
Die Familie Schnyder von Wartensee hatte in Sursee, St. Urban und Muri einst das Sagen
Als eine führende Familie der Stadt Sursee und des Kantons Luzern besetzten die Schnyders von Wartensee während mehreren Jahrhunderten Schlüsselämter. Sie waren im Surseer Rat vertreten und besetzten Schlüsselämter der Stadtverwaltung wie das Schultheissen-, Säckelmeister- oder Stadtschreiberamt. Ausserdem bekleideten sie über Generationen die einträglichen Schaffnerstellen der Klöster St. Urban und Muri und waren zuständig für die Vermögensverwaltung.
Nicht nur Sursee hat die Familie Schnyder von Wartensee geprägt, auch den Kanton Luzern: Aus ihren Reihen stammen Politiker wie Jost Schnyder (1752–1824), einstiger Offizier, Kriegskommissar, Luzerner Grossrat und Appellationsrichter. Ebenso Julius Schnyder (1830–1913), ehemaliger Waisenvogt und Schultheiss von Sursee und Grossrat, Regierungsrat sowie Ständerat.
Vom Zinsverzeichnis zum Verhörprotokollbuch
Nun hat das Staatsarchiv mit Sitz in Luzern das Archiv der Familie erschlossen und somit öffentlich zugänglich gemacht. Zwischen März und Oktober 2020 haben zwei Historikerinnen die von der Familie Schnyder mitfinanzierten Arbeiten durchgeführt. Dabei befassten sie sich mit einem äusserst heterogenen Bestand mit Archivalien vom 14. bis ins 20. Jahrhundert. Durch die Amtstätigkeiten von Familienmitgliedern gelangten Originale und Abschriften aus der Stadt- und Klosterverwaltung in privaten Besitz. Zusammen mit persönlichen Unterlagen wurden sie in der Familientruhe und der Bibliothek auf Schloss Tannenfels in Nottwil aufbewahrt; dort befindet sich der heutige Familiensitz.
Angehörige übergaben dem Stadtarchiv Sursee immer wieder Unterlagen. Jetzt hat das Staatsarchiv des Kantons die gesamten Bestände aus dem Stadtarchiv Sursee und dem Schloss Tannenfels übernommen. Diese umfassen neben Stammbäumen, Ehe- und Todesanzeigen eine reichhaltige Korrespondenz. Enthalten sind ferner Unterlagen aus dem Solddienst – für einflussreiche Familien einst eine wichtige Einnahmequelle. Weiter gibt es Schulbücher sowie Dokumente aus der Surseer Stadtverwaltung und Klosterschaffnerei. Nicht zu vergessen einige den Solddienst betreffende «Perlen», etwa ein Verhörprotokollbuch des Schweizergarderegiments oder eine Sammlung von Tagesbefehlen des Regiments Châteauvieux 1780-1789.