Der TV Dagmersellen fällt «Murphys Law» zum Opfer

«Man kann durchaus von ‹Murphys Law› sprechen», sagt Dagmersellen-Präsident Peter Staub, «es ist alles schiefgegangen, was schiefgehen konnte.» Noch sind in der Abstiegsrunde zwei Runden zu spielen, aber der sechste Rang, der immerhin in die Barrage führen würde, liegt in weiter Ferne. Der TVD weist nicht nur vier Punkte Rückstand auf die drei Teams vor ihm auf, sondern hat auch das mit Abstand schlechteste Torverhältnis. Und als wäre das nicht genug, spielen die direkten Konkurrenten auch noch gegeneinander. «Der Abstieg steht fest», macht sich Peter Staub nichts vor. Damit nicht genug, auch die zweite Mannschaft konnte sich nicht retten und wird künftig in der 3. Liga antreten.

Gründe, die zum schlechtestmöglichen Ergebnis geführt haben, gibt es einige. «Wir hatten viele Verletzte zu beklagen», sagt der der 57-jährige Unternehmer aus Dagmersellen, «zwei, drei waren sogar langzeitverletzt. Ausserdem haben wir zwar das wohl beste Torhüterduo der Liga, aber oft standen nicht beide zur Verfügung.» Dennoch hätte es beinahe gereicht. Es war am 16. Dezember, als die Dagmerseller im letzten Qualifikationsspiel in Herzogenbuchsee antraten und mit einem Zähler die Finalrunde erreicht hätten. Doch 13 Sekunden vor der Schlusssirene erzielte Nico Eggimann das 25:24 für die Einheimischen und stiess damit den TVD in die Abstiegsrunde.

In dieser gelang den Luzernern der Start hervorragend. Zwei Spiele, vier Punkte, der Ligaerhalt schien nur eine Formsache. «Doch dann kam nach der Fasnacht das böse Erwachen», erklärt Peter Staub. Sieben Niederlagen in Folge musste der TV Dagmersellen einstecken und fand sich plötzlich abgeschlagen am Tabellenende wieder. «Wir sind in eine Negativspirale geraten und haben nicht mehr herausgefunden», weiss der Präsident, «es ist alles Schlechte auf uns eingeprasselt.»

Während sich die Gegner vor der zweiten Saisonhälfte teilweise noch verstärkt haben, blieb der TVD auf dem Transfermarkt untätig. War das aus heutiger Sicht ein Fehler? «Wir alle haben Fehler gemacht», sagt Peter Staub selbstkritisch, «aber wir sind diesbezüglich konservativ eingestellt. Der TV Dagmersellen bezahlt keine Spieler. Und ausserdem bin ich der festen Überzeugung, dass die Qualität unserer Mannschaft nicht schlechter ist, als die der anderen Teams.» Hinzu komme, dass man mit Trainer Othmar Buholzer über einen der besten Ausbildner der gesamten Handballschweiz verfüge.

Das ist auch eine grosse Hoffnung der Dagmerseller mit Blick in die Zukunft. Obwohl es momentan in den ältesten Juniorenkategorien etwas schwierig sei, gebe der junge Nachwuchs Anlass zu Optimismus. «Wir sind daran, etwas Gutes aufzubauen», erklärt Peter Staub. Das ist matchentscheidend für einen Verein wie den TV Dagmersellen, der seit je auf den eigenen Nachwuchs setzt, wie auch das aktuelle Fanionteam zeigt. Zuerst muss jetzt eine Neuausrichtung stattfinden, um dann bald wieder Richtung 1. Liga anzugreifen. «Wir haben über dieses Thema noch nicht gesprochen», sagt Peter Staub, «aber meine persönliche Meinung ist, dass wir den Aufstieg möglichst schnell wieder in Angriff nehmen sollten, denn viele der Akteure sind jetzt im besten Handballeralter.»

Nicht viele Abgänge

Die Mannschaft und das Betreuerteam sollten grösstenteils zusammenbleiben, womit nichts dagegen spricht, dass der TV Dagmersellen 2018/19 eine gute Rolle einnimmt. «Wenn alles normal läuft, sollten wir in der 2. Liga vorne mitspielen können», ist Staub sicher.

Schliesslich wollen die Dagmerseller möglichst bald weiter an ihrer Erfolgsgeschichte weiterschreiben. Stolze 25 Jahre spielte der TVD in der dritthöchsten Liga und fünf Jahre in der Nationalliga B, in der einmal sogar die Aufstiegsrunde zur NLA erreicht wurde. 

 

Handballerisches Niemandsland 

Jetzt hat es nach 30 Jahren im interregionalen Geschäft auch den TV Dagmersellen erwischt. Viel müssen sich die Verantwortlichen deshalb aber nicht vorwerfen lassen. In den letzten Jahrzehnten hat der TVD eine vorbildliche Nachwuchsarbeit betrieben, ist sich stets treu und damit ein richtiger Dorfverein geblieben, der immer viele Menschen in die Chrüzmatthalle zu locken vermochte. Dass es nun nicht mehr gereicht hat, hat mit vielen unglücklichen Umständen zu tun.

Der Abstieg des Dagmerseller Fanionteams in die 2. Liga und der zweiten Mannschaft in die 3. Liga ist enorm schade, aber kein Beinbruch, denn wenn der Weg konsequent weitergegangen wird, ist es nur eine Frage der Zeit, bis der TV Dagmersellen wieder in der dritthöchsten Liga der Schweiz spielt.

Das wäre für die gesamte Handballregion wichtig, denn in den vergangenen Jahren ist eine Hiobsbotschaft nach der anderen auf die regionalen Handballerinnen und Handballer zugekommen. Am Ende der Spielzeit 2015/16 konnten sich auch die Männer des TV Zofingen nicht mehr retten. Der Traditionsverein hat sich aus der Nationalliga B direkt in die 2. Liga verabschiedet, wo er auch heute noch spielt. Bereits ein Jahr zuvor haben die Frauen des TV Zofingen freiwillig den Gang aus der Spar Premium League in die 1. Liga angetreten. Die TVZ-Frauen konnten in dieser Saison immerhin die Klasse halten, womit sie die regionale Fahne hochhalten.

Die einst stolze Handballregion spielt keine entscheidende Rolle mehr. Bleibt zu hoffen, dass es dabei nicht bleibt und die Anstrengungen im Juniorenbereich dereinst wieder Früchte tragen. (Michael Wyss)