Die Luzerner Wirte fordern baldige Klarheit

«Die Gastronomie wurde total vergessen», sagt Moritz Rogger, Präsident Gastro Region Sursee.
«Die Gastronomie wurde total vergessen», sagt Moritz Rogger, Präsident Gastro Region Sursee.

Gastro-Angestellte möchten wieder arbeiten

An der Motivation der Mitarbeitenden fehlt es nicht: Laut einer Blitzumfrage der Berufsorganisation Hotel & Gastro Union aus Luzern vom Wochenende, an der über 1300 Angestellte teilgenommen haben, gaben fast 90 Prozent an, wieder arbeiten zu wollen. Davon wünschten sich zwei Drittel mindestens grundsätzliche Schutzmassnahmen im Betrieb. «Drei Prozent möchten erst wieder arbeiten gehen, wenn das Virus verschwunden ist», teilte die Organisation gestern mit. Sie fordert schnelle Gewissheit für die Mitarbeitenden im Gastgewerbe und der Hotellerie. Dazu eine baldige schrittweise Rückkehr in den normalen Betrieb unter Einhaltung der klar definierten und kontrollierten Schutzmassnahmen für die Mitarbeitenden gemäss Bundesamt für Gesundheit BAG.(ben)

 

Der Bundesrat hat an seiner wöchentlichen Corona-Pressekonferenz die Wiedereröffnung der Gastronomie mit keinem Wort erwähnt. Über die Öffnung von Restaurants, Cafés und Bars entscheide die Regierung «zu einem späteren Zeitpunkt», beschied er. Die Branche ist deshalb sauer. «Die Gastronomie wurde total vergessen. Wenn die Reporter nicht nachgefragt hätten, wüssten wir überhaupt nichts», sagt Moritz Rogger, Vorstandsmitglied von GastroSuisse und Präsident von Gastro Region Sursee.

Konzept für die Sicherheit in Bern eingereicht

Dies obwohl GastroSuisse vorgängig ein Konzept in Bern eingegeben habe, wie die Restaurants unter Einhaltung der Sicherheitsregeln den Betrieb wieder aufnehmen könnten. «Wir waren geschockt, dass unsere Branche nicht erwähnt wurde und es kein Ausstiegsdatum gibt», findet auch Sandra Zettel, die Präsidentin der Gastro Region Willisau.

Giuseppe Reo von der Gewerkschaft Unia Zentralschweiz sagt, er könne die Sicht des Bundesrats nachvollziehen. «Ich verstehe aber auch die Sicht der betroffenen Gastronomen», sagt er. Der Bundesrat habe sich für eine schrittweise Öffnung der Wirtschaft entschieden – wie auch der Lockdown etappenweise geschah. Man wolle Menschenansammlungen möglichst hinauszögern. Er sei überzeugt, dass der Bundesrat nach dem 11. Mai eine angepasste Lösung für die Wiederöffnung der Gastronomiebetriebe präsentieren werde. «Die Öffnungszeiten oder die Anzahl Personen könnten ja am Anfang beschränkt werden.»

Die wirtschaftliche Lage auf der Luzerner Landschaft ist dramatisch: Fast alle Landgasthöfe und Beizen sind geschlossen. In städtischen Gebieten wie Sursee würden mehr Gastronomen Take-away oder Heimlieferservice anbieten, sagt der Surseer Wirtepräsident Rogger. «Der Umsatz ist aber nur ein Bruchteil des Normalbetriebs.» Es sei mehr eine gute Art, sich bei der Kundschaft in Erinnerung zu rufen – für die Zeit nach der Corona-Krise.

Diese wird Spuren hinterlassen: Der nationale Wirteverband GastroSuisse schätzt, dass 30 bis 40 Prozent aller Gastrobetriebe im Land nach der Krise nicht wieder öffnen werden. Die Meinungen, ob eine schnelle Wiedereröffnung momentan sinnvoll wäre, sind allerdings selbst unter Wirten geteilt. Das hat eine Umfrage am Wochenende ergeben. Grössere Gastronomie-Ketten könnten mit einer Verlängerung des Lockdowns bis zirka im Juni leben. «Kleine Betriebe wollen jedoch rasch wieder Umsatz machen. Sie sind existentiell bedroht», erklärt Moritz Rogger.

Risiko, dass die Gäste am Anfang ausbleiben

Laut Sandra Zettel sind auch in der Region Willisau viele Gastronomen, deren Betriebe geschlossen sind, unsicher, ob eine frühe Öffnung optimal wäre. «Wenn sie zu früh aufmachen und sich die Gäste nicht trauen zu kommen, wird das Haus halb leer stehen. Die Mitarbeiterkosten haben sie trotzdem.» Wenn der Betrieb noch geschlossen bleibt, gilt weiterhin Kurzarbeit. «Für unsere Psyche wäre es natürlich schöner, wieder arbeiten zu können», sagt die Wirtin des Gasthofs Löwen in Grossdietwil. Aber wenn der Umsatz nicht stimme, würden die Probleme noch grösser. Sie selbst und ihr Mann Philipp bringen im Zwangsurlaub den Landgasthof wieder auf Vordermann, und die Chefin jätet mit einer Kollegin den Garten.