«Die Schnauze voll von Zofingen»: Piazza künftig ohne «Heerus»

Grosser Knall beim Verein Piazza: Christoph Heer, Präsident, Mitgründer und Antriebsmotor, ist bereits per 1. April dieses Jahres als Präsident zurückgetreten. Per 30. Juni hat er auch sein Piazza-Mandat niedergelegt, um sich neu zu orientieren. Dies teilt der verbliebene Piazza-Vorstand mit. «Der Vorstand akzeptiert den Entscheid von Christoph Heer und bedankt sich herzlich für die geleistete Arbeit als Präsident und kreativer Kopf von Piazza», steht im Brief, der in der Nacht auf Freitag alle Piazza-Mitglieder via Mail erreichte. Der verbliebene Vorstand teile Heers Aufgaben unter sich auf, bis ein neuer Präsident gefunden sei. Der Vorstand besteht aus Marco Steffen (marcosteffen Orthopädie Technik), Daniel Eugster (Günthert Optik AG), Jsa Jeisy (b-blumen) und Jan Bachmann (Büro Bachmann AG).

In die Präsidenten-Rolle gedrängt

Der Rücktritt von Christoph Heer sei nicht überraschend gekommen, sagt Vorstandsmitglied Jan Bachmann. «Wir haben ihn bei der Vereinsgründung in die Rolle des Präsidenten gedrängt, obwohl er sich nie darum gerissen hat. Christoph Heer wollte immer der Macher sein, nicht aber der Präsident.» Deshalb habe Heer von Piazza ein Mandat erhalten, in dessen Rahmen er die diversen Anlässe organisiert habe. «Alles, was er getan hat, war vom Piazza-Vorstand vorher abgesegnet», sagt Bachmann.

Neue Vorstandsmitglieder gesucht

Die Interessengemeinschaft Piazza (pro innovative aktivitäten zur zofinger altstadt) ist im vergangenen Jahr nach dreijährigem Bestehen in einen Verein umgewandelt worden, um eine verbindliche Rechtsform zu erlangen. Mittlerweile hat der Verein über 65 Mitglieder. Die erste reguläre Generalversammlung ist fürs erste Quartal 2019 vorgesehen – sofern nicht vorher eine ausserordentliche Generalversammlung einberufen wird, die beispielsweise einen neuen Präsidenten wählen soll.

Dass der Vorstand von Piazza neue Mitglieder braucht, liegt auf der Hand. «Christoph Heer konnte viele Ressourcen freimachen. Wir vier verbliebenen Vorstandsmitglieder haben neben unseren Geschäften aber nicht genügend Kapazitäten, um langfristig seine Aufgaben zu übernehmen», sagt Jan Bachmann. Gesucht ist nicht nur ein neuer Präsident, sondern auch jemand, der das Piazza-Mandat übernimmt und damit die Organisation der Anlässe. Dieses Mandat im Umfang von 20 bis 30 Prozent ist – im Gegensatz zur ehrenamtlichen Vorstandsarbeit – vergütet. «Ich bin überzeugt, dass wir jemanden finden werden, der genügend Ressourcen hat und sich mit Elan für Piazza einsetzen wird.»

Auch wenn der Rücktritt als Vereinspräsident nicht überraschend kam: Dass Christoph Heer auch sein Piazza-Mandat niederlegen würde, damit hat keiner gerechnet. «Damit hat er uns dann doch sehr überrascht», so Jan Bachmann. Der Trennung sei kein Streit vorausgegangen und die Übergabe habe geregelt stattgefunden, wenn auch innerhalb kürzester Frist. «Wir haben alle Unterlagen wie Verträge und Abschlüsse, aber auch Logins für Homepage oder Mailaccount erhalten», betont Bachmann. Heer habe in allen Bereichen immer sehr korrekt gearbeitet. Die Vereins-Buchhaltung und diejenige von Piazza Underground seien von einem Treuhandbüro geführt und kontrolliert worden.

Und: «Piazza wird weitermachen. Es ist nicht geplant, aufzuhören.» In dieser Situation komme Piazza die neue Vereinsstruktur zugute: Die Aufgaben hängen nicht an einer einzigen Person, sondern sind auf mehrere Köpfe verteilt. So sind die Spielwochen im August, das Chestenefest im Oktober, die Cherzlinacht im Dezember und auch der Altstadt-Flohmi bereits aufgegleist. Ebenso weitergeführt wird Piazza Underground – zumindest solange genügend Mieter vorhanden sind. Die kleinen Shops im ehemaligen Jelmoli-Gebäude eignen sich für Start-ups und Dienstleistungsbetriebe. Es gebe allerdings immer mal wieder leere Verkaufsstände, räumt Jan Bachmann ein. Auch aktuell ist Piazza auf der Suche nach neuen Mietern.

Keine Stellungnahme von Heer

Christoph Heer selbst will zu seinem Rückzug aus dem Verein Piazza nicht Stellung nehmen. Auf die Mailanfrage antwortete die Abwesenheitsmeldung, dass er auf «computerloser Entdeckungsreise» sei. In einem späteren Mail teilt er mit, dass er ausgewandert sei. Und: «Sie können mich gerne so zitieren: ‹Ich hatte schlicht die Schnauze voll von Zofingen.›»

Piazza will Kunden werben: Im Jahr 2014 ist Piazza (pro innovative aktivitäten zur zofinger altstadt) erstmals aktiv geworden, und zwar mit den Turbo-Wochen. Ziel war und ist es, die Altstadt zu beleben und so mehr Kunden in die Geschäfte zu bringen. Piazza hat sich in den vergangenen Jahren verantwortlich gezeigt für den Flohmi, die Jassmeisterschaft, die Cherzli-Nacht oder den Corso dei Fiori sowie den Vespa-Treff, die Piazza-Art und die Spielwochen.