
Der Solarstrom fliesst in Bottenwil noch üppiger als geplant


Seit fünf Monaten erzeugt die Photovoltaikanlage auf dem Dach des Mehrzweckgebäudes in Bottenwil Strom. Just um 12.30 Uhr des 19. Dezember 2019, als das Kernkraftwerk in Mühleberg vom Netz ging, wurde die Photovoltaikanlage in Bottenwil angeschaltet. 126 Module auf einer Fläche von 206 Quadratmetern sorgen seither für Strom. An der Gemeindeversammlung vom November 2018 hat das Volk einem Kredit von 125 000 Franken dafür zugestimmt. Gemeinderat Christof Spielmann sagt auf Anfrage: «Wir haben die Anlage sogar deutlich unter Budget realisiert, das ist toll.» Ausserdem wird sich der Bund noch mit 17 000 Franken am Projekt beteiligen.
Seit Kurzem kann man mittels Passwort auf der Website smartfox.at des Betreibers der Anlage genau nachvollziehen, wie viel Strom die Anlage seit Mitte Februar täglich produziert hat und wie hoch der Eigenverbrauch des Mehrzweckgebäudes und des Kindergartens war. «Die Daten zeigen, dass wir bis im April mehr Strom erzeugt als gebraucht haben. Dabei war es erst noch Winter», sagt Spielmann. Der überdurchschnittlich sonnige April habe auch seinen Teil zum positiven Ergebnis beigetragen. Doch man müsse die Zahlen mit Vorsicht geniessen: «Aufgrund der achtwöchigen Schulschliessung war der Energieverbrauch des Mehrzweckgebäudes und des Kindergartens deutlich tiefer als normal.»
Co2-Neutralität ist das grosse Ziel Ende Jahr
Für Christof Spielmann war von Anfang an klar: «Wenn wir eine solche Anlage bauen, dann soll die Bevölkerung auch sehen, was sie leistet.» Deshalb wurde neben dem Eingang zum Gebäude ein Bildschirm installiert, der anzeigt, welcher Tagesertrag in Kilowattstunden geleistet wurde und wie hoch der Gesamtertrag ist. Die Website fällt in die gleiche Kategorie.
Spielmanns grosses Ziel: Das Mehrzweckgebäude und der Kindergarten sollen Ende Jahr Co2-neutral sein. Der prognostizierte Energieertrag der Anlage liegt bei 47 500 Kilowattstunden. Doch Spielmann weiss: «Die Photovoltaikanlage auf meinem Hausdach hat in den letzten drei Jahren immer 20 bis 25 Prozent mehr Strom erzeugt als berechnet. Deshalb denke ich, dass auch die Anlage auf dem Mehrzweckgebäude einen grösseren Energieertrag aufweisen wird.» Ein Wermutstropfen bleibt jedoch: Ohne Zwischenspeicher produziert die Anlage zum Teil dann Strom, wenn gar kein Bedarf besteht. «Obwohl das ärgerlich ist, wäre eine Batterie als Zwischenspeicher zurzeit nicht rentabel», so Spielmann. Nicht gebrauchter Strom geht zurück ins Netz. Spielmann ist sich sicher: «Dieser Strom hat Bottenwil nie verlassen.» Trotzdem gibt es Möglichkeiten, den Eigenverbrauch zu optimieren. Anhand der Daten wird nämlich ersichtlich, dass abends um 20.30 Uhr und morgens um 3 Uhr im Mehrzweckgebäude viel Strom verbraucht wird. Laut Christof Spielmann schaltet sich wahrscheinlich der Wasserboiler um 3 Uhr ein. Was um 20.30 Uhr Strom verbraucht, hätten die Verantwortlichen noch nicht eruieren können. «Mit einer veränderten Steuerung könnten wir bewirken, dass der Boiler zu Sonnenzeiten angeht, mit dem Solarstrom vom Dach», so Spielmann. Nichtsdestotrotz sei die Anlage ein Schritt in die richtige Richtung. «Mit bereits 12 Solaranlagen ist Bottenwil ein Vorzeigemodell», ist Spielmann überzeugt. Er geht sogar einen Schritt weiter: «Laut meinen Berechnungen würde die Fläche aller Häuserdächer reichen, um ganz Bottenwil mit Strom zu versorgen.»