Der Schwingkeller ist zu, der Saisonstart lässt auf sich warten

«Ich kann nicht einfach zuhause sitzen und nichts machen, sonst kommt es nicht gut», sagt der Uerkner Schwinger Patrick Räbmatter. Der Eidgenössische Schwingerverband hat bis Ende April sämtliche Wettkämpfe und Trainings untersagt. Fit bleiben will der mit 41 Kränzen dekorierte 28-Jährige aber dennoch, schliesslich könnte die Saison plötzlich doch noch beginnen. «Ich war einmal auf dem 1000er-Stägli, aber es hatte extrem viele Leute», erzählt Patrick Räbmatter, «ansonsten probiere ich, mich zuhause fit zu halten. Ich habe eine kleine Kraftstation, was aber natürlich nicht mit einem Fitnesscenter zu vergleichen ist. Ausserdem kann ich auf dem Hometrainer Velofahren.» So weit, so gut. Ein Sägemehlathlet lebt aber nicht zuletzt von seinen schwingtechnischen Fähigkeiten. «In den Schwingkeller können wir derzeit nicht», sagt der zweifache Eidgenosse, «so bleibt diesbezüglich nicht viel mehr, als abzuwarten.»

Kann die Saison überhaupt noch gestartet werden?

Geplant hatte «Räbi», dass der Hallenschwinget Brunegg am Sonntag den wettkampfmässigen Startschuss bedeutet. «Es wäre für mich ein erster Formtest gewesen. Im Training war ich sehr gut unterwegs.» Wann und ob überhaupt die Saison in Angriff genommen werden kann, ist noch nicht klar. Schon viele Feste, unter anderem das Baselstädtische Schwingfest vom 21. Mai, wurden bereits abgesagt. «Es kommen sicher noch mehr dazu», bleibt Patrick Räbmatter realistisch.

Keine Schwingfeste, kein Spass, keine Preise. «Es würde eine Stabelle oder Glocke von diesem Jahr fehlen», sagt der Uerkner, «das würde schon ein bisschen wehtun.» Und was ist mit den Sponsoren? «Ich glaube nicht, dass es für mich in diesem Bereich grosse Konsequenzen zur Folge hätte. Ich hoffe, dass sie auf mich zukommen, wenn etwas ist.»

Sich dagegen zu wehren, bringt überhaupt nichts

So würden sich Patrick Räbmatter und seine Schwingkollegen freuen, wenn zumindest ein Teil der Feste «gerettet» werden kann – zum Beispiel das für einmal in Uerkheim geplante Niklaus-Thut-Schwinget am 20. Juni. «Eine komplette Absage der Saison würde nicht nur mich, sondern auch meine Gegner und vor allem die Veranstalter treffen», sagt «Räbi», «trotzdem müssen wir die Vorgaben des Bundesrates einfach akzeptieren, denn wir wollen ja, dass das Corona-Virus möglichst schnell verschwindet.» Ein weiteres Szenario ist, einen Teil des im Frühling Verpassten im Herbst nachzuholen. «Es ist auch eine Möglichkeit, aber das könnte Probleme mit dem Wetter mit sich bringen.»

So viel zur möglichen Zukunft. Vorderhand geht es aber darum, die Zeit dennoch möglichst gut zu nutzen. Langweilig wird es «Räbi» trotz weniger Sport nicht. Im in der ganzen Schweiz tätigen Transsportunternehmen seiner Familie gibt es genug zu tun. «Im Grossen und Ganzen läuft es noch normal», so Räbmatter, «die Aufträge kommen rein und werden auch weiterhin reinkommen, wenn auch vielleicht etwas weniger. Mit Ferienabwesenheiten und Überzeitkompensationen kann man das ausgleichen.» Je nachdem, was weiter passiert, drohen aber weiterreichende Konsequenzen. «Irgendwann könnte es bezüglich Zahlungen eine Kettenreaktion geben. Damit müssen aber wahrscheinlich alle umgehen.»

Hornussen


Selbstredend ist auch die zweite Schweizer Traditionssportart, das Hornussen, von der aktuellen Lage betroffen. Vorerst wurden alle Spiele bis Ende April verschoben. Wie es danach weitergeht, steht in den Sternen. Der Zentralvorstand des Verbandes hat aber drei Varianten erarbeitet:

1) Saisonbeginn ab Mai. Die ersten drei Runden und die vorverschobenen Spiele müssen bis Anfang August gespielt sein.

2) Beginn der Meisterschaft Mitte Mai oder später. Die verschobenen Runden werden ersatzlos gestrichen. Es gibt keine Auf- und Absteiger.

3) Beginn im Juni oder später. Die Meisterschaft wird komplett gestrichen. Die Spiele können als Vorbereitung auf die Feste gespielt werden.

«Es ist gut, dass man schon zu einem so frühen Zeitpunkt weiss, wie es weitergehen könnte», begrüsst HG-Balzenwil-Sekretär Adrian Uhlmann das Vorgehen des Verbandes, «dann kann man sich besser darauf einstellen.» (mwy)