
Derby in den Playoffs: Die Vorfreude auf den Knüller
Es scheint eine Win-win-Situation zu sein: Der EHC Olten entgeht in den Playoffs der Knacknuss Thurgau, indem der SC Langenthal ganz offensichtlich Derby-Interessen verfolgt, Platz sechs dem fünften Rang vorzieht, daher beim Stande von 2:2 den Torhüter aus dem Spiel nimmt und gegen das abstiegsbedrohte Winterthur das matchentscheidende 2:3 kassiert. Damit war schon vor der Schlusssirene in Olten klar: Es kommt zum dritten Playoff-Derby in den letzten drei Jahren.
«Geil. Es ist Playoff-Zeit, darauf haben wir uns alle gefreut», sagte Philipp Rytz. Der EHCO-Captain erwartet eine «heisse Affiche». «Langenthal, wie schon letztes Jahr im Halbfinal, diesmal im Viertelfinal und ich auf der anderen Seite. Wir sind extrem heiss darauf», sagte Rytz verschmitzt schmunzelnd.
Deutliche Ausgangslage?
Je eine Serie konnten die Erzrivalen in den letzten zwei Jahren für sich entscheiden, doch kaum erschien die Ausgangslage vor dem ersten Puckeinwurf deutlicher als in dieser Saison. Der EHC Olten hat aus vier Direktduellen drei für sich entschieden und geht als Favorit in die Serie gegen das auf und neben dem Eis arg wankende SC Langenthal.
Besonders in Erinnerung blieb jenes Spiel im November, als der EHCO eine 2:0-Führung hergab, Nerven bewies und dennoch 5:3 siegte. Philipp Rytz winkte ab: «Wir haben in der Qualifikation gut gegen sie gespielt. Aber wir dürfen das alles nicht überbewerten, es fängt wieder bei null an. Wir müssen unser Playoff-Hockey zeigen, um zu gewinnen.»
Wieder ein Blitzstart
Für eine packende Serie hat sich der EHC Olten gegen Biasca Ticino noch einmal in Laune gespielt. Beim deutlichen 7:2-Heimsieg liessen die Powermäuse ihrem Gegner nie den Hauch einer Chance. Wie bereits im Spiel gegen Winterthur vier Tage zuvor legte der EHC Olten auch gegen Biasca einen Blitzstart auf das Eis, 17 Sekunden nach dem Beginn hatte Dion Knelsen getroffen. Der EHC Olten schraubte in der Folge munter weiter an der Anzeigetafel, der bärenstarke Lukas Haas sowie Alban Rexha und Jewgeni Schirjajew erhöhten bis zur ersten Pause auf 4:0.
Doch danach beschränkten sich die Oltner bis auf Daniel Eigenmanns Weitschusstor auf das Nötigste und wurden dafür bestraft. 13 Minuten vor Ende der Partie zog Trainer Fredrik Söderström sein Time-out, um von seinen Spielern noch einmal etwas mehr Intensität zu fordern.
Söderströms erste Playoffs in der Schweiz
Sie hätten wiederum nicht 60 Minuten ihr bestes Eishockey gespielt, sagte Söderström. «Aber ich kann dem Team keinen Vorwurf machen. Es standen nicht jene Teams gegenüber, die von uns 100 Prozent Intensität abverlangen konnten. Ich verstehe die Spieler, wenn sie beim Stande von 4:0 oder 5:0 die Playoffs im Hinterkopf haben und nicht mehr den letzten Schritt gehen.» Auf die Frage, ob er zum Abschluss der Qualifikation zwei Härtetests bevorzugt hätte, sagte er: «Vielleicht hätte uns ein Spiel gegen Ajoie oder Kloten gut getan, aber das lag ja nicht in unseren Händen. Letztlich haben wir unseren Job gemacht und die beiden Spiele souverän gewonnen. Ich hätte nicht mehr erwarten können.»
Söderström freue sich nun auf seine ersten Playoffs in der Schweiz. Diese Premiere sogleich mit einem Derby zu feiern, sei etwas Spezielles. Auch Söderström, der sich im vergangenen halben Jahr einen Namen im Schweizer Eishockey gemacht hat, wird beweisen müssen, ob er auch Playoff-Eishockey coachen kann. Er schaue der Serie «sehr zuversichtlich» entgegen. «Es werden Emotionen im Spiel sein und wir werden gefordert sein. Aber wir haben so viele Leader im Team, die viele Playofferfahrungen in ihrem Rucksack haben. Langenthal spielte in Olten ein starkes Spiel im Dezember. Aber ich denke, wir werden über eine Serie gesehen die bessere Mannschaft sein.»
SC LANGENTHAL: Mit Absicht verloren?
Vierzig Minuten lang wurde man den Eindruck nicht los, dass der SC Langenthal sein letztes Qualifikationsspiel zuhause gegen den EHC Winterthur nicht unbedingt gewinnen will. Wollten die Oberaargauer dem EHC Olten für die Playoff-Viertelfinals aus dem Weg gehen? Ein heikles Spielchen, aber nur mit einem Sieg hätten sie die Chance gehabt, den fünften Rang zu erreichen und den HC Thurgau noch zu überholen. Weil die Ostschweizer aber Qualifikationssieger Kloten mit 2:1 bodigten, hätte der SCL am Samstag selbst mit einem Heimerfolg das Derby nicht mehr verhindern können.
Sollte der Auftritt nicht auf dieser Vermutung gründen, so brachte er Alarmierendes zutage: Die Langenthaler schienen nicht bereit, den Kampf des Gegners anzunehmen und sich durchzusetzen. Während Winterthur um überlebenswichtige Punkte im Abstiegskampf fightet und dementsprechend auftrat, fehlte beim SC Langenthal zwei Drittel lang der Zug auf das Tor und der Wille, dorthin zu gehen, wo es auch einmal schmerzt. Das einzige SCL-Tor in dieser Phase, erzielt von Stefan Rüegsegger (26. Minute), war denn auch ein Weitschuss, welcher den Torhüter Justin Gianola überrascht hatte. «Vierzig Minuten konnte man dem Spiel kaum zusehen», sagte Rüegsegger. Gefehlt habe jegliches Körperspiel und zu oft ein defensives Gewissen.
Gleichzeitig schoss der EHC Winterthur Tore, welche die einheimischen Fans verzweifeln liessen. In der 18. Minute verlor SCL-Verteidiger Mathieu Maret beim Spielaufbau eine Scheibe vor dem eigenen Tor an Steve Mason, der den späteren 1:0-Torschützen Patrick Zahner mit einem Querpass bediente. In der 36. Minute führte ein zu lockerer Pass von Stefan Tschannen zum 2:1 für Winterthur. Nach dem Scheibenverlust würgte Mike Küng die Scheibe letztlich über die Linie.
Aufbäumen kam zu spät – drohen jetzt kurze Playoffs?
Immerhin: Im letzten Drittel trat der SC Langenthal offensiv energischer auf, Chancen entstanden plötzlich zuhauf. Nachdem Fabio Kläy eine Zwei-Minuten-Strafe abgesessen hatte, leitete er in der 49. Minute das 2:2 für den SCL ein. Dario Kummer marschierte durch die gegnerische Abwehr und schoss den Puck zum neuerlichen Ausgleich unter die Latte.
In der Schlussphase drückte der SCL auf den Sieg, als aber Trainer Jeff Campbell Torhüter Philip Wüthrich durch einen sechsten Feldspieler ersetzte, markierte Winterthurs Uinter Guerra 20 Sekunden vor der Sirene den 3:2-Endstand. Obwohl Jeff Campbell dies nach dem Spiel verneinte, müssen die Langenthaler hoffen, dass die Niederlage mit Absicht einherging. Denn mit einer solchen Leistung drohen die Playoffs für den SCL zu einer kurzen Angelegenheit zu werden.
Olten – Biasca Ticino 7:2 (4:0, 1:1, 2:1)
Kleinholz. – 2654 Zuschauer. – SR: Gäumann/Staudenmann, Wermeille/Nater. – Tore: 1. (0:17) Knelsen (Maurer, Horansky) 1:0. 6. Haas (Fogstad Vold, Eigenmann) 2:0. 9. Rexha (Haas, Fogstad Vold) 3:0. 15. Schirjajew (Haas, Philipp Rytz/Ausschluss Biasca) 4:0. 31. Eigenmann (Weisskopf, Schirjajew) 5:0. 38. Cavalleri (Glarner) 5:1. 47. (46:42) Knelsen (Horansky, Weisskopf) 6:1. 47. (46:59) Portmann (Roberts, Neuenschwander) 6:2. 52. Sartori (Rudolf) 7:2. – Strafen: 1-mal 2 Minuten gegen Olten, 3-mal 2 Minuten gegen Biasca Ticino.
Olten: Simon Rytz; Philipp Rytz, Maurer; Eigenmann, Rouiller; Sartori, Lüthi; Weisskopf; Horansky, Knelsen, Nunn; Wyss, Schirjajew, Schwarzenbach; Fogstad Vold, Rexha, Haas; Weder, Salzgeber, Rudolf; Weibel.
Biasca Ticino: Saikkonen; Anex, Buchli; Payr, Del Ponte; Gass, Tosques; Martikainen, Gerlach, Fritsche; Vedova, Haussener, Squires; Portmann, Neuenschwander, Roberts; Cavalleri, Glarner, Camichel.
Bemerkungen: Olten ohne Heughebaert (Basel), Elsener, Lanz (beide überzählig) und Matthys (krank).
Langenthal – Winterthur 2:3 (0:1, 1:1, 1:1)
Schoren. – 2123 Zuschauer. – SR: Potocan/Hendry; Francey/Ammann. – Tore: 18. Zahner (Diem, Mason) 0:1. 26. Rüegsegger (Pienitz, Weber) 1:1. 36. Mike Küng (Torquato/Ausschlüsse Weber, Bachofner) 1:2. 49. Kummer (Kläy) 2:2. 60. (59:40) Guerra (Gianola, Dancs/ins leere Tor) 2:3. – Strafen: 3-mal 2 Minuten gegen Langenthal, 2-mal 2 Minuten gegen Winterthur.
Langenthal: Wüthrich; Bircher, Christen; Weber, Pienitz; Henauer, Maret; Nyffeler, Suleski; Tschannen, Clark, Sterchi; Benik, Kummer, Vincenzo Küng; Gerber, Kläy, Derungs; Dähler, Melnalksnis, Rüegsegger.
Winterthur: Gianola; Blaser, Mike Küng; Roos, Schmutz; Guerra, Pozzorini; Sigg, Hänggi; Dancs, Homberger, Torquato; Bozon, Alihodzic, Monnet; Diem, Mason, Zahner; Bleiker, Hess, Bachofner.
Bemerkungen: Langenthal ohne Müller, Walz (beide verletzt), Gyger und Wieszinski (beide überzählig). Langenthal von 58:54 bis 59:40 mit sechstem Feldspieler statt Torhüter.
Die Paarungen der Playoff-Viertelfinals:
Kloten (1. der Qualifikation) – GCK Lions (8.). Ajoie (2.) – La Chaux-de-Fonds (7.). Olten (3.) – Langenthal (6.). Visp (4.) – Thurgau (5.). – Erste Runde am Mittwoch, 19. Februar.
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