Die erste Zwischenbilanz des Reider Gemeindepräsidenten Hans Kunz

«Ich wusste, es erwartet mich sehr viel», sagt Hans Kunz. «Sehr viele Themen sind bewirtschaftet, aber nicht gelöst worden. Deshalb entstand ein Stau an Pendenzen, die nun anstehen», erklärt er. Der jetzt 66-Jährige hatte im Juni letzten Jahres das Amt der Gemeindepräsidenten in Reiden in einer herausforderungsvollen Phase übernommen – um mit Gemeindeorganisation und Schulraumproblematik nur zwei Stichworte zu nennen. Zeit für eine erste Zwischenbilanz.

Der frühere Kantonsrat Hans Kunz sagt, dass er sich gut eingelebt hat – nicht zuletzt dank der tatkräftigen Unterstützung von Gemeindeschreiberin Margrit Bucher und deren Stellvertreter Daniel Loosli. Die Erarbeitung der neuen Führungsstruktur der Gemeinde mit der Aufteilung der operativen Aufgaben für die Verwaltung und der strategischen Planungen für den Gemeinderat hat gemäss Kunz zur ersten Nagelprobe geführt. «Ich habe dafür auswärtige Hilfe geholt. Wir haben mit einem Coach gearbeitet». Trotz der teilweise divergierenden Ansichten im Gemeinderat sei man zu guten Kompromissen gekommen, erklärt der Gemeindepräsident. Allerdings musste der Gemeinderat feststellen, dass die seit 2016 reduzierten Pensen (30 Prozent Gemeindepräsident, je 25 Prozent Gemeinderäte) nicht ausreichten, um den hohen Arbeitsanfall zu erledigen. Insbesondere nicht im Bereich Bauwesen: Gemeinderat Willi Zürcher habe die Bauverwaltung aufgrund einer personellen Vakanz sogar fast ein Jahr auch operationell führen müssen.

Hans Kunz ist optimistisch

Das emotionalste Geschäft in der Wiggertaler Zentrumsgemeinde ist aber derzeit das Projekt für das neue Schulhaus Reiden Mitte. Hier sieht Hans Kunz nun Morgenröte dank der Abstimmung im Juni, wenn über den Kredit von 7,8 Millionen Franken befunden wird. «Für die Schule ist das ein Befreiungsschlag», erklärt Hans Kunz zur Vorlage. Er ist zuversichtlich, dass sie an der Urne angenommen wird. Klar sei, dass die Entwicklung der Schülerzahlen im Pestalozzi- und dem Johanniterschulhaus, sowie der Ersatz der Provisorien, ohne zusätzlichen Schulraum nicht aufgefangen werden könne. Klassengrössen würden heute schon optimiert, Kinder wechselten über die diversen Schulorte. Die Diskussionen am runden Tisch empfand er als konstruktiv und sachlich und im Ton respektvoll, die Achtung voreinander sei wieder gewachsen.

Die Gemeinde beschäftigt zudem auch die rege Bautätigkeit. «Reiden wächst wie verrückt», sagt Hans Kunz. Heute zählt die Ortschaft Gemeinde schon über 7100 Einwohner. Die Entwicklung könne man nur bedingt steuern, wenn das Land bereits eingezont sei. Ist ein Investor vorhanden und entspricht das Projekt dem Bau- und Zonenreglement, steht der Realisierung nichts im Weg. Reiden möchte aber keine zusätzlichen landintensiven Logistikunternehmen mehr. Die Möglichkeit, dass ein Transportunternehmen im Grenzgebiet Reiden/Wikon für zusätzlich rund 200 Lastwagenfahrten sorgen und ein neuer Kreisel gebaut werden müsste, sorgt bei Hans Kunz für wenig Begeisterung. «Wir sind nicht bereit, einen weiteren Kreisel wie in Mehlsecken zu finanzieren.» Vielmehr benötige man KMU. «Wir wollen Firmen holen mit einer hohen Wertschöpfung und Ausbildungsplätzen, mit Geschäftssitz und Steuerdomizil Reiden», so Kunz.

Der ehemalige Controllingkommissionspräsident hat natürlich auch die kürzlich präsentierten, positiven Zahlen der Gemeinderechnung 2017 zur Kenntnis genommen. «Die Kosten wurden gesenkt. Ich denke, das ist nun ausgereizt», sagt Hans Kunz. Zu Bedenken gibt er auch, dass die höheren Steuereinnahmen nicht in erster Linie auf die ordentlichen Steuern, sondern Sondersteuern wie Handänderungen, Grundstückgewinnsteuern oder Erbschaftssteuern zurückzuführen sind. Erfreulich ist, dass der Sachaufwand wiederum gesenkt konnte.

Standort für Feuerwehr

Die Feuerwehr Wiggertal benötigt statt der drei Magazine Reiden, Langnau und Richenthal einen geräumigeren, zentralen Standort. Seit Anfang Jahr ist in dieser Frage Bewegung aufgekommen. Bei der Evaluation für ein neues Magazin werden gemäss Gemeindepräsident Hans Kunz verschiedene Optionen von einer Arbeitsgruppe geprüft. Eine Lösung zeichnet sich gemäss Kunz übrigens auch bezüglich der noch existierenden finanziellen Mitverpflichtung an der Schiessanlage Wasserloch in Dagmersellen ab. Hans Kunz sagt angesichts der vielen anstehenden Geschäfte und Entscheide – neben der Schule, dem Feuerwehrmagazin, der Badi und dem Wärmeverbund: «2018 kann zum Jahr des Aufbruchs werden, wenn die die Bevölkerung solidarisch handelt».

Für Hans Kunz dürfte 2018 nicht nur angesichts der Aufgaben der Gemeinde und seiner noch bis im Sommer dauernden Präsidentschaft bei der AM Suisse (ehemals Schweizer Metall-Union) nicht langweilig werden: Er hat noch vor seinem Engagement als Gemeindepräsident den Vorsitz des OK der Reider Gewerbeausstellung übernommen. Diese Leistungsschau wird im Herbst stattfinden. Gemeinde und Schule sollen dort ebenfalls präsent sein. «Das ist budgetiert».