Die Oltner Abbruch-GmbH geht unter die Haut

Als der HC Sierre am Sonntag in Spiel drei mit Aggressivität ins Spiel zu finden versucht und erst Knelsen und danach auch noch Wyss angegangen werden (siehe Box), wird die Gangart schlagartig ruppiger. Oltens Führungsspieler antworten in der gehässigen Playoffpartie mit Toren, während die vierte Sturmlinie mit Cyril Oehen, Robin Schwab und Dominic Weder Duftmarken mit teamdienlichem Arbeiterhockey setzt. Sie sind die schuftenden Arbeiter, die für ihre aufopferungsvolle Rolle selten bis nie in einem Telegramm auftauchen, aber nicht weniger wertvoll sind als Torschützen, weil sie von Einsatz zu Einsatz das gegnerische Spiel zerstören und zermürben. Kurzum: Die Oltner Abbruch-GmbH geht dem Gegner unter die Haut.

Trainer Fredrik Söderström ist begeistert von seinen Viertlinienstürmern: «Sie haben mich bislang sehr beeindruckt. Man darf, insbesondere in den Playoffs, von Führungsspielern immer wieder viel verlangen, aber – und das kann ich aus eigener Erfahrung sagen – man gewinnt in den Playoffs nie etwas ohne eine verlässliche, starke vierte Linie.» Es klinge abgedroschen und langweilig, aber «der Schlüssel zum Erfolg ist eine vierte Linie im Team zu haben, die immer und immer wieder mit viel Fleiss wertvolle Arbeit für das Team verrichtet, den Gameplan verfolgt und das Spiel einfach hält.»

Der Checker und die beiden smarten Spieler

Die vierte EHCO-Linie trägt viele Facetten, was sie noch viel unberechenbarer macht. Söderström: «Wir haben die perfekte Kombination gefunden: Robin Schwab, ein junger Spieler, der sehr smart spielt und immer zuerst an die Defensive denkt. Cyril Oehen, ein gross gewachsener Spieler, der hart spielt, jeden Check fertig macht und damit jedes Mal dafür sorgt, dass das Frustlevel beim Gegner steigt. Und Dominic Weder, der Playmaker dieser Linie, er kann sich immer wieder aus allen Situationen befreien und Chancen kreieren. Sie alle sind eine grosse Waffe für uns», lobt der Headcoach und ergänzt: «Sie haben zwar schon lange nicht mehr geskort, aber das ist auch nicht ihre Aufgabe. Ich vertraue ihnen sehr, weil ich weiss, wie beeindruckend und gut sie bis jetzt auch selbst Sierres Topspieler wie Asselin, Castonguay oder Montandon im Griff gehabt haben.»

Nur das i-Tüpfelchen fehlt noch

Cyril Oehen, der zu einem der wichtigsten Oltner Playoffspieler avanciert, behagt seine derzeitige Rolle sehr. Wird es physischer, ist der 22-Jährige zur Stelle. «Ja, ich mag es, wenn intensiv gespielt wird», sagt er lachend und führt aus: «Das physische Spiel gehört zu mir, ich versuche damit dem Team Energien zu geben. Ich finde es auch cool, wenn der Gegner mich versucht, hart zu checken. Das macht das Ganze auch etwas einfacher für mich, wenn man ohne Bedenken auf dem Eis stehen kann.»

Die Linie funktioniere gut, sie würden immer 100 Prozent geben, erledigen vor allem defensiv den Job, legen sich in die Schüsse und spedieren die Scheibe aus der eigenen Zone. «Es gibt aber auch bei uns Verbesserungspotenzial. Wir spekulieren zwar wenig in die Offensive, aber vielleicht können wir die Situationen, in denen es sich Chancen ergeben, noch besser ausnutzen. Wenn wir noch mehr Geduld mit der Scheibe haben, dann bin ich zuversichtlich, dass auch uns das eine oder andere Tor noch gelingen wird», sagt Oehen. Nur das i-Tüpfelchen fehlt also der Linie noch. Das fehlende Puckglück vor dem Tor ist auch Dominic Weder noch ein Dorn im Auge, sagt aber: «Uns fehlt noch der letzte Zwick vor dem Tor. Aber grundsätzlich spielt es keine Rolle, wer die Tore erzielt. Jeder muss seinen Job erledigen und unser Ziel ist es, kein Tor zu erhalten. Da sind wir gut unterwegs», sagt Weder.

Weitermachen wie bisher, heisst also das Rezept von Oehen, Weder und Schwab. «Es gibt nur eines: Wir wollen diesen vierten Sieg holen. Sierre wird sicher wieder hart spielen und sich nicht so einfach geschlagen geben. Aber wir werden darauf vorbereitet sein und werden ihnen aufzeigen, dass es auch bei uns zu Hause nicht geht», sagt Oehen. Die vierte Linie, die schuftende Oltner Abbruch-GmbH, wird dem HC Sierre ein weiteres Mal unter die Haut gehen.

Dario Kummer ist das Langenthaler Playoff-Monster

173 Zentimeter gross, 74 Kilogramm schwer. Eher unscheinbar also und dennoch ist sein Name bei den Gegnern gefürchtet: Dario Kummer hat sich in den letzten Saisons zu einem von Langenthals wichtigsten Spielern entwickelt. Er überzeugt mit guter Technik und Spielübersicht, in dieser Saison sammelte er zudem teamintern hinter Eero Elo am zweitmeisten Punkte während der Qualifikation. Ein beachtlicher Leistungsausweis für den erst 26-Jährigen.

Fahrt aufgenommen hat Kummers Karriere im Jahr 2014, als er in seinem letzten Juniorenjahr mit dem SC Bern Future den Titel bei den Elite-Junioren gewann. 2016 stemmte er dann ein erstes Mal die Swiss-League-Trophäe mit Ajoie in die Höhe, was ihm einen Vertrag in seiner Heimat Langenthal bescherte. 2017 und 2019 folgten dann die Titel mit seiner gelb-blauen Jugendliebe, für ihn ein kaum beschreibbares Glücksgefühl.

Alleine diese Fakten sprechen für sich, weitere Zahlen und Statistiken machen Kummers Höhenflug aber erst deutlich. Unter anderem wegen Corona wurden in den letzten fünf Jahren nur vier Titel vergeben – drei davon holte Kummer. In seiner Profikarriere gewann der Mittelstürmer 49 von 74 Playoffkämpfen in der Swiss League, in den letzten vier Saisons sind es sogar 47 von 68. Von insgesamt 15 Playoffserien, die er auf zweithöchstem Schweizer Niveau gespielt hat, verlor er nur zwei, seit fünf Serien ist er ungeschlagen. «Es ist schön, das einmal so zu hören», sagt Kummer und lacht, «aber ich gebe nicht zu viel auf Statistiken sondern viel mehr auf das Hier und Jetzt.» Und dort wolle er vor allem siegen. Mehr denn je. Denn genau dies mache ihn zum erfolgreichsten Playoff-Spieler der letzten fünf Jahre. «Ich ärgere mich, wenn wir verlieren, trotzdem das kann mal passieren. In den Playoffs kämpfe ich aber so lange, bis wir gewonnen haben.»

Das werde auch in den nächsten Tagen nicht anders sein, verspricht Kummer, zumal er glaubt, dass der SCL auch heuer im Stande ist, Grosses zu erreichen und vielleicht sogar den Titel zu gewinnen. «Wir hatten keine einfache Saison. Wir spielten oft nur mit einem Ausländer, haben aber dennoch gute Resultate erzielt.» Das mache zuversichtlich.

Trumpft Kummer also erneut auf? Eigentlich heisst es im Sport: «Was Geschichte ist, ist vergangen und wertlos. Für den Langenthaler gilt das aber kaum, umso weniger, weil er zuletzt besser denn je spielte. «Ich wusste schon im Sommer, dass ich unbedingt einen Fortschritt machen muss», erklärt Kummer, «entsprechend habe ich mich vorbereitet.» Von der bisher besten Saison zu sprechen, sei deshalb nicht falsch. Es fehlt einzig noch die Krönung: Die erste Titelverteidigung im gleichen Team. Und dafür braucht es im heute vierten Spiel gegen Thurgau den dritten Sieg.