinter eine spezielle SM. Zumindest für die Teilnehmenden, für den Gastgeberverein steht ab Montag das Aufräumen an. Rene Wernli, Zentralpräsident des nationalen Verbandes, befand: «Das war eine denkwürdige SM, die uns vielleicht ein Leben lang in Erinnerung bleibt. Jeder, der den Parcours bei diesem Wasserstand fuhr, hat einen Sieg über sich selber gefeiert.»

Hier geht es zur Rangliste.