«Die Individualität spielt heute eine grössere Rolle als früher»

Das Pflegeheim Sennhof weiht am Wochenende mit einem grossen Fest seinen Erweiterungsbau ein. Mit Kosten von rund 20 Millionen Franken ist es eines der grössten Bauprojekte in Vordemwald überhaupt. Der «Diamant», so der Name der zwei fünfeckigen Häuser, bietet im Parterre einen geschützten Wohnbereich für Demenzkranke mit 29 Betten und einen Erlebnisgarten. Im zweiten Stock befindet sich eine Pflegeabteilung mit 29 Betten. Heimleiter Urs Schenker spricht im Interview über die Herausforderungen der Bauphase, den Zweck des Erlebnisgartens für demenzkranke Bewohner und die weiteren Veränderungen im Sennhof.

Welches waren während der zweijährigen Bauzeit die grössten Herausforderungen?

Urs Schenker: Der kalte Winter vor zwei Jahren sorgte für Verzögerungen in der Rohbau-Phase, zudem mussten wir wegen der Beschaffenheit des Untergrunds tiefer pfählen. Wir konnten den Neubau nicht schon im April dieses Jahres einweihen, wie wir ursprünglich geplant hatten. Gegen Ende standen wir jetzt nochmals unter grossem Druck, besonders beim Innenausbau mit den technischen Installationen und der Fertigstellung des Erlebnisgartens. Zusammengefasst kamen wir aber gut durch die Bauzeit. Wir werden am nächsten Mittwoch mit den Bewohnern umziehen.

Wer wird die neuen Zimmer beziehen?

Die Bewohner, die jetzt noch in den Wohnbereichen 1 und 5 im bestehenden Sennhof-Gebäude leben. Wir heben den Wohnbereich 1 auf; dort entstehen sanitäre Anlagen, unter anderem auch ein Raum für den Coiffeur und weitere Nebenräume. Den Wohnbereich 5, den ältesten Teil unseres Heims, werden wir sanieren. Weiter achten wir darauf, wer von den anderen Bewohnern am meisten von einem Umzug in den Neubau profitieren kann. Dies sind sicherlich jene Personen, welche an Demenz erkrankt sind. Der Neubau verfügt dazu nämlich über einen geschützten Wohnbereich mit 29 Betten. Von diesem Bereich aus gibt es mehrere Zugänge zum Erlebnisgarten, in dem sich die weglauf-gefährdeten Bewohnerinnen und Bewohner ebenfalls geschützt bewegen können.

Wie läuft der Umzug ab?

Für Menschen, welche an Demenz leiden, kann diese Situation eine Belastung darstellen. Wir achten deshalb darauf, dass der neue Wohnbereich zum Zeitpunkt des Umzugs schon komplett für die Bewohner parat ist. Unser grosses Betreuerteam, das von Zivilschützern, Freiwilligen des Sennhofvereins und Mitarbeitern der Aktivierungstherapie unterstützt wird, begleitet die Bewohner dann zum Neubau hinüber. Dort können sie im Aufenthaltsraum einen Kaffee trinken; Zeit mit ihren Angehörigen verbringen oder sich die neue Station ansehen. Sie sollen sich langsam an die neue Umgebung herantasten können.

Der Neubau wird als besonders zeitgerecht beschrieben. Was macht ihn so modern?

Die Wege im jetzigen Sennhof-Gebäude sind sehr lang, was vor allem für die Mitarbeiter Nachteile hat. Beim Neubau sind die Zimmer um die Zentrale herum angeordnet. So ist alles viel kompakter; die Wege sind kürzer. Es gibt einen Innenhof, der viel Licht bietet. Und natürlich eine sehr schöne Aussicht in die Natur und den Garten. Der Sicherheitsaspekt für Demenzkranke war uns beim Neubau ebenfalls sehr wichtig: Die Türen können nur über Codes geöffnet, der Lift nur mit einem Schlüssel betätigt werden. Wir haben nun auch mehr Einzel- als Doppelzimmer im Angebot. Die Individualität spielt eine grössere Rolle als früher. Bedingt durch die baulichen Veränderungen in den letzten 120 Jahren haben wir über 25 verschiedene Arten von Zimmern. So haben wir eine grosse Palette an Möglichkeiten auch auf der preislichen Seite. Zudem konnten wir durch den Neubau unsere Tagesstätte für die Entlastung von pflegenden Angehörigen ausbauen.

Sie haben auch den Erlebnisgarten für Demenz-Erkrankte erwähnt. Wie sieht dieser genau aus?

Wie der Name sagt, sollen die Leute darin etwas erleben dürfen. Der Garten spricht verschiedene Sinne an. Es gibt zum Beispiel ein Hochbeet mit Kräutern, ein plätscherndes Wasserspiel, ein Hühnerhaus und verschiedene Sitzmöglichkeiten mit Ausblick. Der Weg durch den Garten ist in Form einer Acht angelegt, hat also keine Ecken drin. So fällt es leichter, den Weg zurück zu finden. Beim Spaziergang durch den Garten macht es Sinn, dass die Bewohner von freiwillig Tätigen oder von Mitarbeitern der Aktivierungstherapie begleitet werden.

Welche weiteren Veränderungen sind im Sennhof geplant?

Nachdem die Küche fertig saniert und jetzt der Neubau erstellt worden ist, gehen wir bald an die Sanierung der Wohnbereiche 1 und 5. Später möchten wir die Verwaltungsräume und das öffentliche Café erneuern. Da immer mehr Bewohner einen Rollator besitzen, ist mehr Platz im öffentlichen Bereich nötig. Ein weiteres Ziel und ein grosser Wunsch ist der Mehrzweckraum. Wir möchten eine Art Festsaal einrichten, der den jetzigen im zweiten Stock ersetzt. Der neue Raum soll zentral liegen, im Sinn eines Dorfplatzes. Dort möchten wir Essen und Konzerte durchführen können. Wir möchten damit unser Angebot erweitern und unseren Bewohnern etwas Besonderes bieten.

Die zwei Häuser des Neubaus haben die Form von Diamanten. Patrick Bichsel
Die zwei Häuser des Neubaus haben die Form von Diamanten. Patrick Bichsel

Einweihungsfest 

«Diamant» – Das Programm

Samstag, 25. August: Besichtigung Neubau Diamant von 13.30 bis 16 Uhr, dazu kleine Festwirtschaft.

Sonntag, 26. August – Grosses Einweihungsfest: 9.30 Uhr: Gottesdienst im Zelt. 10.30 bis 17 Uhr: Rundgang Neubau Diamant mit Infoständen. Festbetrieb mit Markttreiben, Glücksrad, Hüpfburg, Ballonwettbewerb, Harassenstapeln und mehr. Musik: Chräbsbachörgeler und Brönzstoff, von 16.15 bis 17 Uhr Sandra Rippstein und Band.

Das Parkplatzangebot beim Sennhof ist beschränkt. Es besteht ein Park + Ride bei den Parkplätzen im Bereich Turnhalle/Rollhockeyhalle Vordemwald. Ab dem Schulhaus Brittnau verkehrt im Halbstundentakt ein Oldtimer-Bus zum Sennhof und retour. Ab Zofingen ist der Sennhof im Halbstundentakt mit dem Bus A Welle Linie 6 erreichbar.