
Deshalb sammelt Fritz Scheidegger für den Grabstein von Isabella T.
Ein Grabstein aus weissem Marmor mit Engelsflügeln soll an Isabella T. und ihren tragischen Tod erinnern. Nachdem die 20-Jährige aus Turgi zwei Monate als vermisst galt, wurde ihre Leiche vor einem Jahr in einem Waldstück im Kanton Thurgau gefunden. Die junge Aargauerin starb vermutlich an einem Drogen-Cocktail – und nicht durch Gewalteinwirkung. Die Ermittlungen gegen drei Männer sind noch nicht abgeschlossen. Im März 2018 wurde Isabella T. von ihrer Familie beerdigt. Ohne Grabstein. Im letzten November kontaktierten die Eltern und Geschwister die Rothrister Scheidegger & Kunz Steinkunst GmbH. «Es braucht Zeit, um den schweren Verlust verarbeiten zu können», sagt Fritz Scheidegger. Das Gespräch hat den Geschäftsführer tief berührt und es bewegt ihn immer noch.
Lob und Kritik für Spendenaktion
«Aus Kostengründen hat sich die Familie für einen anderen Grabstein entschieden», sagt Fritz Scheidegger und fährt fort: «Mir war aber klar, dass es eigentlich nicht der richtige ist.» Die Mutter habe immer wieder auf ein Buch auf seinem Pult geschaut, auf dessen Cover zwei Engelsflügel abgebildet waren. «Die Familie sagt über die verstorbene Isabella, dass sie nun ein Engel im Himmel ist», sagt Scheidegger. So stand für ihn fest, dass engelsgleich und aus weissem Marmor der Grabstein für die Verstorbene sein soll. Er bat die Familie um Geduld. Letzten Samstag hat Fritz Scheidegger auf Facebook eine Spendenaktion gestartet, um das nötige Geld für das teurere Grabdenkmal zusammenzubringen.
«500 Franken sind schon auf das Spendenkonto eingegangen», erklärte Scheidegger gestern auf Anfrage. Besonders freut er sich über die dazugehörige, Mut machende Mitteilung «Macht weiter so». Denn der Geschäftsmann erntet auf der sozialen Plattform auch Kritik für seinen Spendenaufruf. In Frage gestellt wird, weshalb der Grabstein so teuer sei. Scheidegger mag jedoch weder sein Gewerbe noch die Handwerkskunst rechtfertigen. 5000 Franken zahle die Familie, 5000 Franken übernimmt Scheideggers Geschäft, indem es die Materialkosten nicht berechnet. Und die mittels Spendenaktion gesuchten 5000 Franken sind als Entschädigung für die investierten Arbeitsstunden gedacht. «Die Familie könnte den Stein auch selber zahlen, aber die finanzielle Belastung ist nach einem Todesfall sonst schon enorm hoch», betont Scheidegger.
Sollte bis zu den Sommerferien mehr Geld auf dem Spendenkonto eingehen, will der Geschäftsführer einer anderen Trauerfamilie ihren Wunschgrabstein ermöglichen. «Es versteht sich von selbst, dass wir alle Einzahlungen auf das Spendenkonto Ende Juli bekannt geben», sagt der 48-Jährige, der sich selbst als Gefühlsmenschen bezeichnet. Vor vier Jahren organisierte er schon einen Hilfstransport in die Ostukraine. Ein Lastwagen brachte damals zwei Container à 33 Kubik in die Kriegsregion (wir berichteten). «Es war ein spontaner Entschluss zu helfen», erklärte Fritz Scheidegger damals – und meinte dies auch zu der laufenden Grabmal-Spendenaktion.