
Der SC Langenthal kann sich nur selbst schlagen
Wer SCL-Sportchef Marc Eichmann zu den morgen startenden Playoff-Halbfinals befragt, der hört immer wieder ein Wort: Identität. Der SC Langenthal habe seine Identität wieder aufgebaut. Die eigenen Stärken würden wieder zur Identität passen. Und schon bei den letzten Meistertiteln habe der SCL die gleiche Identität gehabt wie jetzt. Darunter versteht Marc Eichmann vor allem, wie sich der SCL auf dem Eis gibt. «Harte Arbeiter, Opferbereitschaft, Demut und Team first», nennt er als wichtigste Bestandteile dieser SCL-DNA und hängt an: «Schon im Jahr 2012 gegen Lausanne und im Final 2017 gegen Rapperswil waren wir nicht unbedingt besser besetzt, aber wir hatten das bessere Team.» Als klassischer Underdog wolle er sich im Halbfinale dieser Worte zum Trotz aber nicht sehen und lehnt sich sogar aus dem Fenster. «Wir können uns eigentlich nur selbst schlagen. So, wie wir es im ersten Spiel gegen Kloten getan haben», sagt der SCL-Meistertorhüter von 2012. Dort habe man ebenjene Tugenden nicht ins Feld geführt. Erst als diese wieder eingehalten wurden, überzeugte auch der SCL wieder.
Statistiken sprechen für den SCL
Zweifellos genügen ein paar wenige Wörter aber nicht, um den deutlichen Erfolg gegen Kloten zu begründen. Der SCL hat fast eine 21-prozentige Erfolgsquote im Powerplay, wehrte 96 Prozent der gegnerischen Powerplays torlos ab und kassierte im Schnitt nur 1,2 Gegentore pro Partie. «Wer pro Spiel nur so wenig Tore kassiert, kann eine Serie eigentlich gar nicht verlieren», sagt Marc Eichmann und lobt im nächsten Atemzug Torhüter Philip Wüthrich. «Was er im Viertelfinal geleistet hat, war unglaublich. Da habe selbst ich phasenweise gestaunt.» Das Lob gelte dennoch der ganzen Mannschaft, die sich gerade im Boxplay aufopfert und zahlreiche Schüsse blockt. Zweifellos sei Wüthrich aber ein sehr wichtiges Puzzleteil für die Halbfinalqualifikation gewesen.
Gegen Olten muss sich der SC Langenthal aber warm anziehen. Die Dreitannenstädter sind bekannt für ihre offensiven Fähigkeiten, haben ein euphorisches Publikum im Rücken und zählen auf ein breites Kader. Oltens einziger Schwachpunkt, die Defensive, wird von einem starken Torhüterduo aufgefangen. Und weil der SC Langenthal seit seinem Wiederaufstieg im Jahr 2002 noch keine Playoff-Serie gegen den
EHCO gewonnen hat, scheinen die tabellarischen Favoriten auch psychisch im Vorteil zu sein. Dem setzt Marc Eichmann aber einiges entgegen: «Wir haben genug Selbstvertrauen und sind überzeugt von unserem Weg.» Mit breiter Brust wolle man dem Halbfinalgegner entgegentreten und gewinnen. Denn eines ist für ihn schon jetzt sicher: Der SCL hat alles, um Meister zu werden. Jetzt braucht es nur noch das nötige Quäntchen Glück dazu.
«Geduld ist nicht meine Stärke»
Vorgestern hat der SC Langenthal bekanntgegeben, dass Kevin Schläpfer auf die neue Saison hin das Amt des Sportchefs übernehmen wird. Der Baselbieter hat im Jahr 2006 beim SC Langenthal seine Spielerkarriere beendet und hat nun auf operativer Ebene einen Vierjahresvertrag unterschrieben. Er habe den Kontakt zum SCL und dessen Umfeld nie verloren, entsprechend freue er sich auf die Rückkehr. «Es ist ein Vorteil, dass ich die Leute hier kenne und das sie mich kennen», sagt Kevin Schläpfer. Er sei überzeugt, dass er sich in Langenthal wohlfühlen werde und gerade das war ihm sehr wichtig.
Zuletzt erlebte Schläpfer turbulente Zeiten, unter anderem mit einer Entlassung als Trainer in Kloten. «Ich freue mich, wieder wirken zu können. Wer mich kennt, weiss, dass Geduld nicht meine Stärke ist», sagt er. Er werde helfen wollen, das Stadionprojekt voranzutreiben. «Langenthal hat auch für seine jungen Menschen eine neue Infrastruktur verdient», sagt er überzeugt.
Unterstützt wird Schläpfer von Marc Eichmann, der zu je 50 Prozent als Sportchef-Assistent und Goalietrainer für die komplette Vereinsorganisation arbeitet. So können Stärken besser eingesetzt werden, betont Eichmann. Sein Know-how, dass er sich in verschiedenen Funktionen erarbeitet hat, wolle er auch künftig einsetzen. Dass Eichmann nach den Posten als Finanzchef, stellvertretender Geschäftsführer, Sportchef und Goalietrainer erneut eine Veränderung seines Auftrages annimmt, ist ein klares Statement für den Club.