Die Corona-Immunisierung hält über Monate – US-Studie beantwortet drei wichtige Fragen

Es ist das Grundprinzip jeder Impfung. Ist die Infektion durchgestanden, ist der Körper gegenüber dem Virus immun, weil dessen Immunsystem genug Antikörper gebildet hat. Mit dem Impfstoff wird die Krankheit sozusagen simuliert, damit sich der Körper mit der Bildung von Antikörpern gegen die Infektion aufrüstet. Beim neuartigen Sars-CoV-2 waren die früheren Studien widersprüchlich, weshalb einige daran zweifelten, dass Covid-19-Patienten nach ihrer Genesung tatsächlich langfristig immun sind. Auch die Covid-19-­Taskforce des Bundes.

Drei grundlegende Fragen zur Immunität

Nun bestätigen zwei aktuelle Studien genau das. An der Mount Sinai School of Medicine in New York wurden 30802 Covid-19-Patienten untersucht, um drei grundlegende Fragen zu beantworten: Zum Ersten, wie stark die Antikörper-Konzentration nach durchgestandener Infektion ist, zum Zweiten die Fähigkeit der Antikörper, das Virus zu neutralisieren, und zum Dritten die Dauer der Antikörperantwort.

Die grosse US-Studie, die im renommierten Fachmagazin «Science» veröffentlicht wurde, zeigt, dass über eine Beobachtungszeit von fünf Monaten kein Abfall der Immunantwort zu beobachten war. Robuste, neutralisierende Antikörper bleiben über Monate gegen Sars-CoV-2-Infektionen bestehen, schreibt die Studienleiterin Ania Wajnberg. Die Antikörper-Konzentration war bei 90 Prozent der Covid-19-Patienten sehr hoch. Und das bei Patienten, die sogar nur eine leichte bis mittelschwere Covid-19-Erkrankung durchgemacht haben, wie die New Yorker Virologen schreiben.

Auch die Frage, ob die Antikörper vor einer Neuinfektion schützen, bejahen die Forscher. Ob die Patienten Antikörper im Blut haben, welche die Bindungsstelle des Virus mit der Zielzelle, das sogenannte Spike Protein, binden und somit neutralisierend sind. Insgesamt hatten von den darauf untersuchten Patienten 94 Prozent eine neutralisierende Immunantwort. «Das darf als sehr gute Immunantwort beurteilt werden», schreibt dazu der St.Galler Infektiologe Pietro Vernazza in seinem Blog auf infekt.ch.

Kurzzeitige Symptome und lange Immunität

In einer weiteren Studie untersuchten Forscher des Brigham and Women’s Hospital in Boston Blutproben und Zellen von Patienten, die sich von leichtem bis mittelschwerem Covid-19 erholt hatten. Dabei zeigte sich, dass es einen Teil der Patienten gab, die langfristig Antikörper entwickelten, während bei anderen ein langsamer Abbau der Antikörper festzustellen war. Jene, die über Monate eine hohe Antikörper-Konzentration hatten, waren auch jene, bei denen die Symptome schnell zurückgegangen waren. Dies deutet darauf hin, dass einige Personen, die sich schneller von Covid-19 erholen, möglicherweise eine effektivere und dauerhaftere Immunantwort auf das Virus entwickeln. Die Forscher interessiert nun, was zu dieser Kombination von schneller Heilung und langer Immunität führt. Das könnte helfen, das Immunsystem besser zu verstehen.

Antikörper-Tests mehr nutzen

Da bisher aufgrund der früheren Studien von einer fehlenden Immunisierung ausgegangen worden ist, könnten diese Studienresultate dazu führen, gewisse Anweisungen sowie die Antikörper-Diagnostik zu überdenken. Zum Beispiel, dass Personen, die schon mal eine Covid-19 Infektion durchgemacht haben, bei einem erneuten Kontakt mit dem Virus nicht wieder in Quarantäne geschickt werden. Oder auch, dass ein vorliegender Antikörpertest, der eine durchgemachte Infektion anzeigt, als Beweis für ein deutlich reduziertes Infektionsrisiko akzeptiert wird, so wie es Vernazza in seinem Blog fordert. Das Wissen, dass Genesene einen gut wirkenden Antikörper-Schutz haben, könne vielen Menschen das Leben erleichtern. Medizinisches Personal könnte schnell wieder zur Arbeit zurück. Und viele Menschen hätten weniger Angst, wenn sie einen Antikörpertest machen könnten, der ihnen zeigt, dass sie sich nicht mehr anstecken können.