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Die stillen Zeitzeichen des Bryan Adams

Die stillen Zeitzeichen des Bryan Adams

Kriegsversehrte, Randständige, Popstars: Haus der Fotografie an der Kirchgasse zeigt Bilder des Musikers und Fotografen.

Urs Huber

Ausstellungsmachende: von links Mat Humphrey, Anke Degenhard, Remo Buess, Isabelle Bitterli und Christoph Zehnder vor den Porträts der Londoner Randständigen.

Bruno Kissling

Ausgesetzt? Ausgestellt? Sichtbar? Ungeschützt? Die angeführten Adjektive zu «Exposed passen alle. So nämlich nennt sich die aktuelle Fotoausstellung im Haus der Fotografie in Olten. Absender der Werke: Bryan Adams, einer Mehrheit wohl eher bekannt als Musiker denn als Fotograf. «Somebody» tönt den meisten ü40-Vertretenden in diesem Land noch immer in den Ohren. Oder schon wieder. Von «Summer Of ‘69» gar nicht zu reden.

Und jetzt kommt der Fotograf Und jetzt kommt dieser Bryan Adams nach Olten und stellt nach langer Zeit wieder einmal in der Schweiz aus. Er kommt nicht persönlich vorbei; das wäre dann doch etwas viel verlangt. Aber allein schon die im Haus der Fotografie an der Kirchgasse 10 gezeigten Lichtbilder machen etwas her. Die Ausstellung gliedert sich in drei Fotoserien, die sowohl Adams’ Arbeiten als auch seine humanitären Überzeugungen widerspiegeln. Das mag seine Motivation erklären, vor knapp 10 Jahren Randständige in London für Porträts vor die Linse geholt zu haben.

«Ich glaube, das macht den guten Fotografen aus: soziale Gräben überwinden zu können»,

sagt Remo Buess, Direktor des International Photo Festival Olten (IPFO).

Adams gründete mit der Bryan Adams Foundation eine eigene Stiftung, die sich um hilfsbedürftige Menschen auf der ganzen Welt kümmert. Er spielte für Greenpeace und Amnesty International und im Dienste vieler weiterer humanitärer Kampagnen, etwa für die Rettung des Regenwalds, die Befreiung politischer Gefangener, die Rettung der Wale oder die Linderung von Hunger und Not Bedürftiger.

Aber natürlich, er bildete auch Menschen aus der Society ab; Schauspielende wie Ben Kingsley (Ghandi) oder Mickey Rourke ( 9½ Wochen ) auch Vertretende des Musikgeschäfts: Mick Jagger und Amy Winehouse in Übergrösse; gar in Olten zu sehen. «Es ist zu ersten mal, dass wir hier in unserem Haus so grossformatige Werke hängen haben», meint Buess zu dieser beeindruckenden Ausstellung.

Besonders augenfällig im 1. Stock des Hauses: Bilder, die britische Kriegsversehrte zeigen. Ihre Verletzungen, die sie in Afghanistan und dem Irak erlitten haben, werden deren Leben für immer prägen. «Sie erhielten erstmals Applaus und ein Dankeschön von der guten Gesellschaft, als Adams damals zur Buchvernissage einlud», erzählt Mat Humphrey, der zusammen mit Anke Degenhard die Ausstellung kuratierte. 106 Fotografien aus einer Sammlung von 170. «Es hatten wirklich nicht alle Platz», sagt Anke Degenhard.

Entdeckt vor knapp 20 Jahren

«Mir ist Bryans fotografische Arbeit erstmals Anfang der 2000er-Jahre aufgefallen», lässt sich Marco Grob, Artistic Director des IPFO sowie des IPFO Haus der Fotografie, zitieren. Aber er sei beeindruckt gewesen von der spielerischen Qualität seiner Bilder und er habe zu diesem Zeitpunkt noch keine Ahnung gehabt, dass es sich hier um den Musiker Bryan Adams handelt. «Später wurden seine Fotografien immer tiefgründiger und ich muss sagen, ich bin heute, über 20 Jahre später, immer noch beeindruckt.» Und Remo Buess fügt hinzu: «Die meisten Menschen kennen Bryan Adams als Entertainer auf den grossen Bühnen der Welt. Dass er aber auch zu den besten Fotografen gehört, wissen bislang nur wenige. Wir sind sehr stolz, seine fantastischen Werke im IPFO Haus der Fotografie zeigen zu dürfen.» Denn: Auch er, Buess, habe erst vor wenigen Jahren von Adams’ fotografischem Schaffen erfahren.

Lasst Bilder sprechen! Noch selten erfüllte eine Ausstellung diese alte Empfehlung so wie «Exposed» dies tut.

Bryan Adams vor einem Bild mit Amy Winehouse, das ebenfalls in Olten zu sehen ist.

Getty Images

Bryan Adams, kanadischer Musiker und Fotograf, wurde 1959 in Kingston/Ontario, Kanada, geboren. Im Alter von 15 Jahren verliess er die Highschool, um mit Bands wie Shock und Sweeny Todd nachts in den Clubs der Stadt aufzutreten. 1981 erschien sein Album «You Want It, You Got It», das es in die US-Charts schaffte. Adams arbeitete in seiner Karriere mit vielen anderen namhaften Musikern zusammen. So sang er neben Sting, Rod Stewart und Tina Turner auch mit Barbra Streisand oder Ronan Keating. Adams lebt heute in London. (hub)