
Die Suche des EHC Olten nach dem «letzten Zwick»
Man kann nicht behaupten, dass das Oltner Trainergespann mit Headcoach Fredrik Söderström und Assistent Marc Grieder dieser Tage etwas unversucht lässt, das Erfolgspuzzle zu lösen. Vor dem Duell gegen Sierre schmissen die Coaches die Spieler mal wieder in den Mixer und wirbelten die Linienzusammenstellungen komplett durcheinander.
Man kann das – in diesem späten Stadium der Saison – wohlwollend interpretieren. In dem Sinne, dass man versucht, Impulse zu setzen und Spieler, die mit ihrer Form kämpfen, irgendwie in Schwung zu bringen. Man kann es aber auch als Akt der Verzweiflung sehen, weil schlicht zu viele Akteure seit geraumer Zeit nicht (mehr) das bringen, was sie könnten. Oder schlicht nicht mehr bringen können.
Spiele wie gegen Kloten sind die Ausnahme
Nun: Das Spiel gegen Sierre zeigte, dass man wohl eher die zweite Interpretation zur Hand nehmen muss. Bei der 2:3-Niederlage des EHCO gegen den Tabellennachbarn offenbarten sich die Probleme, die diese Mannschaft plagen, wieder einmal exemplarisch. An einem guten Abend, wenn alles wie gewünscht läuft und die Räder ineinandergreifen, dann können die Oltner auch Leader Kloten vom Eis fegen. Dumm nur, dass diese Auftritte eher die Ausnahme sind. Gute Teams schaffen es eben auch, an «normalen» Abenden ein Level zu erreichen, das es ihnen erlaubt, enge Spiele für sich zu entscheiden.
Diese Fähigkeit ist dem EHC Olten seit der Siegesserie über den Jahreswechsel abhandengekommen. Und auch gegen Sierre musste man das konstatieren, was sich in den letzten Spielen immer wieder beobachten liess. Den Oltner fehlt der «letzte Zwick», diese entscheidende Überzeugung in den Aktionen, das ultimative Selbstvertrauen, Partien auf des Messers Schneide zu ihren Gunsten zu entscheiden, das Ruder mit Entschlossenheit herumzureissen.
Man kann der Mannschaft dabei wirklich nicht vorwerfen, dass sie sich nicht bemüht. Auch gegen Sierre wären genügend Chancen da gewesen, ein besseres Resultat zu erzielen. Aber die Muster gleichen sich eben: Man startet schlecht in die Partien, gerät in Rückstand und muss dann einen unglaublichen Aufwand betreiben, um die Partie zu wenden. Läuft man dann in einen «heissen» Goalie, so wie es Sierres Connor Hughes einer war, und macht sich das Leben durch viele unnötige Strafen auch noch zusätzlich schwer, dann reicht es eben oft nicht. «Frustrierend ist, dass wir momentan Spiele verlieren, die wir vor einem Monat noch gewonnen hätten», bemerkte der sichtlich unzufriedene Fredrik Söderström und fügte an: «Wir verlieren immer wieder die entscheidenden Duelle vor den beiden Toren. Wir müssen ganz einfach den nächsten Gang finden, wenn es darum geht, mit Herz und Leidenschaft in die Zweikämpfe zu gehen.»
Anders ausgedrückt: Der EHCO-Trainer vermisst bei seinen Spielern die nötige Härte. «Wir laufen viel, wir arbeiten viel, wir kreieren Torchancen. Aber wir sind in den Duellen Mann gegen Mann zu weich. Deshalb verdienen wir es auch nicht, solche Spiele zu gewinnen.»
Die Schlüsselspieler müssen zuverlässiger sein
Fredrik Söderström wird auch nicht müde zu betonen, dass er in seiner Mannschaft Spieler brauche, auf die er sich verlassen könne. «Heute hat Diego Schwarzenbach seine ersten Tore nach einem gefühlten halben Jahr erzielt. Aber wo waren die anderen? Gute Teams haben Schlüsselspieler, auf die sie sich immer verlassen können, die im entscheidenden Augenblick den Lead übernehmen und ein wichtiges Tor erzielen. Ich muss mich derzeit überraschen lassen, wer einen guten Abend haben wird.»
In der Tat war auch das Spiel gegen Sierre diesbezüglich symptomatisch. Vor allem, wenn man die Leistung der Söldner unter die Lupe nimmt. Topskorer Garry Nunn beweist derzeit mal wieder, dass er läuferisch und technisch unglaublich gut ist, aber auch, dass er, wenn es härter zu- und hergeht auf dem Eis, sich kaum wie gewünscht zu entfalten vermag. Wenn er «heiss» ist, ist er kaum zu bremsen. Wenns ihm nicht läuft, dann gelingt ihm dafür kaum etwas. Captain Dion Knelsen verkörpert den derzeitigen Stand der Dinge dieser Mannschaft perfekt. «Er gibt sich und hat Mühe», lautet bei ihm das Motto – und das seit Wochen. Der Kanadier rennt seiner Form verzweifelt hinterher. Unter dem Strich ist das zu wenig für einen designierten Leader.