Die CVP Luzern wird halb aus Wikon regiert

CVP-Kantonalpräsident Christian Ineichen gönnt sich eine Auszeit. Der Entlebucher aus Marbach radelt mit zwei Kollegen durch Skandinavien, Osteuropa und andere Länder. Dies in einer Zeit, wo wichtige Weichenstellungen in der wählerstärksten Partei des Kantons Luzern anstehen (29,98 Prozent Wähleranteil in den Kantonswahlen 2019).

Diesen Herbst will die Luzerner CVP an einer Delegiertenversammlung darüber entscheiden, ob sie «Die Mitte Kanton Luzern» heissen soll. Der Namenswechsel ist umstritten: Eine Gruppe von «Dissidenten» will am Namen CVP (mit dem C für Christlich) festhalten. Im Frühjahr fand eine konsultative Befragung der Parteimitglieder statt, deren Resultat noch nicht bekannt ist. Als provisorischer Termin für die DV ist der 6. September in Hochdorf vorgesehen, teilte Kantonsekretär Rico de Bona auf Anfrage mit.

Ein Co-Präsidium ist neu in der kantonalen CVP

Mitten in dieser heissen Phase übernimmt ein Frauen-Duo die Parteileitung ad interim. «Unser CVP-Interregnum hat am Freitag gestartet und dauert voraussichtlich bis Anfang November», sagt Michaela Tschuor auf Anfrage. Die Juristin und Gemeindepräsidentin von Wikon nimmt die neue Aufgabe mit Karin Stadelmann zusammen wahr. Die 35-jährige Stadelmann ist Präsidentin der Stadtluzerner CVP und Dozentin an der Hochschule Luzern. Die 44-jährige Tschuor freut sich sehr auf diese Aufgabe. «Für Karin Stadelmann und mich ist es eine spannende Sache, einmal ein Co-Präsidium auszuprobieren. Andere Parteien kennen das ja bereits. Für uns ist das etwas Neues.» Sie sei aber absolut überzeugt, dass es eine bereichernde Erfahrung sein werde. «Ich freue mich besonders wieder auf mehr Kontakte innerhalb der Partei», fügt die Wikonerin hinzu.

Die Partei befinde sich «in Aufbruchstimmung», analysiert die neue Co-Präsidentin die aktuelle Lage. Das sei spannend und herausfordernd zugleich. In den Ortsparteien und den Wahlkreisparteien werde viel diskutiert und debattiert über den Namenswechsel und den Aufbruch. Darüber, dass die CVP diesen Aufbruch brauche, bestehe weitestgehend Konsens. Die Meinungen bezüglich des Namenswechsels gingen auseinander. Was sie stimmt, verrät Tschuor nicht. «Die Parteileitung der kantonalen CVP hat sich für den neuen Namen ausgesprochen», sagt sie diplomatisch. «Dass wir diese Diskussion bald auch physisch führen können, ist mir persönlich sehr wichtig», betont Michaela Tschuor.

CVP mit einer grossen Familie vergleichbar

Die CVP sei vergleichbar mit einer sehr grossen Familie – in der man auch interne Themen kontrovers diskutieren könne, ohne dabei gleich auseinanderzurennen. Tschuor hat auch eine Vorstellung über das Wie der Diskussion: «Ziel ist es, dass der Namensentscheid gut diskutiert wird, Pro- und Kontra-Argumente ihren Raum finden und eine faire und lösungsorientierte Debatte stattfinden kann mit den Delegierten. Am Ende des Abends soll ein Entscheid vorliegen, der von allen mitgetragen wird, egal wie er ausfällt.» Schliesslich sei es nur ein Namenswechsel – die DNA der Partei und ihre Werte blieben die gleichen, betont die Wikonerin.

Wie bringt Michaela Tschuor ihre verschiedenen Ämter unter einen Hut? Sie hat neben dem Gemeindepräsidium und dem CVP-Co-Präsidium weitere Ämter inne in der Region (siehe Box). «Ich denke, dass es mir da nicht anders geht, als vielen anderen engagierten Menschen auch. Mich interessiert so vieles und deshalb bin ich bei den Ämtern, die ich übernehme, auch immer mit Herzblut dabei», sagt sie. Ihr sei es wichtig, nur dort zu etwas Ja zu sagen, wo sie wisse, dass es Spass mache – und die Funktion vereinbar sei mit ihrem Alltag und ihrer Familie. Selbstmanagement, Flexibilität, Selbstreflexion und gute Vorbereitung seien essentiell. Das gelinge ihr mal gut und mal weniger gut.

Zur Person

Michaela Tschuor-Najdowski (44) ist eine aufstrebende Politikerin in der Region und scheut sich nicht, Verantwortung zu übernehmen. Die Mutter von drei Kindern wurde 2012 in den Gemeinderat Wikon gewählt und war dort Sozialvorsteherin, bevor sie 2018 nach dem Rücktritt ihres Vorgängers zur Gemeindepräsidentin gewählt wurde. 2019 kandidierte sie für den Kantonsrat. Aktuell ist Tschuor, die deutsche Wurzeln hat, ebenfalls Präsidentin des Gemeindeverbandes SOBZ/KESB Region Willisau und der Kommission zur Förderung der Ausbildung in der Langzeitpflege des Kantons Luzern. Ausserdem ist sie Vorstandsmitglied im Pflegezentrum Feldheim Reiden, bei Zofingenregio, bei der AWG Kanton Luzern und bei den CVP Frauen Kanton Luzern. (ben)