
Die Landfrauen geben den Traditionen einen modernen Anstrich


Vor dem Hof etwas ausserhalb von Bottenwil liegt ein Hund, der träge mit dem Schwanz wedelt, hinter ihm schleicht eine Katze herum. Im Haus selbst empfängt einen der Duft von frischem Brot. Gerade nimmt Monika Hunziker die Laibe zum Backofen heraus und stellt sie auf die Küchenablage. Wer denkt, hier könnte es sich um eine Landfrau handeln, der liegt richtig.
Bereits seit 2002 ist Hunziker bei den Landfrauen dabei. Damit ist sie längst nicht die Einzige. Denn im Gegensatz zu anderen Regionen erfreuen sich die meisten Landfrauenvereine im Bezirk Zofingen stabiler Mitgliederzahlen. «Im Schnitt haben die Vereine 30 Mitglieder», sagt Hunziker, die während zehn Jahren Ortsvertreterin der Landfrauen Bottenwil war und nun seit einem Jahr als Präsidentin des Bezirksvorstands Zofingen amtet. Wiliberg, eine im Vergleich kleine Gemeinde, hat bei einem Anteil von 73 Frauen an der Wohnbevölkerung 25 Landfrauen, in Brittnau sind es 48 (von 1983 Frauen), in Rothrist 34 (von 4486 Frauen). Vergleichsweise klein sind die Vereine in Uerkheim mit 16 Landfrauen und in Zofingen, wo es nur noch sechs Landfrauen gibt. «Das liegt natürlich am städtischen Umfeld», sagt Hunziker.
Organisationssystem ist heute Gold wert
Mit ein Grund, warum die Landfrauen im Bezirk Zofingen noch immer stark sind, ist die Organisationsstruktur. Anders als in anderen Bezirken müssen die Landfrauen in den verschiedenen Dörfern nur eine Ortsvertreterin stellen. Kasse und Sekretariat werden zentral vom Bezirksvorstand geführt. So werden die Landfrauen in den einzelnen Dörfern entlastet. «In Zeiten wie diesen, in denen sich kaum noch Personen für Vorstandsämter finden lassen, ist dieses System Gold wert», sagt Hunziker. Denn viele Landfrauenvereine müssten sich meist erst dann auflösen, wenn sie keine Vorstandsmitglieder mehr finden würden.
Für die 48-Jährige war nie klar, dass sie einmal eine Landfrau sein würde, obwohl sie in Muhen auf einem Landwirtschaftsbetrieb aufwuchs und ihre Mutter ebenfalls eine Landfrau war. Mit 20 Jahren habe sie sich gar schlichtweg geweigert, als ihre Mutter ihr eine Tracht kaufen wollte. Dann kam sie auf den Hof nach Bottenwil, den sie noch heute mit ihrem Mann und ihren drei Töchtern bewirtschaftet, und da änderte sich ihre Meinung. «Die Landfrauen sind eine gute Möglichkeit, im Dorf Kontakte zu knüpfen, ohne sich zu stark einbinden zu müssen, wie das in anderen Vereinen der Fall ist», sagt Hunziker.
Ist in ihren Augen denn der Name «Landfrauen» noch der richtige Begriff? Zumal heute die meisten Landfrauen keine Bäuerinnen mehr sind, wie das früher der Fall war. «Der Name hat immer noch Berechtigung», sagt Monika Hunziker. «Und er ist wie eine Marke. Jeder weiss sofort, was unter einer Landfrau zu verstehen ist.» Ausserdem sei der Name auch nicht falsch. «Wir sind Frauen vom Land.» Sie verstehe aber, dass einige den Namen ändern möchten. «Irgendwann kommt es vielleicht so weit. Ich hoffe einfach, dass es kein englischer Name wird.»
Computerkurse sind bei älteren Mitgliedern beliebt
Für Hunziker haben die Landfrauen auch in der heutigen globalisierten Welt ihre Berechtigung. «Die Werte, für die wir stehen, sind auch heute noch wichtig. Und auch die Interessen der Frauen haben sich über die Jahre nicht gänzlich verändert.» So würden die Landfrauen immer noch Back-, Koch-, Bastel-, Näh- oder Gärtnerkurse anbieten. «Das gab es auch früher schon. Wir geben dem Ganzen heute einen modernen Anstrich.» Auch Computer- oder Fotokurse würden sie durchführen. «Diese Kurse sind sehr beliebt, gerade auch bei unseren älteren Mitgliedern.» Ausserdem stehe das Knüpfen von Kontakten bei den Landfrauen im Vordergrund. «Und das wird immer wichtig bleiben.» Selbst besucht Hunziker am liebsten kreative Kurse. «Ich male und gestalte sehr gerne.» Das Gesellige sei aber auch bei ihr der Hauptaspekt.
Zu ihrer Tracht kam Monika Hunziker übrigens dann doch noch. Vor fünf Jahren fand sie eine, die genau ihren Vorstellungen entsprach und die sie seitdem mit Stolz trägt.