
Der SC Langenthal weiter im Toretief, der EHC Olten weiter im Hoch
Manchmal ist es zum Verzweifeln mit dem SC Langenthal. Gegen den HC Sierre waren die Oberaargauer lange Zeit besser, machten das Spiel, agierten schneller und wendiger. Aber eben nicht wirklich gefährlicher. Meist war Gelb-Blau vor dem gegnerischen Tor harmlos, vielleicht zu wenig bestrebt, das Tor wirklich zu schiessen. Und somit auch zu wenig effizient. Sierre hingegen hatte in den ersten 40 Minuten drei wirklich gute Chancen und verwertete zwei davon. Erst traf Arnaud Montandon (7. Minute). Thomas Heinimann (16.) hätte dann bei einem Konter aus bester Position beinahe auf 2:0 gestellt und später sollte Eric Castonguay auch noch eine Situation mit je vier Feldspieler zum 2:1 ausnutzen, als er die SCL-Abwehr mit Leichtigkeit überlaufen konnte.
Dass es nach 40 Minuten 2:2 stand, hatte damit zu tun, dass sich Langenthal zwischenzeitlich Chancen erknorzte. Timothy Coffman, der selbst nicht der Torschütze vom Dienst ist, bereitete seinen Sturmkollegen beste Chancen vor, aus denen nichts wurde. Luca Christen kurvte gleich mehrmals durch die gegnerische Abwehr. Und Dario Kummer (26.) traf bei einer 2-gegen-1-Situation sogar den Pfosten. Mit dem Toreschiessen happerte es aber, nicht zuletzt wohl auch, weil mit Eero Elo und Stefan Tschannen gleich zwei ausgewiesene Skorer fehlen. Immerhin: Nach knapp über 140 torlosen Minuten staubte Robin Leone (19.) einen Abpraller zum 1:1 ab und sorgte für etwas Befreiung. «Nach so langer Zeit war das tatsächlich eine Erlösung», sagte Leone im Pauseninterview. Ausserdem traf im zweiten Abschnitt auch noch der zuvor knapp erfolglose Dario Kummer (31.), nachdem er die Scheibe im Offensivdrittel lange bei sich hielt, bis sich die Lücke öffnete und er diese aus über 10 Metern haargenau traf.
Letztlich entscheidet die Effizienz für den Gast
Das Geschehen änderte sich auch im Schlussdrittel nicht. Der SCL nutzte die eigenen Chancen nicht – beispielsweise scheiterte Stefan Rüegsegger in der ersten Minute bei einem Konter –, während Sierre zu einem Doppelschlag ausholte, bis zur 45. Minute auf 4:2 stellte und in Überzahl auch noch das 5:2 erzielte. «Wir haben dominiert und sie waren effizient», fasste Fabio Kläy zusammen. Nach drei Pleiten in Folge sei nun eine Reaktion angezeigt, «aber eigentlich wollten wir die schon heute liefern.» Zwar sei man besser aus der Kabine gekommen, die Effizienz vor dem Tor habe diesen Match aber gegen Langenthal entschieden. «Den Grund zu finden, ist manchmal schwierig», so Kläy. Anzustreben seien nun «dreckige, erarbeitete» Tore.
Lauffreudig, aufsässig, hartnäckig, spielwitzig: Ja, es mangelte beim EHC Olten an diesem Samstagabend an überhaupt nichts. Und so war es, als stünde der Sieger schon nach ein paar Spielminuten fest. Derart überzeugend trat der EHC Olten vor 2479 Zuschauern (Saisonrekord!) auf, sodass der chancenlose HC Thurgau mit dem Schlussresultat von 4:1 noch gut bedient war. So hätte ein Skore von 10:0 deutlich mehr dem Spielverlauf entsprochen. «Das war eine sehr gute Leistung. Wir hatten ein starkes erstes Drittel, im zweiten haben wir mindestens ein, zwei Tore zu wenig geschossen, da hatte uns etwas der Killerinstinkt gefehlt. Im Schlussdrittel hatten wir dann die Führung souverän verwaltet», bilanzierte EHCO-Trainer Lars Leuenberger zufrieden.
Lukas Lhotak brachte den EHC Olten mit einem Abprallertor nach 4 Minuten auf das Matchblatt, worauf Simon Lüthi mit dem einzigen Powerplaytreffer des Spiels auf 2:0 erhöhte. 31 Sekunden vor der ersten Pause erzielte Joel Scheidegger auf exzellenter Vorarbeit von Knelsen das 3:0 – es war sein erstes Saisontor.
Und irgendwann, nach dem 4:0 von Adam Hasani nach 28 Minuten, da hatte HCT-Trainer Stephan Mair genug und nahm, verbunden mit einem Torhüterwechsel, sein Timeout in Anspruch. In diesem kritzelte er wild gestikulierend in seiner gewohnt temperamentvollen Art auf seiner Taktiktafel herum. Es war nur von bedingtem Erfolg. Denn sein Team stand in der Folge defensiv zwar etwas kompakter, tat sich aber überhaupt enorm schwer, selber nennenswerte Chancen zu kreieren. Viel mehr hatte sich etwa EHCO-Torhüter Simon Rytz in den Spielunterbrechungen selber um etwas Bewegung zu bemühen, indem er seine Beine streckte und seine Arme kreiste, um tatsächlich warm zu bleiben. Und war Rytz dann in seltenen Fällen doch mal gefordert, blieb er stets Sieger – so auch, als Jonathan Ang zum Penalty antreten durfte. Mit dem Motto Angriff ist die beste Verteidigung dominierte der EHC Olten auch das zweite Drittel mit einer äusserst hohen Intensität.
Doch diese flachte im Schlussdrittel merklich ab, der EHC Olten nahm den Fuss vom Gaspedal, hatte aber das Spielgeschehen dennoch absolut im Griff. Nur: Die Scheibe wollte plötzlich nicht mehr ins Tor. Auch dann nicht, als Trainer Lars Leuenberger in einer 4:3-Überzahlsituation sein Timeout nahm und die Topsturmlinie um Horansky, Knelsen und Nunn sowie Forget auf das Eis schickte. Leuenberger nahm es auf die leichte Schulter: «Das ist menschlich, dass man nach zwei überlegenen Dritteln etwas mehr Wert auf das Verwalten legt.»
Defensiveinsatz total – bis 11 Sekunden vor Schluss
Der EHC Olten wusste dennoch zu gefallen. Selbst dann, als es immer brenzliger wurde und man innert einer Spielminute drei Mal auf die Strafbank geschickt wurde. Die Oltner wussten zur Freude der Zuschauer mit geblockten Schüssen und totalem Defensiveinsatz zu unterhalten. Dieser EHC Olten macht Spass!
Das perfekte Spiel zog der EHC Olten dann aber dennoch nicht bis zur allerletzten Sekunde durch, was ein kleiner Wermutstropfen ist: 11 mickrige Sekunden vor Schluss machte Thurgaus Derungs mit seinem 9. Saisontreffer (!) Simon Rytz’ Shutout zunichte. Die EHCO-Spieler waren sich nach dem Spiel einig: «Völlig unnötig» sei dieser Gegentreffer gewesen. Mit den nächsten drei Zählern hält der EHC Olten als Leader die Konkurrenz weiterhin mit mehr als vier Verlustpunkten auf Distanz.
Nächste Woche schliesst der EHC Olten mit dem Auswärtsspiel in Winterthur am Dienstag und dem Samstag-Heimspiel gegen die GCK Lions die erste von insgesamt fünf Runden gegen jeden Swiss-League-Kontrahenten ab. Man darf gespannt sein, ob das Team von Lars Leuenberger die hohe Intensität in den Spielen gegen zwei vermeintliche Selbstläufer aufrechthalten mag. Für Thurgau-Trainer Mair war klar: «Wir haben sicher nicht einen unserer besten Tage erwischt. Aber das war die bislang stärkste Mannschaft, auf die wir getroffen sind.»
Olten – Visp wird nicht wiederholt
Der Fall um den Protest des EHC Visp im Spiel gegen Olten ist geklärt: Die Schiedsrichter haben zwar einen schwerwiegenden Fehler begangen, die Partie wird deshalb aber nicht wiederholt. Beim 4:3-Sieg des EHC Olten am 22. September hatte Visp einen Spielfeldprotest eingelegt. Die Walliser monierten, dass bei drei Strafen gegen das Gastteam die Zeiten beziehungsweise die Rückkehr der Spieler aufs Eisfeld von den Schiedsrichtern nicht richtig geahndet wurden. Der Einzelrichter hat diesen Protest nun gutgeheissen, weil es sich um einen klaren regeltechnischen Fehler der Schiedsrichter handelte. Weil dieser Fehler aber keinen direkten Einfluss aufs Spiel hatte, wäre eine Wiederholung des Spiels nicht verhältnismässig. Das Spielergebnis von 4:3 wird gewertet.