
«Die Debatten sind in den letzten Jahren gehässiger geworden»
Erich Leuenberger hat in einer Mitteilung bekannt gegeben, dass er sich für eine neue Legislatur als Kantonsrat nicht mehr zur Verfügung stellen werde. Seine Erklärung war: Das innere Feuer brenne nicht mehr auf Hochtouren.
Herr Leuenberger, was meinen Sie mit «das innere Feuer brennt nicht mehr auf Hochtouren»?
Erich Leuenberger: Die letzten Jahre im Kantonsrat sind wegen des Kostendrucks und der vielen Sparpakete zunehmend ermüdend, die Debatten gehässiger geworden. Aber als ich 2003 im Kantonsrat angefangen habe, ging es Kanton und Gemeinden finanziell auch noch viel besser.
War für Sie von Beginn weg klar, dass Sie kein Sesselkleber werden?
Ich wollte nie zu Ohren bekommen: «Der soll mal aufhören.» Ich wollte vorher gehen und einer jüngeren Person Platz mach – aus freien Stücken.
Wieso ist es Ihnen und der FDP-Ortspartei Nebikon nicht gelungen, eine Nachfolgerin oder einen Nachfolger aus der Gemeinde zu portieren?
Die meisten angefragten Personen haben abgewinkt, weil sie zurzeit das Pensum von 15 bis 20 Prozent schlichtweg nicht aufbringen können. Aber in vier Jahren ist ja wieder Wahljahr.
Mit welchen Gefühlen werden Sie an Ihre letzte Kantonsrats-Session gehen?
Natürlich mit ein wenig Wehmut. Ich werde nächstes Jahr schliesslich 16 Jahre im Kantonsrat gewesen sein. In dieser Zeit habe ich viele Debatten erlebt und gute Bekanntschaften geknüpft und schöne Anlässe besuchen dürfen. Es bereitet mir Freude, wenn ich auf diese Zeitspanne im Kantonsrat zurückblicke.
Auf was blicken Sie in Ihrer Kantonsrats-Ära am liebsten zurück?
Dass aufgrund eines Vorstosses von mir die Kantonsbeiträge im Volksschulwesen erhöht wurden. Der Kanton musste daraufhin 25 Prozent statt 22,5 Prozent der Kosten übernehmen. Die Gemeinden wurden damit entlastet.
Hatten Sie manchmal das Gefühl, Sie befänden sich in einer Zwickmühle, weil Sie nicht nur Kantonsrat, sondern auch Gemeindeammann waren?
Man könnte das schon als Zwickmühle bezeichnen. Ich konnte die Mandate auf den beiden Staatsebenen aber immer trennen. Wenn ich im Kantonsrat war, hatte dieser Vorrang.
Was erachten Sie als Ihre grösste Niederlage im Kantonsrat?
Ich konnte die Umklassierung der Niederwilstrasse von Nebikon nach Gettnau vor vier Jahren nicht durchsetzen. Die Kantonsregierung wollte die Gemeindestrasse nicht übernehmen.
Als langjähriges Mitglied der Verkehrs- und Baukommission VBK war Ihnen der Verkehr immer wichtig. Was konnten Sie für Ihre Region erreichen?
Ich konnte bei der Kantonsstrasse (Dagmersellen Richtung Schötz), die durch Nebikon führt, viel bewirken; beispielsweise habe ich mich in der Kommission für die Erstellung der beiden Kreisel Nord und Süd sowie einen Fussgängerübergang mit Mittelinsel starkgemacht.
2015 kandidierten Sie für den Nationalrat. Ist das keine Option mehr?
Nein. Und ich machte das in erster Linie eigentlich für die Partei. Meine Frau erfuhr davon erst aus der Zeitung. Die Vorgehensweise war nicht ganz so klug und es hat einige Zeit gedauert, bis die Wogen geglättet waren.
Was denken Sie, würden Sie die Wiederwahl für den Kantonsrat schaffen, wenn Sie nochmals kandidieren würden?
Ja. Und vermutlich mit einem guten Resultat.
Wieso sind Sie sich da so sicher?
Ich habe den Eindruck, mir ist es durchaus gelungen, die politischen Geschäfte im Kanton konstruktiv mitzugestalten; vor allem in den Kommissionen. Ich denke, das sehen meine Wähler ähnlich.
Zur Person
Erich Leuenberger ist seit 20 Jahren Gemeindeammann in Nebikon, seit 2003 ist der 60-jährige FDP-Politiker auch im Kantonsrat vertreten. Acht Jahre lang war er dort Mitglied der Planungs- und Finanzkommission PFK und seit sieben Jahren in der Verkehrs- und Baukommission. Leuenberger wird weiterhin als Gemeindeammann tätig bleiben.