Die Durchführung von Jungbürgerfeiern ist vielerorts bedroht – in Oftringen hält man am Konzept fest

«Da muss man dabei gewesen sein.» So äusserte sich ein junger Mann, der vergangenes Jahr die Jungbürgerfeier der Stadt Zofingen besuchte. Gemeinsam mit 22 anderen jungen Erwachsenen durfte er einen Blick hinter die Kulissen des Kulturveranstalters Oxil in Zofingen werfen. Der Anlass wurde von den Auftritten zweier junger Slam-Poeten aus der Region und einem gemütlichen Spaghettiplausch im Rathaus umrahmt. Damals hat wohl noch niemand daran gedacht, dass es der letzte Anlass dieser Art sein sollte.

Wie die Stadtkanzlei mitteilt, werde man künftig keine Jungbürgerfeiern mehr durchführen. «Wie in anderen Gemeinden nimmt auch in Zofingen das Interesse der jungen Erwachsenen an den Jungbürgerfeiern seit Jahren ab», heisst es in der Mitteilung. Als die Teilnehmerzahl 2015 mit vier Gästen einen Tiefpunkt erreichte, führte die Stadt Zofingen den Anlass fortan nur noch alle zwei Jahre durch. Auch diese Veränderung hat nicht verhindert, dass fünf Jahre später die Jungbürger an keinen Anlass mehr eingeladen werden.

Jungbürgerfeier aus politischer Sicht wichtig

Ob das ein eher städtisches Problem ist? Nach dem Gespräch mit Uerkheims Gemeindeschreiber Hans Kunz wird klar: «Wir haben ähnliche Erfahrungen gemacht.» Vor Jahren habe man aus den gleichen Gründen eine gemeinsame Feier mit den jungen Erwachsenen aus Bottenwil veranlasst. «Wir mussten feststellen, dass die jeweils ‹fremden› Jungbürger an der Feier nicht teilnahmen. Also haben wir wieder eine eigene organisiert», so Kunz. In der Regel besuchen um die sechs Personen die Feier in Uerkheim.

In der Gemeinde Oftringen ist man ein wenig optimistischer. Alle zwei Jahre findet dort eine Jungbürgerfeier statt, die in der Regel von 30 jungen Erwachsenen besucht wird. Gemeindeammann Hanspeter Schläfli sieht im Moment keinen Grund, an dieser Idee zu rütteln. Für ihn ist der Anlass aus politischen Gründen wichtig: «Wir wollen die jungen Menschen motivieren, sich in der Politik zu engagieren.» Es sei wichtig, dass sie beispielsweise ihre Altersgruppe an der Gemeindeversammlung vertreten oder im Idealfall später gar für ein politisches Amt kandidieren. Er sieht aber auch die Parteien in der Pflicht: «Ein Teil der Verantwortung liegt bei ihnen. Sie müssen die Politik wieder interessant machen», so Schläfli. Ihm sei aber auch bewusst, dass es in unserer schnelllebigen Gesellschaft viele andere Beschäftigungsmöglichkeiten gibt.

Das sieht auch Hans Kunz als einen der Hauptgründe für das abnehmende Interesse an solchen Anlässen. Er ergänzt: «Viele von ihnen sind an der Kanti oder in einer Lehre. Da ist es nicht ganz einfach, am Freitagnachmittag frei zu bekommen.» Obwohl in Uerkheim die Möglichkeit besteht, für das Abendessen nachzukommen, nehme praktisch niemand diese Möglichkeit wahr. Der Freitagabend sei halt sehr beliebt bei den Jungen.