
Die Liebe ist unbezahlbar
Sommerserie Sportmonnaie (1/5) Anthea Hartmann ist trotz hohen Auslagen in ihre Pferde vernarrt.
Die Liebe zu Pferden wurde Anthea Hartmann noch vor ihrer Geburt eingeimpft. Mutter Iris sass auf Pferden, als sie schwanger war. «Ich bin also geritten, bevor ich richtig laufen konnte», sagt Anthea Hartmann und lacht. Auch über 26 Jahre später ist ihre Faszination für den Dressur-Reitsport ungebrochen hoch. «Mir gefällt das Zusammenspiel zwischen Reiter und Pferd», sagt Hartmann, «es muss eine Harmonie entstehen, um Eins zu werden.»
Wer der Mühlethalerin zuhört, versteht, warum ihr die Vierbeiner am Herzen liegen und weshalb sie ihrer Leidenschaft frönt, obwohl diese ins Geld geht. Denn es läppert sich einiges an Kosten zusammen, die beglichen werden müssen. «Grob gerechnet gebe ich jeden Monat 1500 Franken für mein Hobby aus», sagt Anthea Hartmann, die drei Pferde besitzt und sich um deren Unterhalt kümmern muss.
Ihr 16-jähriger Westfalenwallach Rubinario und die beiden Nachwuchstiere, der Rheinländer Falco (13) und der Hannoveraner Desperado H (6), sind in Uerkheim eingestellt und werden dort verpflegt. Die Pension zählt denn auch zu den intensivsten Bereichen auf der Ausgabenseite, zusammen mit den Kosten für den Tierarzt und den Hufschmied, der den Pferden alle sechs bis acht Wochen einen Besuch abstattet. Hinzu kommen die monatliche Platzmiete für den Anhänger und die Beträge für den Futterzusatz, damit Anthea Hartmanns Sportpferde genügend Energie für Trainings und Wettkämpfe erhalten.
Mitglied in drei Vereinen
Neben den wiederkehrenden Kosten gibt es vielerlei Dinge, deren Anschaffung zwar teuer ist, meist aber nur einmalig berappt werden müssen. Dazu gehören ein grosses Auto, das den schweren Anhänger zieht, sowie Sattel, Zaum, Gamaschen und Schabracken für das Pferd. Als Dressurreiterin benötigt Anthea Hartmann während des Wettkampfs zudem einen Frack für die höheren Prüfungen und spezielle weisse Reithosen. «Die nötige Lizenz löse ich zu Beginn des Jahres», sagt Hartmann, die Mitglied in drei Reitvereinen ist.
Am Wettkampfort fallen Startgebühren, Boxenmiete für die Pferde und – je nach Aufenthaltsdauer – Kosten für die Unterkunft an. «Wir wählen wenn möglich ein ‹Bed-and-Breakfast› aus, weil wir damit gute Erfahrungen gemacht haben und diese oft näher bei der Reitanlage sind als die Hotels», sagt Hartmann.
Um für die Wettkämpfe ideal vorbereitet zu sein, holt sich die Aargauerin in regelmässigen Abständen bei ihrem Trainer Christian Pläge in Einzellektionen wichtige Ratschläge, die sie dann zuhause umzusetzen versucht. Schliesslich ist es eines von Anthea Hartmanns Zielen, nach dem altersbedingten Ausscheiden aus dem Nachwuchsbereich des Schweizer Dressur-Nationalkaders den Sprung auf die Elite-Stufe zu schaffen.
Turniere als Ferien-Ersatz
Apropos Unterstützung: Ohne Vitamin B geht es auch im Dressursport nicht. Obwohl Anthea Hartmann in einem Vollzeitpensum als Oberstufenlehrerin arbeitet, ist sie froh um die finanziellen Zustüpfe von Eltern, Grosseltern, Partner und Sponsoren – beispielsweise von der Garage Räbmatter aus Uerkheim, die ihr das Auto mittels Sponsorenleasing zur Verfügung stellt. «Es ist nicht die Anschaffung selbst, die teuer ist, sondern vor allem der Unterhalt», erklärt Anthea Hartmann.
Das viele Geld, das sie ausgeben muss, reut sie aber nicht. Hartmann verzichtet deshalb auf Shoppingtouren, teure Kleider, Coiffeur, den Ausgang oder Ferien. Dass sie und ihr Partner schon länger nicht mehr im Urlaub gewesen sind, macht ihr nichts aus. «Wenn wir weg sind, muss jemand zu den Tieren schauen. Diese Organisation ist mit viel Stress verbunden und ich lasse die Pferde nur ungern in ‹fremde› Hände», erklärt Hartmann, die zusätzlich zu ihrem Beruf jeden Tag drei bis sechs Stunden im Stall steht. «Für mich sind die mehrtägigen Turniere meine Ferien, bei welchen ich mit den Pferden den ganzen Tag zusammen sein kann.»
Trotzdem möchte Anthea Hartmann ihr Leben mit niemandem tauschen. «Wenn ich etwas mache, dann richtig», sagt sie. Die Liebe zu ihren Pferden gebe ihr viel zurück. «Ich habe Freude, wenn ich ihnen nur schon beim Weiden zuschaue», sagt Hartmann, «und man spürt die Dankbarkeit des Tiers.»