«Die Statistiken sind unbrauchbar»: Das BAG hat bei Corona-Virus-Fällen die Übersicht verloren

Daniel Koch sei ein guter Krisenmanager, die Digitalisierung habe der Leiter der Abteilung für ansteckende Krankheiten jedoch auf die lange Bank geschoben. So zitiert die «Republik» in einem Bericht vom Freitag eine anonyme Quelle aus dem Bundesamt für Gesundheit. Konkret bedeutet dies, dass die Schweiz den Stand der Epidemie nicht elektronisch erfassen kann. Ärzte müssen positiv getestete Krankheitsfälle mit handschriftlich auszufüllenden Formularen nach Bern faxen. Doch viele Arztpraxen haben längst keine Faxgeräte mehr.

Und die BAG-Leute in Bern kommen mit dem Entziffern der Formulare nicht nach. Sie werden deshalb mit der Briefwaage gewogen, damit wenigstens einigermassen abgeschätzt werden kann, wo man steht. Gar keine Meldungen gibt es zu Heilungen.

Die Schweiz befindet sich demnach im epidemologischen Blindflug. «Die Statistiken sind unbrauchbar», so das Fazit der Republik. Heftige Kritik kommt vom ETH-Lausanne-Epidemologen Marcel Salathé: «Die Situation ist der Schweiz unwürdig», wird er zitiert.

Wie sich Ausgangssperren vermeiden lassen

Zusammen mit weiteren führenden Epidemologen hat Salathé am Donnerstag im «Swiss Medical Weekly» aufgezeigt, welche Strategie aus wissenschaftlicher Sicht angebracht wäre: So viele Tests wie möglich, Analyse der Ansteckungsketten, Isolation der Infizierten.

Diese Strategie wird auch von der Weltgesundheitsorganisation WHO empfohlen und hat etwa in Südkorea zu einem deutlichen Rückgang der Infektion geführt, wodurch sich Ausgangssperren vermeiden liessen.

Salathé sowie das BAG waren für eine Stellungnahme bislang nicht erreichbar.