
Deutliches Ja zu Umfahrung Suhr: Kantonsparlament gibt grünes Licht für teuerste Aargauer Umfahrung
Die Süd- und Ostumfahrung von Suhr hat eine weitere Hürde genommen: Die vom Regierungsrat verabschiedete Botschaft für eine Anpassung des Richtplans fand an der Grossratssitzung nur wenig Gegenwehr. Der Projektierungskredit von 8,1 Millionen Franken wurde gutgeheissen. Das Ziel ist eine Entlastung der vom Autoverkehr stark geplagten Suhr und Gränichen.
Die Anbindung des Wynentals an die Autobahn soll mit den geplanten Umfahrungsstrassen verbessert werden. Angedacht sind unter anderem eine neue Brücke über die Wyna nordöstlich vom Suhrer Dorfzentrum und eine Strasse, die entlang der A1 bis zum Weiler Weltimatt in Oberentfelden führt. Die Bahnschranken, die in Suhr lange Staus verursachen, würden umfahren oder untertunnelt.
Im Kantonsparlament meldeten sich gleich als erste diejenigen zu Wort, die als einzige geschlossen gegen die Vorlage waren: die Grünen. Die Vorlage schiesse «weit übers Ziel hinaus», sagte Hansjörg Wittwer (Aarau). Auf die von den Grünen geforderte Prüfung der Umweltauswirkungen sei zuwenig eingegangen worden. «Ohne Begeisterung» zeigten sich auch die Grünliberalen, traten aber auf die Vorlage ein.
Geteilter Meinung war auch die SP: Eigentlich sei sie gegen Umfahrungsstrassen, weil sie insgesamt zu mehr Verkehr führen, liess Gabi Lauper Richner (Niederlenz) verlauten. Die SP sehe aber den Handlungsbedarf in Suhr. Es sei nicht nur eine Stosszeitproblematik, sondern ein Problem wegen der Bahnbarrieren, die den Autoverkehr aufhalten.
Weil die flankierenden Massnahmen laut SP sorgfältig angelegt worden seien – in diesem Verkehrsprojekt etwa Kompensationen in Sachen Umwelt, eine Aufwertung des Lebensraums rundherum oder eine Verbesserung des Velonetzes –, sei ein Teil der SP bereit, dem Projekt zuzustimmen.
Fricktaler Grossrat gegen A1-Anschluss fürs Wynental
Klar hinter die Vorlage stellten sich FDP, SVP und CVP. Während Markus Gabriel (SVP, Uerkheim) vor «übertriebenen Ökologisierungsmassnahmen» warnte, erwähnte Werner Müller (CVP, Wittnau) den von grossen Teilen der Wynentaler Bevölkerung gewünschten direkten Anschluss an die Autobahn in Suhr – lehnte diesen aber ab: Man könne darauf verzichten, denn er führe nur zu mehr Landverschleiss. Der A1-Anschluss Aarau-Ost hingegen müsse «dringend verbessert werden».
Regierungsrat Stephan Attiger sagte darauf klar: Ein Autobahnanschluss in Suhr wäre gut fürs Wynental. Er würde aber auch zu einer neuen Ein- und Ausfahrt näher beim Zentrum von Aarau, was zusätzlichen Verkehr anziehen würde. Der Regierungsrat lehne ihn deshalb ab, auch weil der Anschluss Aarau-Ost ausgebaut werden soll.
Die wohl teuerste Umfahrung, die je im Kanton gebaut wurde
Dass das Projekt noch in dieser Legislatur behandelt wurde und nicht in der nächsten, wenn zehn Parlamentarier mehr aus dem grünen und grünliberalen Lager im Grossen Rat sitzen werden – darunter auch der Suhrer Gemeinderat Thomas Baumann –, hat am Schluss keinen Unterschied gemacht: Mit 102 Ja zu 14 Nein und 3 Enthaltungen wurde die Vorlage mit grossem Stimmenunterschied angenommen.
Beschlossen wurde auch ein maximaler Landverbrauch von 3,5 Hektaren – wobei ein Verbrauch von über 3 Hektaren Fruchtfolgeflächen kompensiert werden muss, etwa durch Rekultivierung oder Aufwertung von Böden an anderen Orten, was die Kosten des Projekts weiter erhöhen dürfte. Das vom Gemeinderat Suhr geforderte Tempo 30 auf der Tramstrasse war kein Thema.
Das Projekt Veras soll zwischen 145 und 270 Mio. Franken kosten. Es wäre die wohl teuerste Umfahrung, die je im Kanton gebaut wurde. Erstellt wird sie frühestens 2030. Dann soll der verbesserte Autobahnanschluss Aarau-Ost fertiggebaut sein.