
Die Coronakrise hat für Mathias Frank auch ihre schöne Seite
Als Radprofi ist sich Mathias Frank das Leben aus dem Koffer gewohnt. Der 33-jährige gebürtige Roggliswiler ist nur wenige Wochen im Jahr zuhause bei seiner Familie in Nottwil, den Rest verbringt er auf dem Rad fernab seiner Heimat. Normalerweise wäre das auch diesen Frühling der Fall: Zehn Tage nach der Baskenland-Rundfahrt im Norden Spaniens hätte Frank heute im Tirol die zweite von fünf Etappen der Tour of the Alps bestritten. Dies als Vorbereitung auf den ersten Höhepunkt der Saison, den Giro d’Italia.
Weil diese Wettkämpfe wegen der Corona-Pandemie aber abgesagt oder verschoben worden sind, verbringt Mathias Frank die neu gewonnene Zeit nun zuhause mit seiner Frau Nicole und den drei Kindern. «Ich erlebe diese Familienblase sehr intensiv. Das ist eine schöne Erfahrung», sagt Frank. Am meisten schätzte das Mitglied des VC Pfaffnau-Roggliswil, nun Dinge machen zu können, die sonst nur während zwei Wochen im Jahr möglich seien.
Auch in finanzieller Hinsicht halten sich die Auswirkungen in Grenzen. Als Angestellter des französischen Rennstalls AG2R La Mondiale erhält Mathias Frank einen fixen Lohn und musste bis jetzt keine Einbussen in Kauf nehmen. Wobei sich das noch ändern könnte: «Für die Team-Mitarbeiter wurde Kurzarbeit beantragt, für die Fahrer steht es zur Diskussion», sagt er.
Virtuelles Neuland
Weil die Tour de France, der Giro und andere Klassiker in den Herbst verschoben wurden, setzt sich Mathias Frank trotzdem beinahe jeden Tag aufs Rad. Die Intensität sei vergleichbar mit jener in der Winterpause. «Mit der Perspektive, dass die Saison länger dauert, macht jetzt ein hoher Energieverbrauch im Training keinen Sinn», erklärt Frank. Er wolle ein gewisses Fitnesslevel halten und den Formaufbau später angehen. Denn das Herbstprogramm könnte ein happiges werden. «Ich hoffe, dass wir möglichst viele Rennen fahren können. Für die Teams und die Veranstalter steht viel auf dem Spiel», sagt Frank, betont aber: «Wir sind keine Roboter. Wir können nicht innert kurzer Zeit drei grosse Rundfahrten absolvieren.»
Als willkommene Abwechslung bestreitet Mathias Frank morgen Mittwoch die erste Etappe der «Digital Swiss 5», einer virtuellen Tour de Suisse. «Das Feld ist gut besetzt, das wird ein spannendes Erlebnis», sagt er. Ob das Format Zukunft besitzt, kann Frank nicht abschätzen. «Wir haben damit noch keine Erfahrung gemacht und müssen es auch als Experiment anschauen.»
Tour de Suisse 2.0
Die «echte» Tour de Suisse 2020 wurde, wie viele andere Sportevents auch, wegen der Corona-Pandemie abgesagt. Aus diesem Grund haben sich die Organisatoren der Tour de Suisse, das Unternehmen Rouvy und Velon, ein Joint Venture der UCI World Teams, zusammengetan, um eine Weltpremiere im digitalen Pro-Racing zu lancieren. Dies mit dem Ziel, die besten Teams der Welt zusammenzubringen, um auf einer Indoor-Cycling-Reality-Plattform gegeneinander anzutreten. Beim neuen Rennformat «The Digital Swiss 5» kämpfen die Fahrer ab morgen Mittwoch jeden Tag auf einigen der schönsten Tour-de-Suisse-Etappenabschnitten gegen einander – und dies erst noch unter Einhaltung aller epidemischen Vorschriften. Die Rennen werden auf SRF 2 jeweils ab 17 Uhr live übertragen.
Mehr Infos zu «The Digital Swiss 5» finden Sie hier.