Die Eishockeysaison startet mit dem Derby

Für Brent Kelly gibt es bereits jetzt keinen Weg zurück. «Auch wenn ich die Topskorer-Liste der Liga anführe – diese Saison wird meine letzte sein», sagt der 36-jährige Stürmer des SC Langenthal einen Tag vor dem Meisterschaftsauftakt in der NLB mit dem Derby beim EHC Olten (19.45 Uhr). Lange genug sei er nun weit weg von seiner Familie. Tochter Nyla (6) und Sohn Nash (8) nicht täglich bei sich zu haben, ist hart für ihn. Mittlerweile ist es die vierte Saison, in der seine Frau Lindsay während des Winters mitsamt den Kindern in Kanada weilt, während Vater Brent in Langenthal seine Brötchen verdient. Ab kommendem Mai will er endlich mehr Zeit mit der Familie verbringen.

Eines ist klar: Zurücktreten muss Brent Kelly nicht. Eishockeytechnisch gesehen tut der 36-jährige Kanadier dies sogar zu früh. Noch in der letzten Saison gehörte er zu den besten Punktesammlern der Qualifikation, zudem ist Kelly fit und wie gewohnt kein bisschen verletzungsanfällig. «Es ist Zeit», sagt er erneut, ohne ein Zögern aufkommen zu lassen. Durchaus werde er vieles vermissen. Seine Freunde, die Kabine, das Spiel. Und dennoch bleibt Kelly unverrückbar standhaft.

Aktuell will Brent Kelly nicht zu stark über die Zeit nach dem Karrierenende nachdenken. Zuerst stehen noch 46 Qualifikationspartien auf dem Programm – oder sogar noch mehr. «Ich denke, wir haben eine gute Mannschaft», sagt Brent Kelly. Er hoffe auf einen guten Start im morgigen Auswärtsderby gegen Olten, der Selbstvertrauen verleiht und den Weg ebnet.

Aufgrund seiner Zukunft unterscheide sich die anstehende Spielzeit nicht von jenen zuvor. «Ich spüre kaum Unterschiede. Vielleicht kommt das noch, aber das Gefühl von den letzten Malen habe ich noch nicht wirklich», sagt Brent Kelly. Womöglich werde er dies zur Weihnachtszeit eher realisieren, dann ist nämlich die letzte Reise von seiner Familie nach Langenthal geplant. Gleich danach starten die letzten Monate der Saison, die meist rasch vorbeiziehen. «Vielleicht ist der letzte Match im Schoren speziell. Das letzte Derby. Oder das letzte Tor. Aber auch diese Dinge sind jetzt noch weit weg», sagt Kelly.

Einen Wunsch hat der Torgarant für seine letzte Saison aber dennoch. Nur zu gerne würde Brent Kelly erneut mit Jeff Campbell stürmen, aktuell aber ist sein langjähriger Mitspieler verletzt. «Ein letzter Angriff auf den Titel mit ihm wäre toll», sagt Kelly. Gemeinsam mit Campbell und SCL-Captain Stefan Tschannen prägte er jahrelang die NLB, zum Abschluss dieser Spielzeit würde er dies gerne wieder erleben. Sollte dieser Wunsch in Erfüllung gehen, dürfte spätestens am Ende dieses Szenarios Wehmut aufkommen.

Obwohl die Normalität noch überwiegt, endet in Langenthal also bald eine grossartige Ära – vielleicht sogar zu früh. Manchmal ist ein verfrühtes «Goodbye» aber besser als ein verspäteter Abschied. Darüber muss sich Brent Kelly jedoch keine Sorgen machen.

Nur die Leistung zählt

Als der EHC Olten am 5. Januar 2018 die Rückkehr von Diego Schwarzenbach verkündete, waren die Klub-Kritiker blitzschnell zur Stelle. Der Tenor: Der EHC Olten setzt einen langjährigen Spieler ein Jahr nach dessen Abgang zurück in ein gemachtes Nest und macht damit dem Neuanfang schon wieder den Garaus. «Mir war schon bei der Vertragsunterzeichnung bewusst, dass es auch kritische Stimmen geben wird. Ich sehe es als Ansporn, zu beweisen, dass der Wechsel zurück positiv war. Ich werde mein Bestes geben und versuchen, dem Team zu helfen», sagt Diego Schwarzenbach. Helfen, das konnte Schwarzenbach in seinen letzten beiden EHCO-Saisons nicht mehr richtig, weshalb er sich im Frühjahr 2017 nach elf Jahren in Olten dazu entschloss, für mindestens ein Jahr den Arbeitgeber zu wechseln. «Wenn man so lange bei einem Klub ist und alles immer gleich ist, muss man aufpassen, dass man nicht stagniert. Denn junge, talentierte Spieler kommen nach, die Konkurrenz lebt, da muss man genauso vorwärtskommen. Nur war das bei mir nicht mehr der Fall», erzählt der 31-jährige Thaler.

Er habe deshalb den Anreiz gebraucht, sich in einem neuen Umfeld zu behaupten, und ist zum HC La Chaux-de-Fonds gewechselt. Dort tut sich Schwarzenbach – etwas gelähmt vom Kulturschock – in den ersten drei Monaten schwer. «Ein neuer Klub, ein neues Team, unbekannte Gesichter und nicht zuletzt eine neue Sprache. Ich musste mich zuerst zurechtfinden und durchbeissen», bilanziert er, «aber es hat sich gelohnt.»

Der Stürmer biss sich durch und machte sich sogar wieder einen Namen als Goalgetter, hatte er doch mit 15 Treffern doppelt so viele Tore verbucht wie die Saison zuvor für Olten: «Die Statistik muss man etwas relativieren. Ich hatte eine sehr offensive Rolle und bekam auch im Powerplay viel Eiszeit», sagt Diego Schwarzenbach mit seiner gewohnt bodenständigen Art. Tore hin oder her: Schwarzenbach hat in der Westschweiz wieder gelernt, sich nur auf das Eishockey zu konzentrieren. «Hier in Olten kenne ich die Hälfte der Zuschauer im Stadion. In La Chaux-de-Fonds hingegen kannte ich nichts und niemanden und habe vom Umfeld nichts mitbekommen», erzählt er und ergänzt: «Ich habe dadurch auf eine intensive Art und Weise gemerkt, dass nur die Leistung auf dem Eis zählt und ich sonst nichts beeinflussen kann.»

Mit dieser Erkenntnis will Diego Schwarzenbach das Comeback-Jahr beim EHC Olten in Angriff nehmen. Nur die Frage, welche Rolle er im Team übernehmen werde, lässt das Klub-Urgestein offen: «Ich erledige jenen Job, der mir zugeteilt wird. Aber mir ist bewusst, dass ich sicher nicht als Spielmacher geholt wurde, um hinter dem eigenen Tor mit der Scheibe loszulaufen und vorne ein Tor zu erzielen – von den Künstlern haben wir genug», sagt Schwarzenbach und lacht, um etwas ernsthafter hinzuzufügen: «Wir haben so viel Talent im Team. Wir müssen aufpassen, dass wir nicht zu künstlerisch werden.» Denn Kunst, so weiss Schwarzenbach, kann auch gefährlich sein. Gerade in Spielen gegen vermeintlich harmlose Farmteam-Gegner.

Diego Schwarzenbach glaubt, dass er und seine Mitspieler das in den Griff bekommen werden. Für ihn persönlich steht ohnehin vor allem eines im Zentrum: Ehrliche Arbeit als wertvoller Helfer für das Team. Er will das nicht nur sich selber beweisen.

 

 

Langenthaler Stadionprojekt

Abseits der Öffentlichkeit diskutieren die Stadt und der SC Langenthal über die Realisierung eines neuen Stadions im Gebiet Hard. Die Diskussionen stellen sich scheinbar als schwieriger heraus als angenommen, weil sich die Parteien nicht über das weitere Vorgehen einig sind. Während die Stadt Langenthal alles fein säuberlich planen und prüfen will, ist der SCL auf eine möglichst rasche Realisierung erpicht. Der an einer Sitzung von der Stadt Langenthal skizzierte Weg ist beim SC Langenthal nicht auf offene Ohren gestossen. Wie diese Zeitung erfahren hat, sind sich die beiden Parteien über das weitere Vorgehen komplett uneinig. Beim SCL will man das aber weder bestätigen noch verneinen. Auch Stadtpräsident Reto Müller zog es vor, die Aussagen zurückzuziehen. Der Grund, wieso der SC Langenthal aufs Gaspedal drücken will, liegt auf der Hand. Dauert der Stadionbau bis zu 10 Jahren, ist nicht sicher, ob der SCL bis dahin mit dem Schorenstadion in der Swiss League überleben kann. Ausserdem verlangt die Nationalliga raschmöglichst einen Horizont, in diesem Fall ein handfestes Bauprojekt, um das Flickwerk «Schoren» weiterhin als NLB-Stadion zu akzeptieren. Alleine eine langwierige Planungsphase dürfte früher oder später dem Eishockeyverband womöglich nicht mehr genügen. Nachdem zu Jahresbeginn die Stadt und der SCL einen Schritt aufeinander zugingen, scheints mittlerweile erheblich Sand im Getriebe zu haben.