Die Energie ist nicht mehr da: Marco Wüst verlässt den FC Kölliken

Es sind schon einige Minuten seit der schmerzhaften 4:8-Klatsche gegen Gränichen, die nicht zuletzt wegen zwei roten Karten gegen die Kölliker noch vor der Pause zustande gekommen ist, vergangen. FCK-Trainer Marco Wüst sitzt alleine im dunklen Auswechselhäuschen und starrt gedankenversunken auf den nebelverhangenen Platz. Eben hatte er eine nervenaufreibende Partie mitverfolgt, in der er sich wie eh und je lautstark vom Spielfeldrand engagiert hatte. Er wirkt nachdenklicher als auch schon, gibt aber bereitwillig Auskunft. Zum Schluss des Gesprächs verabschiedet er sich mit den Worten: «Das war ja dann wohl das letzte Spiel.»

Seit vergangenem Freitag ist klar: Marco Wüst, der viereinhalb Jahre die Figur an der Seitenlinie des Zweitligisten Kölliken war, hat damit wohl nicht nur den Unterbruch der Meisterschaft wegen Corona gemeint. «Ich habe gespürt: Wenn, dann jetzt», sagt Wüst zu seinem Entscheid, den FC Kölliken per sofort zu verlassen.

Sein Abgang überrascht insofern nicht, weil die Kölliker nach zwölf Spielen mit 13 Punkten nur unmittelbar über dem Strich auf Rang elf klassiert sind. Bereits ein Jahr zuvor verlief die Vorrunde mit Rang zehn eher ernüchternd. Die sportliche Leistung spielte in Marco Wüsts Gedanken allerdings keine Rolle. «Die Arbeit hat viel Kraft gebraucht, vor allem in der aktuellen Zeit», sagt der 45-jährige Gränicher. «Und wenn du das Gefühl hast, dass dir die Energie fehlt, um die Mannschaft wie gewünscht weiterzubringen, dann musst du ehrlich zu dir selbst sein.»

Trotzdem sei ihm der Entscheid nicht leicht gefallen, weil er in Kölliken viele gute Menschen angetroffen habe. «Es hat viel Mut gekostet. Der Klub und die Mannschaft sind super», sagt Wüst. Es seien aber auch viereinhalb anstrengende Jahre gewesen, «deshalb ist jetzt der ideale Zeitpunkt gekommen für frischen Wind und neue Inputs auf der Walke».

Batterien aufladen für die nächste Trainerstation
Von seinem Engagement in Kölliken nimmt Marco Wüst viele schöne Erinnerungen mit. Besonders der zweite Platz in der Saison 2018/19 und die starke Rückrunde im Frühling 2017, die im Ligaerhalt in der letzten Runde gipfelte, haben bei ihm einen bleibenden Eindruck hinterlassen. «Wir sind einen guten Weg gegangen», sagt Wüst, der in den kommenden Wochen erst einmal seine Batterien aufladen will. Danach sei er gespannt, welche Türen aufgehen werden. «Ich habe mich mit diesem Thema nicht beschäftigt, will aber dem Fussball sicher erhalten bleiben. Meine Leidenschaft habe ich nämlich nicht verloren», betont Wüst.

Wer beim FC Kölliken das Zepter an der Seitenlinie übernimmt, ist noch offen. Die Klubführung will so schnell wie möglich Gespräche führen, um die Nachfolge zu regeln. Was gemäss Sportchef Beat Müller kein leichtes Unterfangen sei: «Im Winter ist die Aufgabe generell schwierig, weil viele Kandidaten bereits engagiert sind.»