
Die Ansprüche beim FC Aarau sind gestiegen
Wäre Rang 5, den der FC Aarau nach 26 Spieltagen belegt, in der Abschlusstabelle gleichbedeutend mit einer erfolgreichen Saison? Zu Beginn der Spielzeit hätte man aus dem FCA-Lager als Antwort ein «Ja» erhalten – schliesslich riefen Präsident Philipp Bonorand, Sportchef Sandro Burki und Trainer Stephan Keller für die erste Saison nach dem Umbruch einen Rang in der oberen Tabellenhälfte zum Ziel aus.
Und heute, zehn Spieltage vor Schluss? Diese Zeitung hat mit verschiedenen Akteuren gesprochen, der Tenor ist unmissverständlich: Rang 5 wäre aus heutiger Sicht eine Enttäuschung. Vielmehr peilen die Aarauer Rang 2 und somit die Qualifikation für die Barragespiele gegen den Neuntplatzierten der Super League an.
Vom Maximum zu träumen, sprich dem Direktaufstieg, wäre vermessen: Nach der 1:4-Niederlage vor zwei Wochen gegen GC ist der Rückstand auf den Tabellenführer auf zwölf Punkte angewachsen – eine in zehn Spielen und angesichts der Stabilität von GC nicht mehr einholbare Hypothek, zumindest nicht unter normalen Umständen.
Doch gegen die Barrage spricht ausser dem momentanen Fünf-Punkte-Rückstand auf das zweitplatzierte Thun nichts. Da wäre zum Beispiel die Bilanz gegen die Direktkonkurrenten: Die Thuner hat der FCA in zwei von drei Spielen geschlagen. Gegen Stade Lausanne-Ouchy (aktuell auf Rang 3) gab es bislang drei Unentschieden. Und den heutigen Gegner Schaffhausen hat Aarau auswärts besiegt, ehe es im Brügglifeld trotz spielerischer Dominanz und einem riesigen Chancenplus eine 1:2-Niederlage setzte, das entscheidende Gegentor fiel dabei erst in der 93.Minute.
Spielerisch muss sich die Equipe von Trainer Stephan Keller vor keinem Gegner verstecken, zusammen mit Stade Lausanne-Ouchy praktiziert Aarau den attraktivsten Fussball in der Challenge League. Die Offensive ist mit bisher 47 Toren die beste der Liga und wurde zuletzt mit der Rückkehr von Shkelzen Gashi nach langer Krankheitspause nochmals gestärkt.
Doch so verrückt es vielleicht klingt: Es wären noch viel mehr Tore dringelegen. Die mangelnde Chancenverwertung und die (zu) vielen Aussetzer in der Defensive sind die Gründe, warum Aarau nicht schon längst der Kronfavorit auf die Barrage ist.
In den verbleibenden zehn Partien bis am 22. Mai geht es ans Eingemachte. Man könnte auch sagen: Nun beginnt die Saison erst richtig. Gelingt es dem jungen Aarauer Team, die Naivität abzulegen, in engen Partien die wenigen Torchancen zu verwerten und die individuellen Aussetzer vor dem eigenen Tor auf ein Minimum zu reduzieren, steht ihm die Tür zur Barrage und somit zur Chance auf den Aufstieg offen. Ein Sieg gegen das ebenfalls ambitionierte Schaffhausen heute im Brügglifeld wäre ein guter Anfang.
FC Aarau übernimmt Leihgoalie Simon Enzler fix bis 2023
Dass Enzler dem FC Aarau erhalten bleibt, ist alles andere als überraschend. Anfang Februar sagte er gegenüber dieser Zeitung: «Ich glaube, dass ich gut zum FC Aarau passe, und spüre, dass auch der Verein das so sieht.» Schon damals konnte er sich einen Verbleib gut vorstellen. Aarau sei sein erster Ansprechpartner, weil er dem Klub und den Leuten hier viel zu verdanken habe: «Nach einem Jahr auf der Ersatzbank beim FC Luzern hat es mir der FC Aarau ermöglicht, in einer ambitionierten Mannschaft Stammgoalie zu sein.» Im August 2020 wechselte der 23-jährige Innerschweizer leihweise vom FC Luzern ins Brügglifeld und etablierte sich schnell als sicherer Rückhalt. Kommt dazu, dass Enzler auch menschlich schnell in der Mannschaft und im Verein Anschluss gefunden hat. Sein Vertrag beim FCL läuft Ende Saison aus, so dass der FC Aarau für seinen Goalie der Gegenwart und der Zukunft keine Ablösesumme überweisen muss. Nachdem nun auch die Personalie Enzler geklärt ist, haben in Person von Mats Hammerich, Filip Stojilkovic und Mickael Almeida nur noch drei Stammspieler auslaufende Verträge. Die Voraussetzungen, dass der FC Aarau mit einem eingespielten Kader die erfreuliche Entwicklung in der nächsten Saison fortsetzen kann, sind also gegeben.