«Die meisten Kunden melden sich sofort – und das ist auch richtig»

 

Raphael Arn, Generalagent der Mobiliar Zofingen, erklärt, wie Betroffene im Schadensfall vorgehen sollten – und was das Unwetter für die Versicherung bedeutet.

Die Stadt Zofingen hat bisher über 490 Schadenmeldungen registriert. Wie viele Meldungen sind bei der Mobiliar Zofingen eingegangen?

Raphael Arn: Aktuell bewegt sich unsere Zahl bei circa 1000 Schadenfällen. Bei uns sind Schadenmeldungen aus Zofingen, Uerkheim, Rothrist, Oftringen, Vordemwald und Wikon eingegangen.

Mit welcher Schadenssumme rechnen Sie insgesamt?

Die Summe kann ich im Moment nicht beziffern.

Sie sprechen von rund 1000 Schadenmeldungen. Wird es der Mobiliar überhaupt möglich sein, finanziell für alles aufzukommen?

Ja, die Mobiliar hat selbstverständlich genügend Geld. Wir machen Werbung mit unserem Schadendienst. Wenn die Kunden betroffen sind, sind wir auch für sie da. Das ist also kein Problem.

Das Unwetter hat vor allem viele Keller geflutet. Wie sollten Betroffene jetzt vorgehen?

In erster Linie muss das Wasser abgepumpt werden. Die Feuerwehr bietet dabei Unterstützung – es ist gewaltig, was die Einsatzkräfte dieser Tage leisten. Wenn das Wasser entfernt ist, steht die Reinigung an. Wir empfehlen, die Ware aus dem Keller zu nehmen, ein Foto zu machen und eine Schadensliste einzureichen. Die meisten Kunden melden sich sofort – und das ist auch richtig. Wir sind da und haben genügend Kapazität, die Meldungen entgegenzunehmen.

Meistens ist es für die Leute eine schwierige Situation, wenn sie sich von Gegenständen trennen müssen, die ihnen ans Herz gewachsen sind. Welche Erfahrungen haben Sie diesbezüglich gemacht?

Wir haben sehr viele Emotionen erlebt. Bereits am Samstagabend haben Mitarbeiter von uns mitgeholfen, bei Kunden Gegenstände aus dem Keller zu räumen und zu putzen. Ein Mitarbeiter wurde beispielsweise von einem Kunden umarmt. Dieser hat sich mit Tränen in den Augen bei ihm für die Unterstützung bedankt. Wichtig ist, dass wir für die Kunden da sind und ihnen zeigen, dass sie in dieser schwierigen Situation nicht alleine sind.

Wann beurteilt die Mobiliar die Lage vor Ort?

Wir gehen vor allem bei Grossschäden vorbei und haben eine Schadengrenze festgelegt, ab welcher wir die Lage vor Ort beurteilen. Im Moment ist es bei dieser Anzahl an Fällen aber nicht möglich, alles abzudecken. Wir haben unseren Kunden gegenüber grosses Vertrauen.

In welchen Fällen bezahlt die Versicherung effektiv und wie viel?

In dieser Unwettersituation können wir in den meisten Fällen bezahlen. Die Höhe erarbeiten wir mit dem Kunden aufgrund seiner Schadensliste. Selbstverständlich entschädigen wir auch die Reinigung und die Zeit, die er dazu braucht. Es kommt zudem noch darauf an, ob es mobile Sachen oder das Gebäude betrifft. In letzterem Fall laufen der Schaden und die Abrechnung über die Aargauische Gebäudeversicherung oder über die Gebäudewasserversicherung.

Viele Leute sind jetzt mit Aufräumen beschäftigt und fehlen deshalb bei der Arbeit. Darf der Arbeitgeber dazu einen Ferientag abziehen?

Ich gehe davon aus, dass die Arbeitgeber in der Region so grosszügig sind, dass die Mitarbeiter eine gewisse Zeit zu Hause einsetzen können.

Die Mobiliar investiert selber in Hochwasserschutzprojekte. Beispielsweise aktuell in Vordemwald und Rothrist. Sind solche Projekte ein Tropfen auf den heissen Stein?

Nein, das ist es überhaupt nicht. Von den Anwohnern des Bachwegs in Vordemwald sind viele Schadenfälle eingegangen. Und an dieser Stelle ist das Projekt unter anderem vorgesehen. Am Samstag habe ich gesehen, dass eine der umgesetzten Massnahmen bereits funktioniert hat.

Wird die Mobiliar in Zukunft jetzt noch mehr solche Projekte in der Region unterstützen?

Es kommt darauf an, ob die Gemeinden ein Projekt umsetzen wollen oder nicht. Die Mobiliar macht Anschubfinanzierung und hat stets sehr offene Augen und Ohren.

Können Sie einordnen, was das Unwetter für die Mobiliar Versicherung Zofingen bedeutet?

Für die Mobiliar als Sachversicherung ist ein solches Unwetter immer auch eine Chance zu zeigen, dass wir im Schadenfall da sind. Die Rückmeldungen von den Kunden sind enorm. Sie schätzen, dass wir kein Callcenter sind, sondern hier in Zofingen vor Ort Unterstützung erhalten.

Überall haben die Aufräumaktionen begonnen. Wie geht es bei der Mobiliar weiter?

Im Moment sind wir dabei, die Schadenfälle aufzunehmen. Ich sorge zudem dafür, dass wir genügend Mitarbeiter vor Ort haben – das ist mit 20 Mitarbeitern im Moment auch der Fall. Dann warten wir ab, bis die Kunden die Listen einreichen. Wir wollen so schnell wie möglich abrechnen, damit die Leute wieder in ein geordnetes Tagesleben übergehen können.